Weil Ich Euch Liebte
Verachtung und Besorgnis.
Rick hatte eine Papiertüte in der Hand.
Ich öffnete die Tür und winkte alle herein. Niemand sagte etwas. Rick gab mir die Tüte. Ich rollte sie auf und sah hinein.
Die Pistole.
»Sie wissen Bescheid?«, fragte ich Bonnie Wilkinson.
Sie nickte.
»Wenn’s nur seinetwegen wäre«, sagte ich mit einer Kopfbewegung Richtung Rick, »dann würde ich die Polizei verständigen. Aber ich kann ihn nicht anzeigen, ohne gleichzeitig Ihren Sohn anzuzeigen.« Der Junge hatte gerade seinen Vater und seinen Bruder verloren. Ich konnte den Wilkinsons nicht noch mehr Kummer bereiten, auch wenn die Mutter Klage gegen mich erhoben hatte.
Sie nickte wieder.
»Aber wenn die beiden so etwas noch einmal versuchen, wenn die meine Tochter auch nur schief ansehen, dann hält mich nichts mehr auf.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs. Wilkinson.
Rick sagte: »Was soll ich denn meinem Dad sagen, wenn er merkt, dass die Pistole nicht mehr da ist?«
»Keine Ahnung.«
»Ich rede mit ihm«, sagte Mrs. Wilkinson zu ihm. Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort. Schließlich sagte sie: »Ich wusste nicht, dass Corey so etwas Hirnverbranntes vorhatte. Ich hätte es nie zugelassen.«
Ich wollte ihr sagen, dass ich das wisse. Ich wollte ihr sagen, ich sei froh, dass ihre Strategie darauf zielte, uns vor Gericht zu erledigen, nicht auf der Straße. Doch ich nickte nur.
Es gab nichts mehr zu sagen. Als sie sich der Tür zuwandten, sagte ich zu Rick: »Eins noch.«
Er sah mich an.
»Schau, dass du diesen Ball auf deiner Antenne loswirst, bevor die Polizei ihn entdeckt.«
Siebenundvierzig
Kurz nachdem die drei gegangen waren, läutete das Telefon.
»Mr. Garber, hier ist Detective Julie Stryker.« Die Ermittlerin im Mord an Theo Stamos.
»Hi«, sagte ich
»Ich habe eine Frage an Sie. Warum könnte Theo Stamos Ihnen einen Brief geschrieben haben?«
»Einen Brief?«
»Genau.«
»War’s ein Drohbrief? Ich habe ihm gesagt, dass er von mir keine Aufträge mehr bekommt. So einen Brief haben Sie gefunden?«
»Er lag in einem Stapel anderer Papiere auf dem Küchentisch. Sieht so aus, als habe er sich Notizen gemacht. Weil er Ihnen einen Brief schreiben wollte. Vielleicht wollte er Sie auch anrufen. Und vorher seine Gedanken ordnen.«
»Was steht in den Notizen?«
»Anscheinend sollte es eine Art Entschuldigung werden, vielleicht sogar ein Geständnis. Können Sie sich vorstellen, was er Ihnen gestehen wollte?«
»Ich habe Ihnen doch von dem Haus erzählt, in dem er die Elektroinstallationen gemacht hat und das dann abgebrannt ist.«
»Kürzlich gab es einen Zwischenfall zwischen Ihnen beiden. Ich habe mit einem Hank Simmons gesprochen. Mr. Stamos hat auf einer seiner Baustellen gearbeitet.«
»Ja.« Mir war klar, dass sie es früher oder später sowieso rausfinden würde. »Ich habe ihn mit ein paar Neuigkeiten konfrontiert. Ich hatte gerade von der Feuerwehr gehört, dass die Elektroteile, die er in dem abgebrannten Haus verwendet hatte, nichts taugten. Sie haben den Brand verursacht.«
»Das haben Sie mir aber heute Vormittag nicht gesagt.«
»Das mit den Elektroteilen habe ich Ihnen gesagt.«
»Laut Aussage von Mr. Simmons haben Sie Mr. Stamos … Gummihoden vom Wagen geschnitten?«
»Ja«, sagte ich.
Pause. »Kann ich Ihnen, ehrlich gesagt, nicht verdenken.«
Mir wurde klar, dass es nicht sehr klug war, mit ihr zu reden. Leg auf und ruf Edwin an, dachte ich. War ich durch meine Auseinandersetzung mit Theo verdächtig? Immerhin war ich auch da oben bei seinem Wohnmobil gewesen. Ich hatte die Leiche gefunden. Glaubte Stryker, dass ich etwas mit dem Mord zu tun hatte?
Aber wenn sie mich für verdächtig hielt, würde sie mir all diese Fragen am Telefon stellen? Hätte da nicht schon ein Streifenwagen vor meinem Haus auf mich gewartet?
Und dann hatten sie natürlich Doug in Gewahrsam.
»Darum ging’s also in dieser Entschuldigung?«, fragte ich. »Um den Brand?«
»Schwer zu sagen. Ganz oben auf dem Blatt steht Ihr Name, darunter ein paar Worte. Ich lese Ihnen vor, was er geschrieben hat. Denken Sie daran, das Ganze sind nur Fragmente. Nur Halbsätze, noch dazu in einer Sauklaue geschrieben. Und mit der Rechtschreibung hatte er’s auch nicht so.«
»Alles klar.«
»Mal sehen … ja, hier. ›Mr. Garber, Ihr Urteil über mich, nicht fair‹ und ›das mit Wilson tut mir leid‹. Wer ist Wilson?«
»Das abgebrannte Haus war für die Wilsons.«
»Gut. Dann ›versuche nur, über die Runden zu
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