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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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der Beifahrerseite, der andere Junge setzte sich ans Steuer.
    Der Wagen war ein VW Golf, ein Modell aus den späten neunziger Jahren. Die Spitze der kurzen, dicken Antenne, die hinten aus dem Dach ragte, zierte ein gelber Ball, etwas kleiner als ein Tennisball. Als sie an mir vorüberfuhren, sah ich den Smiley, der daraufgemalt war.

Fünfundvierzig
    Arthur Twain lehnte von Kissen gestützt am Kopfteil seines Bettes in seinem Zimmer im Just Inn Time, sein Laptop auf dem Schoß, sein Handy neben ihm auf der Tagesdecke. Er hatte durchaus schon besser gewohnt, aber sonst war in der Stadt nichts mehr frei gewesen.
    Er kam nicht weiter. Belinda Morton wollte nicht mit ihm reden. Darren Slocum wollte nicht mit ihm reden. Der Einzige, der überhaupt mit ihm gesprochen hatte, war Glen Garber. Doch er hatte noch andere Namen, andere Frauen, die Handtaschenpartys von Ann Slocum besucht hatten. Sally Diehl. Pamela Forster. Laura Cantrell. Susanne Janigan. Betsy Pinder. Ein, zwei Tage wollte er es in Milford noch versuchen, sehen, ob er die eine oder andere der Frauen zum Sprechen bringen und eine genauere Vorstellung bekommen konnte, aus wie vielen verschiedenen Ecken die Taschen kamen, die hier verkauft wurden.
    Einer Sache war Twain sich sicher: Slocum und seine tote Frau waren wie die Nabe eines Rads hier in der Gegend gewesen. Sie hatten die verschiedensten Produkte in diesen Teil von Connecticut gebracht. Ann verkaufte Handtaschen, ein, zwei Leute nahmen ihnen pharmazeutische Produkte ab und verkauften sie weiter, und selbst Baumaterial wurde verhökert, zumindest Dinge, die leicht zu transportieren waren wie zum Beispiel Elektroteile. Keine giftigen Gipsplatten.
    Nicht, dass Twain die anderen gefälschten Produkte egal gewesen wären, aber es waren die Modekonzerne, die ihn bezahlten. Wenn ihn eine Drogenspur zu den Taschenimitationen führte, wunderbar, aber sich auch um solche Dinge zu kümmern, dafür wurde er nicht bezahlt. Einmal war er auf der Suche nach der Quelle gefälschter Fendi-Taschen in einem Keller in Boston auf ein Labor zur Fälschung von DVDs gestoßen. Jeden Tag wurden dort an die fünftausend Raubkopien von Filmen hergestellt, manche davon liefen sogar noch im Kino. Twain rief die Behörden an, die sich um so etwas kümmerten, und das Fälschernest wurde noch in derselben Woche ausgehoben.
    Er erstattete seinem Arbeitgeber gerade Bericht über den Stand der Ermittlungen in Milford, als es an seiner Tür klopfte.
    »Sekunde!«, rief er. Er stellte das Laptop beiseite und schwang die Füße aus dem Bett. Er hatte keine Schuhe an. Mit sechs Schritten hatte er die Tür erreicht und spähte durch das Guckloch. Er sah nur schwarz. Es war das erste Mal, dass Twain durch das Guckloch sah. Vielleicht war es ja kaputt, oder jemand hatte Kaugummi darauf geklebt. In einem Hotel wie diesem musste man mit so etwas rechnen und auch damit, dass das Reinigungspersonal es nicht bemerkte.
    Vielleicht hielt aber auch jemand den Finger darüber.
    »Wer ist da?«, fragte er.
    »Glen Garber.«
    »Mr. Garber.«
    Er konnte sich nicht erinnern, Garber den Namen seines Hotels gesagt zu haben. Er hatte sich hier noch gar nicht eingemietet, als er ihn besuchte. Eine Karte hatte er Garber gegeben, dessen war er sich sicher, also warum rief der Mann ihn nicht an, statt seine Spur bis hierher zu verfolgen?
    Es sei denn, er hatte Twain etwas mitzuteilen, über das er aus Sicherheitsgründen lieber nicht am Telefon reden wollte.
    Wenn es überhaupt Garber war.
    »Können Sie einen Schritt von der Tür weggehen?«, fragte Twain und hielt sein Auge wieder an den Spion. »Ich kann Sie nicht richtig sehen.«
    »Aber sicher«, sagte der Mann jenseits der Tür. »Sehen Sie mich jetzt?«
    Der Spion war immer noch schwarz. Also war er kaputt, oder der Mann hielt noch immer den Finger darauf.
    »Geben Sie mir eine Minute«, sagte Twain. »Ich komme gerade aus der Dusche.«
    »Kein Problem«, sagte die Stimme.
    Twains Aktenkoffer lag auf dem Schreibtisch. Er öffnete ihn und holte aus dem Fach unter dem Deckel eine kurzläufige Faustfeuerwaffe. Ihr Gewicht in seiner rechten Hand gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Er sah auf seine Schuhe hinunter, die auf dem Boden neben dem Bett standen, und überlegte, ob er hineinschlüpfen sollte, beschloss aber, sich nicht damit aufzuhalten. Er kehrte zur Tür zurück, versuchte es noch einmal mit dem Guckloch.
    Immer noch schwarz.
    Er schob die Kette mit der Linken zurück, dann drehte er leise den

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