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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Schmerz, die Verzweiflung und den Kummer hinunter.
    »Reiß dich zusammen, Weichei«, befahl ich mir. »Heb deinen Arsch, du hast jede Menge Orte und Leute abzuklappern.«
    Was für Orte und Leute das sein sollten, das war mir keineswegs klar. Klar war mir nur, dass ich hier nicht rumhocken konnte, während Rona Wedmore ihren Big Mac und ihre Pommes aß, sich schlafen legte und bis morgen wartete, um den Dingen nachzugehen, von denen ich ihr erzählt hatte. Ich wollte ihnen jetzt auf den Grund gehen. Ich musste etwas tun, durfte nicht aufhören, Fragen zu stellen.
    Ich musste wissen, was Sheila zugestoßen war.
    Ich wusste, was sie in diesem Moment zu mir sagen würde, wenn sie könnte: »Mach eine von deinen Listen.«
    Ich hatte Block und Schreibzeug auf dem Nachttisch für den Fall, dass ich in der Nacht aufwachte und mir Sachen durch den Kopf gingen wie: »Heute werden bei den Bernsteins die Arbeitsplatten eingebaut, ich muss dafür sorgen, dass die Tischler rechtzeitig da sind.« Das schrieb ich mir dann auf, damit ich es nicht vergaß.
    Als ich mir schon einige Punkte notiert hatte, fiel mir auf, dass das eigentlich gar keine Liste von Dingen war, die abzuarbeiten waren, sondern ein Katalog von Fragen, auf die ich noch keine Antwort hatte.
    Was hatte Sheila in ihren letzten Stunden gemacht? Wo hatte sie sich so betrunken? Wurde sie, und zu dieser Auffassung neigte ich immer mehr, ermordet? Und wenn Sheilas Tod ein Mord war, folgte daraus, dass auch Ann ermordet worden war?
    War es möglich, dass Ann von ihrem Mann Darren ermordet worden war? Oder von George Morton, den sie erpresste? Oder vielleicht sogar von Belinda, die den beiden möglicherweise auf die Schliche gekommen war? Und was war mit Sommer, der laut Arthur Twain sowieso schon ein Mordverdächtiger war? Die Slocums und er kannten sich gut.
    Jeder von ihnen hätte es sein können. War es logisch anzunehmen, dass dieselbe Person, egal, wer sie war, auch Sheila auf dem Gewissen hatte?
    Mein Bauch sagte ja. Aber mein Bauch kannte nur wenige Fakten.
    Was war eigentlich mit Belinda? Sie hatte selbst zugegeben, dass sie Sheila das Geld für Sommer gegeben hatte. Ich fragte mich langsam, ob Belinda vielleicht mehr wusste, als sie mir bisher gesagt hatte. Ich wollte noch einmal mit ihr reden, am besten ohne dass George in der Nähe war.
    Schließlich war da noch Theo. Wie hing der Mord an ihm mit dem Rest zusammen? Gab es überhaupt eine Verbindung? Oder war es so einfach, wie es aussah? Er und Doug hatten sich in die Haare gekriegt, und Doug hatte ihn erschossen?
    Ich wusste es nicht, aber ich kritzelte weiter.
    Die allerletzte Frage unterstrich ich vier Mal:
    Warum hat Theo mir einen Brief geschrieben, um mir zu sagen, dass ihm das mit Sheila leidtut?
    Ich ging noch einmal alles durch, was ich mir notiert hatte. Hingen diese Fragen alle irgendwie zusammen? Und wenn ja, wie? Wenn ich die Antwort auf eine von ihnen fände, hätte ich dann auch die Lösung für alle anderen?

    Ich wusste, mit wem ich als Erstes reden wollte.
    Auf dem Weg zum Wagen schnappte ich mir die Papiertüte mit der Pistole. Die würde im Long Island Sound oder im Hafen von Milford oder im Gulf Pond ihr nasses Grab finden. In einem Gewässer jedenfalls, das tief genug war, diese Waffe für alle Zeiten zu verschlucken.
    Ich sperrte die Haustür zu, stieg in meinen Pick-up und schob die Tüte unter meinen Sitz. Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt und schaltete dabei die Scheinwerfer ein. Weit musste ich nicht fahren. Nur von einem Viertel Milfords in ein anderes.
    Als ich zu dem Haus kam, ließ ich den Wagen ausrollen. Ich parkte gegenüber, betrachtete eine Weile das Haus und überlegte mir, was ich sagen wollte. Bei einigen meiner Fragen würde es mir nicht leichtfallen, sie zu stellen. Und eine würde ich mir bis ganz zum Schluss aufsparen.
    Schließlich öffnete ich die Wagentür, schlug sie hinter mir zu und überquerte die Straße im Licht der Straßenlampen. Ein paar Häuser weiter parkte ein Auto am Straßenrand, sonst war nichts und niemand zu sehen.
    Ich ging zur Haustür und läutete. Wartete. Läutete wieder. Ich wollte schon ein drittes Mal läuten, da hörte ich jemanden kommen.
    Die Tür ging auf.
    »Hey«, sagt ich. »Ich muss mit dir reden.«
    »Klar«, sagte Sally. Sie schien ein bisschen überrascht, mich zu sehen. »Komm doch rein.«

Fünfzig
    Sally umarmte mich, als ich die Diele betrat. Sie führte mich ins Wohnzimmer.
    »Wie geht’s dir?«
    »Nicht so

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