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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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plaudern.«
    Darren Slocum ließ das Haus der Mortons nicht aus den Augen und hoffte, dass Sommer bald wieder herauskäme. Solche Situationen behagten ihm gar nicht. Er machte sich keine Illusionen über Sommer. Er wusste ganz genau, wozu der fähig war. Ann hatte ihm erzählt, was in der Canal Street vorgefallen war, was sie ihn hatte tun sehen. Voller Unruhe saß Darren im Wagen und fragte sich, wie weit Sommer in diesem Fall wohl gehen würde.
    Aber wenn Sommer sein Geld bekäme, wenn das hier ohne Zwischenfall über die Bühne ginge, dann könnte das das Ende sein. Sie haben Ihr Geld bekommen, würde er ihm sagen. Und jetzt suchen Sie sich jemand anderen, der Ihr Zeug hier verkauft. Jetzt, wo Ann tot war, wollte Slocum aus der Sache raus. Keine Taschenpartys mehr, keine verschreibungspflichtigen Medikamente für Belinda. Kein Elektrozubehör für Theo Stamos.
    Slocum wollte raus. Raus aus dieser Sache. Raus aus Milford.
    Seine Tage als Polizist waren wahrscheinlich ohnehin gezählt. Die Sache mit dem gestohlenen Drogengeld, das er als Startkapital für diesen Handel mit Raubkopien verwendet hatte, beschäftigte seine Vorgesetzten noch immer. Selbst wenn sie ihn dafür nicht drankriegen konnten, der üble Geruch, der ihm jetzt schon anhaftete, konnte nur noch schlimmer werden. Vielleicht sollte er einfach seine Dienstmarke abgeben. Wenn er von selbst ginge, würden sie die Untersuchung vielleicht still und leise einschlafen lassen. Sie würden sich damit zufriedengeben, ihn loszuwerden. Er würde umziehen. Vielleicht irgendwohin in den Norden von New York. Oder nach Pittsburgh. Sich einen Job bei einer Sicherheitsfirma suchen. Oder so was.
    In solchen Momenten, wenn Slocum sich schämte für den Weg, den er eingeschlagen hatte, die Entscheidungen, die er getroffen hatte, die Leute, mit denen er sich eingelassen hatte, in solchen Momenten rief er seine Tochter an. Ein Mann, der seine Tochter liebt, redete er sich ein, kann nicht nur böse sein.
    Ich bin ein anständiger Mann. Mein kleines Mädchen bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt.
    Und so hatte er, während er auf Sommer wartete, seine Tochter angerufen.
    »Wo bist du, Daddy?«, fragte Emily.
    »Ich sitze in einem Auto und warte auf jemanden«, sagte er. »Und was machst du gerade?«
    »Nichts.«
    »Irgendwas musst du doch tun.«
    »Tante Janice und ich waren am Computer. Ich hab ihr gezeigt, wie viele Freunde ich hab und was ihnen gefällt. Kannst du nicht nach Hause kommen?«
    »Es dauert nicht mehr lang. Ich muss nur noch ein paar Sachen unter Dach und Fach bringen.«
    »Mom fehlt mir.«
    »Ich weiß. Mir auch.«
    »Tante Janice hat gesagt, wir sollten in Urlaub fahren. Du und ich.«
    »Das ist eine gute Idee. Wohin würdest du denn gerne fahren?«
    »Vielleicht nach Boston?«
    »Warum Boston?«
    »Weil Kelly gesagt hat, dass sie da vielleicht hinfährt.«
    »Kelly Garber ist in Boston?«
    »Im Moment nicht. Jetzt ist sie bei ihrer Oma.«
    »Also, ich glaube, es würde uns guttun, irgendwohin zu fahren, und wenn du nach Boston willst, dann soll mir das recht sein.«
    »Dort gibt es ein Aquarium.«
    »Das wär doch toll«, sagte Slocum. Er sah Scheinwerfer, die auf ihn zukamen. »Alle möglichen Fische anzuschauen und Haie und Delphine.«
    »Wann muss ich zurück in die Schule?«
    »Nächste Woche, würde ich sagen.«
    Der Wagen parkte vor dem Haus der Mortons. Die Scheinwerfer gingen aus.
    »Schätzchen«, sagte Slocum. »Daddy muss jetzt Schluss machen. Ich ruf dich später wieder an.«

    Belinda führte Sommer ins Wohnzimmer. George drehte sich in seinem Lederfernsehsessel um, als er merkte, dass sie hereinkam. Er nahm die Fernbedienung und stellte wieder den Ton aus.
    »Hey«, sagte er, weil er nur Belinda sah.
    »Du hast Besuch«, sagte sie.
    George sah auf. Da stand Sommer. »Oh, hallo, ich glaube, wir –«
    Sommer packte George im Genick, zerrte ihn aus dem Sessel und beförderte ihn mit dem Kopf voran mitten in Judge Judy hinein. Der Plasmafernseher ging zu Bruch.

    Die Scheinwerfer waren ausgegangen, aber niemand stieg aus dem Wagen. Slocum glaubte zu erkennen, dass der Fahrer auf das Haus der Mortons starrte. Vielleicht überlegte er, was er tun sollte. Wer, zum Teufel, ist das, dachte Slocum.

    Der Flachbildschirm zersprang. George schrie. Belinda schrie.
    Sommer zerrte George vom Fernseher weg. George blutete am Kopf und schlug wild mit den Armen um sich. Er wollte Sommer treffen und versetzte ihm auch den einen oder anderen Klaps, der

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