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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Spock.
    Wedmore küsste ihn noch einmal auf die Stirn. Sie schnallte sich ihre Waffe wieder um, schlüpfte in ihre Jacke und verließ das Haus.

    Sie fuhr über die Brücke nach Milford zurück, vorbei an dem Autohaus, wo die Wiederaufbauarbeiten nach dem Brand noch immer nicht abgeschlossen waren, fand den Weg in die Gegend, in der Belinda Morton wohnte, und parkte gegenüber deren Haus. Sie betrachtete es einen Moment, dann stieg sie aus. Sie sah sich kurz in der Straße um, das war ihr schon in Fleisch und Blut übergegangen. Registrierte den dunklen Chrysler, der ein paar Häuser weiter parkte.
    Alles war still.
    Sie ging zur Tür und klingelte.
    Es war beinahe komisch. In dem Moment, indem sie auf den Klingelknopf drückte, kam ein Schrei aus dem Inneren des Hauses, so als hätte sie ihn ausgelöst.
    Rona tat drei Dinge in rascher Reihenfolge. Sie zog ihr Handy heraus, drückte eine Taste und sagte: »Bitte um Verstärkung.« Dann rasselte sie die Adresse herunter. Das Handy kehrte in die Jackentasche zurück, die Pistole verließ den Gürtel.
    Diesmal drückte sie nicht mehr auf die Klingel. Sie hämmerte mit der Faust an die Tür.
    »Polizei!«, rief sie.
    Doch die Frau hörte nicht auf zu schreien.
    Den Luxus, auf Verstärkung zu warten, konnte Wedmore sich nicht leisten. Sie versuchte, die Tür zu öffnen, und stellte fest, dass sie unversperrt war. Sie stieß sie auf und trat gleichzeitig einen Schritt zur Seite. Die Arme durchgestreckt, die Waffe mit beiden Händen umklammert, lugte sie vorsichtig um die Ecke. Die Diele war leer.
    Das Schreien hatte aufgehört, aber jetzt hatte eine Frau, vermutlich dieselbe, die gerade noch wie am Spieß gebrüllt hatte, sich aufs Bitten verlegt: »Bitte, bringen Sie ihn nicht um! Bitte. Nehmen Sie das Geld und gehen Sie.«
    Die Stimme eines Mannes: »Her mit dem Umschlag.«
    Wedmore folgte den Stimmen. Sie ging durchs Wohnzimmer, dann durch ein Zimmer, in dem ein großer Fernseher mit eingeschlagenem Bildschirm schief an der Wand hing.
    Jetzt das Wimmern eines zweiten Mannes: »Es tut mir leid! Es tut mir leid. Nehmen Sie’s einfach!«
    Wedmore überlegte, was für Möglichkeiten sie hatte. In der Diele die Stellung halten, bis Hilfe kam? Von da, wo sie gerade stand, rufen, dass die Polizei im Haus war? Oder einfach –
    Die Frau schrie wieder. »Nicht schießen! Nein!«
    Viel Zeit hatte Wedmore nicht mehr. Sie trat durch die Tür. In einer Nanosekunde machte sie sich ein Bild von den Örtlichkeiten.
    Ein Arbeitszimmer. Am hinteren Ende ein breiter Eichenschreibtisch. An den Wänden überfüllte Bücherregale. Rechts ein Fenster, das auf den Garten hinausging.
    An der Wand hinter dem Schreibtisch war ein an Scharnieren befestigtes, gerahmtes Gemälde aufgeklappt worden und gab den Blick frei auf einen offenen Wandsafe.
    Auf einer Seite stand eine Frau. Rona Wedmore erkannte Belinda Morton. Ihr Gesicht war vor Schreck verzerrt. Ein Mann mittleren Alters lag auf den Knien. Das musste George Morton sein. Sein Kopf mit dem schütterem Haar war blutverschmiert, und er blickte in den Lauf einer Pistole. Der Mann, der die Waffe auf ihn gerichtet hielt, war schlank, gut gekleidet und hatte glänzendes schwarzes Haar. Wedmore kannte ihn nicht.
    Die Arme steif nach vorne gestreckt, beide Hände um die Waffe gekrallt, schrie sie mit einer Stimme, die sie kaum als ihre eigene erkannte: »Polizei! Waffe fallen lassen!«
    Der Mann war schneller, als sie erwartet hatte. Eben hatte er noch Belinda Mortons Mann angesehen, doch gleich darauf hatte sich sein ganzer Oberkörper gedreht, und er sah Wedmore direkt ins Gesicht.
    Auch seine Waffe hatte sich bewegt. Der Lauf war jetzt kaum mehr als ein schwarzer Punkt in Wedmores Auge.
    Mit einer Ausweichbewegung nach rechts rief sie noch einmal: »Fallen –«
    Das Pffft hörte sie kaum.
    Allerdings spürte sie es.
    Es gelang ihr, ebenfalls einen Schuss abzufeuern. Sie kam aber nicht mehr dazu, zu sehen, ob sie ihr Ziel getroffen hatte.
    Wedmore ging zu Boden.

Zweiundfünfzig
    Darren Slocum, auf der Straße im Chrysler sitzend, hörte den Schuss.
    »O Scheiße«, sagte er laut.
    Er griff nach dem Schlüssel, der noch im Zündschloss steckte und stieg aus dem Wagen. In der offenen Beifahrertür stand er da und überlegte, was er tun solle. Es hing vor allem davon ab, auf wen geschossen worden war. Wenn überhaupt. Es hätte auch eine Art Warnschuss sein können. Oder ein Schuss könnte sich versehentlich gelöst haben. Oder jemand könnte

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