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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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die Tür auf.
    »Da ist Emilys Mom reingekommen«, sagte Kelly. »Und jetzt setzt sie sich aufs Bett.«
    Die Frau war wahrscheinlich nicht viel mehr als einen Meter von der Schranktür entfernt. Sie streckte die Hand nach etwas aus, das außerhalb der Kameraweite lag, gleich darauf hatte sie ein Schnurlostelefon in der Hand. Sie tippte eine Nummer ein und hielt das Telefon ans Ohr.
    Die Tonqualität war schlecht. »Hey«, sagte Ann Slocum. »Kannst du reden? … Ja, ich bin allein.«
    »Kannst du das lauter machen?«, fragte ich Kelly.
    »Eigentlich nicht«, antwortete sie.
    »… deinen Handgelenken geht es wieder gut«, sagte Ann. »… musst du eben lange Ärmel tragen, bis die Schrammen verschwunden sind.«
    »Siehst du?«, sagte Kelly. »Sie ist nicht krank. Sie hustet nicht oder so.«
    »… wegen des nächsten Mals … Mittwoch ginge vielleicht.«
    »Da kam dann der zweite Anruf«, sagte Kelly.
    »Psst.«
    »… gut, bis dann! – Hallo?«
    »Ja, genau da.«
    »Still, Kelly.«
    »Genau da, da guckt sie irgendwie rüber und –«
    »Psst!«
    »… Geschäft ist Geschäft. Für neue Angebote bin ich immer offen.«
    In diesem Augenblick schaute Ann Richtung Kleiderschrank. Bis dahin war das Video erstaunlich scharf gewesen, doch jetzt verschwand das Bild.
    »Was ist da passiert?«, fragte ich.
    »Da hab ich das Handy weggesteckt. Als sie zu mir herüberguckte. Da hab ich Angst bekommen.«
    »Hat sie da zu reden aufgehört?«
    »Nein, sie hatte mich ja noch nicht gesehen. Sie hat noch eine Zeitlang geredet. Über die andere Sache, von der ich dir erzählt hab. Wo sie dann so wütend geworden ist und so.«
    Ich gab ihr das Handy zurück. »Kannst du das auf deinen Computer runterladen?«
    Sie nickte.
    »Und schickst du’s mir dann? Als Datei oder so?«
    Neuerliches Nicken.
    »Dann mach das.«
    »Bekomm ich jetzt Ärger?«
    »Nein.«
    »Warum soll ich dir das Video schicken?«
    »Nur so … falls ich es mir nachher noch mal anschauen will.«
    Von unten rief Fiona. »Alles in Ordnung?«
    »Komme sofort!«, rief ich zurück.
    Kelly sah mich an. »Was ist jetzt mit Grandma und Marcus? Was soll ich tun?«
    »Was wäre dir denn am liebsten?«
    Sie zögerte. »Wenn ich Emily nicht helfen kann, könnte ich ja mit ihnen eine Weile rausgehen. Aber könntest du mir dann einen Gefallen tun?«
    »Klar«, sagte ich. »Was denn?«
    »Könntest du rausfinden, was Emilys Mom zugestoßen ist?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte, sagte jedoch: »Wenn ich was höre, sag ich dir Bescheid.«

    »Was ist geschehen?«, fragte Fiona, als ich herunterkam.
    Ich erzählte den beiden das Wenige, was ich wusste. Dass die Mutter von Kellys Freundin gestorben sei, ich aber nicht wisse, unter welchen Umständen.
    »Die arme Kleine«, sagte Marcus, doch er meinte Kelly, nicht Emily. »Das ist schon ein bisschen viel auf einmal.«
    »Ich bin sicher, wir werden bald erfahren, was passiert ist. Es kommt in den Nachrichten, oder es gibt eine Todesanzeige in der Zeitung, eine Gedenkseite auf Facebook, irgendwas. Wahrscheinlich bekommt Kelly eine SMS, bevor einer von uns was hört.«
    »Wird sie trotzdem mit uns kommen?«, fragte Fiona.
    »Ja, ich glaube schon.«
    Kurz darauf kam Kelly auch schon herunter, fertig angezogen für einen Bummel. Bevor alle drei in Marcus’ Caddy stiegen und losfuhren, verschwanden Kelly und ich kurz in der Küche. Sie umarmte ich. Ich kniete mich vor sie hin und wischte ihr eine Träne von der Wange.
    »Außer mir kannte ich niemanden, dessen Mutter gestorben ist«, sagte sie. »Ich weiß, dass Emily jetzt echt traurig sein muss.«
    »Ja, aber sie wird auch tapfer sein, genau wie du. Sie wird darüber hinwegkommen.«
    Kelly nickte und schniefte.
    »Du brauchst nicht mitzufahren, wenn du nicht willst«, sagte ich.
    »Nein, das geht schon«, sagte Kelly. »Aber ich möchte nicht bei ihnen wohnen. Ich will immer nach Hause kommen und bei dir sein.«

    Als ich allein im Haus war, machte ich mir eine Kanne Kaffee. Darum hatte Sheila sich immer gekümmert, und ich hatte den Bogen noch nicht raus – die Anzahl der Löffel, das Wasser so lange laufen lassen, bis es richtig kalt war. Ich schenkte mir einen Becher ein und ging auf die hintere Veranda. Es war ziemlich frisch, aber mit einer leichten Jacke war es schön hier draußen. Ich setzte mich und trank einen Schluck Kaffee. Nicht annähernd so gut wie der von Sheila, aber genießbar. Mehr verlangte ich von einem Kaffee gar nicht.
    Abgesehen von der sanften

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