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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Bauch«, schimpfte Theo.
    Für mich war das Thema erledigt. Ich hatte mich entschieden, ihn nicht mehr einzusetzen, und damit basta. Mein Blick wanderte hinunter zu den Truck Nuts an seiner Stoßstange.
    Theo sah das und fragte mich: »Brauchen Sie vielleicht welche?«
    »Übrigens, eins noch«, sagte ich. »Wer mit so was hinten dran auf einer meiner Baustellen auftaucht, kann gleich wieder nach Hause fahren. Ich werde nicht zulassen, dass meine Tochter an so einer Zurschaustellung vorbeigehen muss.«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an, was ich oder sonst wer an seinen Pick-up hängt.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Aber ich entscheide, welche Pick-ups auf meine Baustellen dürfen und welche nicht.«
    Theo biss sich in die Oberlippe. Seine Arme hingen herab, aber er ballte die Fäuste.
    »Theo, gib Ruhe«, sagte Sally. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht herkommen, aber du wolltest ja nicht hören.« Dann wandte sie sich an mich. »Tut mir echt leid, Glen. Ich schwöre, ich hab’s ihm gesagt.«
    »Steig ein«, forderte Theo sie auf. Er setzte sich in den Wagen und knallte die Tür zu, aber Sally machte einen Schritt auf mich zu.
    »Ich wollte deinen Freund nicht vor dir niedermachen, Sally. Aber er hat gefragt, und ich habe geantwortet.«
    »In Wirklichkeit ist er gar nicht so«, sagte sie. »Er hat viele gute Eigenschaften. Zum Beispiel hat er ein gutes Herz. Unlängst hat ihm die Kassiererin bei Walgreens zu viel rausgegeben, und er hat’s ihr zurückgegeben.«
    Was sollte ich darauf sagen?
    Sally sah zu Boden. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Es gibt da noch was, über das ich mit dir reden wollte.«
    Ich wartete.
    »Mir ist gar nicht wohl dabei. Ich will nicht, dass er Ärger bekommt.«
    »Theo?«
    »Nein. Doug.«
    »Was?«
    »Er hat mich gebeten, ihm seinen Gehaltsscheck für eine Woche zu verdoppeln und ihm dafür die Woche darauf keinen zu schreiben. Ich hab ihm gesagt, wenn er einen Vorschuss will, dann muss er das mit dir ausmachen. Er meinte, das könnte ja unser kleines Geheimnis bleiben.«
    Jetzt war ich derjenige, der seufzte. »Danke, dass du’s mir gesagt hast.«
    »Ich glaube, er hat riesige Geldsorgen, er und Betsy.«
    »Er hat mich gestern Abend deswegen angerufen.«
    »Ich weiß, du musst ihm sagen, dass ich’s dir gesagt habe, aber wenn du’s tust, sag ihm, es ist mir nicht leichtgefallen.«
    »Lass das ruhig meine Sorge sein.« Ich berührte sie am Arm. »Wie geht’s denn bei dir so? Im Büro kommt man ja zu nichts.«
    »Geht schon«, sagte sie. »Er fehlt mir halt. Er fehlt mir sehr.«
    Ich musste sie nicht fragen, wie lange es her war, seit ihr Vater gestorben war. Sie hatte ihn am selben Tag verloren wie ich Sheila.
    »Ich finde es irgendwie … unheimlich«, sagte Sally. »Ich verlier meinen Dad, und ein paar Stunden später …«
    »Ja«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Obwohl Theo uns durch die Windschutzscheibe anfunkelte und sich bestimmt darüber ärgern würde, drückte ich sie schnell an mich. Das hatte ich zuletzt bei der Beerdigung ihres Vaters getan, die einen Tag vor Sheilas stattfand. In Anbetracht meiner eigenen Situation hätte ich mir die Zeremonie gern erspart. Aber Sally hatte keine Familie und keine Geschwister. Sie musste die schwere Last ganz allein tragen. Ich stellte meinen eigenen Kummer für zwei Stunden hintan und half Sally, mit ihrem fertig zu werden.
    Inzwischen hatten sie herausgefunden, was geschehen war. Sallys Vater musste blutgerinnungshemmende Medikamente nehmen, um das Risiko eines weiteren Herzinfarkts zu minimieren. Sally hatte ihm seine Dosis am Morgen bereits verabreicht. Doch kurz nachdem sie das Haus verlassen hatte, hatte er das anscheinend schon vergessen und sich eine zweite Dosis gespritzt. Das führte dazu, dass er innerlich verblutete.
    »Wir rappeln uns wieder hoch und stolpern weiter«, sagte ich zu ihr, während Theo uns wütend beobachtete. »Viel mehr können wir eh nicht tun.«
    »Nein«, sagte sie. »Wie wird denn Kelly damit fertig? Ist sie zu Hause?« Sally war noch immer Kellys Lieblingsbabysitter, auch wenn sie nicht mehr auf sie aufgepasst hatte, seit Kelly vier war.
    »Sie ist mit ihrer Großmutter und deren Mann unterwegs. Sie wird traurig sein, dass sie dich verpasst hat.« Ich zögerte. Es war mir noch nie leichtgefallen, etwas von mir selbst preiszugeben, doch auf einmal hörte ich mich sagen: »Es ist nicht einfach. Manche Vater-Tochter-Gespräche führen

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