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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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geradeaus.
    »Corey, ich finde es ja doch heraus. Also hör auf, dich blöd zu stellen und sag’s mir.«
    »Rick.«
    »Rick, und wie noch?«
    »Rick Stahl.«
    »Wie ist das an diesem Abend gelaufen? Hat Rick den Wagen gelenkt, und du hast geschossen?«
    Corey sah mich an. »Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Na gut, halt dich fest, ich dreh jetzt hier um.«
    »Wieso, was denn?«
    »Ich bring dich jetzt direkt zur Polizei. Ich werde dich Detective Wedmore vorstellen. Du wirst sie bestimmt mögen.«
    »Is ja gut, is ja gut! Machen Sie mir ein Angebot.«
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Ein Angebot? Hast du das wirklich gesagt? Du willst mein Angebot hören? Ihr zwei Witzbolde habt auf mein Haus geschossen. Ihr habt das Fenster im Zimmer meiner Tochter zertrümmert.« Ich stach mehrmals mit dem Finger vor ihm in die Luft. »Im Zimmer meiner Tochter, du verdammter Idiot! Hast du das kapiert? Und sie war im Zimmer. Da hast du mein Angebot!«
    Er schwieg.
    »Was mit deinem Dad und deinem Bruder passiert ist, tut mir unendlich leid, das kannst du mir glauben, und ich verstehe, wer deiner Meinung nach dafür verantwortlich ist. Aber mir ist es scheißegal, ob du glaubst, dass meine Frau deinen kompletten Stammbaum ausgerottet hat – du schießt nicht ins Zimmer meiner Tochter.« Ich packte seinen Arm, umklammerte ihn wie ein Schraubstock und schüttelte ihn.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Mhm.«
    »Ich hab nichts gehört.«
    »Ja.«
    Ich ließ ihn nicht los. »Wer hat geschossen?«
    »Wir haben doch nicht gewusst, dass jemand im Zimmer ist«, sagte er. »Wir haben nicht mal gewusst, wessen Zimmer es ist.« Ich drückte noch fester zu. »Ich war’s. Ich habe geschossen. Rick ist gefahren – ich habe noch keinen Führerschein –, und ich habe hinten gesessen, bei runtergelassenem Fenster, und beim Vorbeifahren habe ich geschossen, und ich schwöre bei Gott, ich wollte nur das Haus treffen oder Ihren Wagen oder sonst was in der Art. Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Fenster treffen würde oder dass jemand im Zimmer ist.«
    Ich stieß seinen Arm weg. Wir fuhren schweigend weiter. Schließlich fragte ich ihn: »Sag mir nur eines.«
    »Hah?«
    »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Gedacht?«
    Fast hätte ich gelacht. »Versteh schon, ›denken‹ kann man das ja wohl kaum nennen, aber trotzdem: Was sollte das Ganze?«
    »Ich wollte einfach was tun«, sagte er leise. »Ich meine, meine Mutter verklagt Sie, aber ich wollte auch irgendwas tun.« Er sah mich an, und ich sah, dass ihm Tränen in die Augen traten. »Nicht nur sie hat Menschen verloren. Ich doch auch. Meinen Dad und meinen Bruder.«
    »Du wolltest uns Angst einjagen«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich.«
    »Also, das ist dir gelungen. Du hast mir Angst eingejagt. Und weißt du, wem du noch Angst eingejagt hast?«
    Er wartete, dass ich es ihm sagte.
    »Du hast meiner Tochter Kelly Angst eingejagt. Sie ist acht. Acht. Jahre. Alt. Die Kugel schlug nicht mal zwei Meter von ihr entfernt durchs Fenster. Sie hat geschrien wie am Spieß und sich im Schrank versteckt. Ihr ganzes Bett war voller Scherben. Hast du verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Ich hab’s verstanden.«
    »Geht’s dir jetzt besser? Kannst du das, was mit deinem Bruder und deinem Dad passiert ist, jetzt besser aushalten, weil du ein kleines Mädchen zu Tode erschreckt hast? Ist das die Gerechtigkeit, auf die du aus bist?«
    Corey sagte nichts.
    »Wem gehörte die Waffe?«
    »Rick. Also seinem Vater. Er hat alle möglichen.«
    »Ich geb dir eine halbe Stunde«, sagte ich.
    »Was?«
    »Wenn du in einer halben Stunde nicht da bist, ruf ich die Polizei. Du rufst jetzt deinen Freund Rick an. Ihr seid beide in einer halben Stunde bei mir, mit der Waffe, und ihr werdet sie mir geben.«
    »Sein Dad wird ihm bestimmt nicht –«
    »In einer halben Stunde«, wiederholte ich. »Und noch was.«
    Er sah mich besorgt an.
    »Bring deine Mutter mit.«
    »Was?«
    »Du hast schon verstanden.« Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an. »Raus.«
    »Hier? Wir sind hier doch mitten in der Pampa.«
    »Stimmt genau.«
    Er stieg aus. Als ich davonfuhr, sah ich im Rückspiegel, wie er telefonierte.

    Fünfunddreißig Minuten später standen sie vor meiner Tür. Ich hätte ihnen auch fünfundvierzig gegeben, bevor ich Wedmore angerufen hätte. Die beiden Jungen, die sehr nervös wirkten, wurden von Coreys Mutter begleitet. Bonnie Wilkinson sah blass und mitgenommen aus. Sie betrachtete mich mit einer Mischung aus

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