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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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einer Mücke vielleicht den Garaus gemacht hätte, hier aber keinen großen Effekt erzielte.
    »Wo ist es?«, fragte Sommer.
    »Was?«, winselte George. »Was wollen Sie?«
    »Das Geld.«
    »In meinem Arbeitszimmer«, sagte George. »Es ist in meinem Arbeitszimmer.«
    »Nach Ihnen«, sagte Sommer, ließ George jedoch nicht los, sondern packte seinen Hemdkragen und drehte ihn enger.
    »Das war nicht notwendig!«, schrie Belinda Sommer an. »Er blutet.«
    Mit der freien Hand stieß Sommer sie aus dem Weg, wobei er ihr mitten auf die rechte Brust griff. Belinda taumelte rückwärts gegen den Türrahmen.
    »Es ist in einem Safe, stimmt’s?«, fragte Sommer.
    »Ja, ja, es ist im Safe«, sagte George. Er führte Sommer ins Arbeitszimmer und um den Schreibtisch herum. »Er ist in der Wand, hinter dem Bild da.«
    »Aufmachen«, sagte Sommer und stieß George quer durchs Zimmer, bis er mit dem Gesicht im Porträt seines Vaters landete.
    Sommer ließ ein wenig locker, damit George das Bild zur Seite klappen konnte. Der Safe mit dem Kombinationsschloss kam zum Vorschein.
    »Das sind also die Leute, mit denen du Geschäfte machst«, zischte George Belinda an.
    »Du Volltrottel!«, schrie sie ihn an. »Das hast du dir selbst eingebrockt!«
    George legte seine Finger auf die Wählscheibe, aber sie zitterten. »Ich … ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Sommer seufzte. Er packte George jetzt mit der Linken, um die Rechte frei zu haben und zog ihn weg, um den Zahlenkranz selbst drehen zu können. Seine Hand zitterte kein bisschen.
    »Ich höre«, sagte er.
    »Schon gut, schon gut, drehen Sie zweimal nach rechts, dann links bis vierundzwanzig, rechts bis elf –«
    Verdammt will ich sein, dachte Belinda. Er hat meinen Geburtstag genommen.
    Genau in dem Augenblick, als George die dritte Zahl sagen wollte, die Belinda jetzt auch selbst hätte ergänzen können, klingelte es im Zimmer.
    Ein Handy.
    Belinda ließ ihres auch zu Hause an, doch es war nicht ihr Klingelton. George schaltete seines immer aus, wenn er nicht unterwegs war. Also musste es das von Sommer sein. Doch der hielt mit einer Hand George fest, und mit der anderen gab er die Kombination ein. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als das Klingeln zu ignorieren.

    Die Fahrertür ging auf. Slocum kniff die Augen zusammen, um zu sehen, wer es war.
    Die Person überquerte die Straße.
    »Geh unter die Lampe«, flüsterte Slocum mit zusammengebissenen Zähnen. »Unter die Lampe.«
    Es war, als würde Slocums Flehen erhört. Die Person blieb einen winzigen Augenblick unter der Straßenlampe stehen. Den Blick noch immer auf das Haus gerichtet. Jetzt konnte Slocum erkennen, wer das war.
    »Scheiße, nein«, sagte er und holte sein Handy aus der Brusttasche. Er klappte es auf, rief Sommers Nummer auf und drückte auf die Wähltaste.
    »Geh ran, geh ran, geh ran.«

    Sommer stellte die letzte Zahl ein, hörte, wie sich das Schloss öffnete, und zog die Tresortür auf. In diesem Moment hörte auch sein Handy auf zu klingeln. Er ließ George’ Hemd los und griff nach dem Geldumschlag.
    »Na endlich«, sagte er.
    George erkannte seine Chance und wollte flüchten. Doch er war nicht schnell genug. Sommer ließ den Umschlag fallen, packte George am Arm und schleuderte ihn auf den ledergepolsterten Bürostuhl. Der Stuhl kippte samt George um.
    Sommer griff in sein Sakko und zog die Pistole. Er zielte auf George und sagte: »Machen Sie keinen Mist.«
    Doch weil Belinda schrie, als sie die Waffe sah, hätte George Sommers Warnung beinahe nicht gehört.
    Und keiner von ihnen hörte die Türklingel.

Neunundvierzig
    Als Betsy und ihre Mutter weg waren, ging ich nach oben ins Bad und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Ich schaute in den Spiegel, sah die dunklen Ringe unter meinen Augen. Sollte ich schon früher einmal so tief auf dem Zahnfleisch dahergekrochen sein, konnte ich mich jedenfalls nicht mehr daran erinnern.
    Ich kam aus dem Bad und setzte mich auf das Bett, das ich einmal mit Sheila geteilt hatte. Ich ließ meine Hand über die Decke gleiten, hinüber auf Sheilas Seite. Hier hatten wir uns jede Nacht zur Ruhe gelegt, uns von unseren Hoffnungen und Träumen erzählt, gelacht und geweint, uns geliebt. Hier hatten wir Kelly gezeugt.
    Ich stützte die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände. So saß ich eine Weile und spürte, wie mir die Tränen kamen, doch ich ließ sie nicht fließen. Dazu war jetzt keine Zeit.
    Ich atmete ein paarmal tief ein und aus, würgte den

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