Weil Ich Euch Liebte
helfen würde, wäre, wenn du Kelly bis morgen nehmen könntest. Bis ich sicher bin, dass alles vorbei ist.«
»Was gibt’s denn?«, hörte ich Marcus fragen.
»Gleich«, sagte Fiona zu ihm. Zu mir sagte sie: »Ja, natürlich, dann bleibt sie bei uns. Kein Problem.«
»Danke«, sagte ich und wartete, ob sie vielleicht auf die Idee kam, sich für das zu entschuldigen, was sie mir anfangs unterstellt hatte.
»Kelly will dich sprechen«, sagte sie.
Ich hörte, wie das Handy weitergereicht wurde, und dann: »Dad? Was ist denn los?«
»Du übernachtest heute bei Grandma. Nur diese eine Nacht.«
»Ja, gut«, sagte sie, nicht begeistert, aber auch nicht enttäuscht. »Ist was passiert?«
»Nichts Schlimmes, Mäuschen.«
»Hast du was über die Sache mit Emilys Mom erfahren?«
»Es war ein Unfall, Mäuschen«, sagte ich. »Sie ist verunglückt, als sie aus dem Wagen stieg, weil sie einen platten Reifen hatte.«
Kelly ließ das einen Moment auf sich einwirken. »Jetzt haben Emily und ich also echt was gemeinsam.«
Darren Slocum hatte behauptet, was er von mir gehört habe, genüge ihm, auch wenn es nicht viel war, was Kelly seine verstorbene Frau am Telefon hatte sagen hören. Aber ich traute dem Frieden nicht. Wie ich Fiona gesagt hatte, machte ich mir Sorgen, er könne wiederkommen, und Kelly einen Tag von zu Hause fernzuhalten schien mir eine gute Lösung. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, worauf er angespielt hatte, als er meinte, ich wäre kürzlich zu Geld gekommen. Seit Sheilas tödlichem Unfall waren noch keine drei Wochen vergangen, und er deutete an, ich hätte ein bisschen Glück gehabt?
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, also hakte ich es als das Gefasel eines vom Kummer über den Tod seiner Frau verwirrten Mannes ab.
Nach dem Mittagessen fuhr ich dann wirklich ins Büro. Die Firma lag in einer Seitenstraße der Cherry Street, kurz vor dem Just Inn Time Hotel und etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum Connecticut Post Mall entfernt. Es gelang mir zwar, ein wenig Ordnung zu schaffen, aber beim Abhören des Anrufbeantworters merkte ich, dass ich mich nicht konzentrieren konnte. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diese Leute zurückzurufen, doch im Moment war mir die Vorstellung unerträglich, mit einem Kunden zu sprechen oder bei ihm vorbeizuschauen und mir seine Beschwerden über unerledigte Arbeiten anzuhören. Ich machte mir aber Notizen, damit Sally sich am Montag mit ihnen in Verbindung setzen konnte. Was die Wahl ihrer Männerbekanntschaften anging, hatte Sally kein gutes Händchen, aber bei der Arbeit war sie immer auf Zack. Wir nannten sie unsere »Multitaskerin«, weil sie die Einzelheiten zahlloser Projekte gleichzeitig im Kopf behalten konnte. Ich hatte selbst erlebt, wie sie ein schwieriges Telefonat mit einem Fliesenlieferanten über das Material führte, das wir auf einer Baustelle brauchten, und sich parallel dazu Notizen über Sanitärmaterial für eine andere machte. Sally sagte dann immer, dass in ihrem Kopf mehrere Programme gleichzeitig liefen und dass sie sich damit das Recht auf einen totalen Systemausfall erworben hatte, der bestimmt eines Tages eintreten würde.
Nachdem ich im Büro alles abgeschlossen hatte, fuhr ich zu einem nahe gelegenen Supermarkt. Ich kaufte ein Steak für mich zum Abendessen, Salami, ein paar Dosen Thunfisch und Karottenstäbchen, damit Kelly und ich unter der Woche etwas zum Mittagessen hatten. Ich machte mir nicht viel aus Karotten, aber Sheila hätte sie bestimmt nicht nur in Kellys Lunchbox gern gesehen, sondern auch in meiner. Es war seltsam. Ich hatte zwar eine Stinkwut auf meine verstorbene Frau, wollte aber trotzdem respektieren, was ihr wichtig gewesen war.
Damit es am Morgen nicht zu hektisch zuging, bemühte ich mich, daran zu denken, die Lunchboxen schon am Abend davor herzurichten und mir von Kelly dabei helfen zu lassen.
Als sie fünf war, in die erste Klasse ging und zum ersten Mal jeden Tag etwas zu essen mitnehmen musste, bat sie uns, ihr auch immer einen Beutel Kartoffelchips dazuzustecken. Ihre Freundin Kristen bekäme jeden Tag einen mit, warum dann nicht auch sie? Also wenn Kristens Mutter ihr diesen Müll jeden Tag mitgeben wolle, sei das ihre Sache, sagten wir. Wir tun das jedenfalls nicht.
Kelly fragte daraufhin, ob sie Kekse aus Rice Krispies mitbekommen könne. Da waren zwar geschmolzene Marshmallows drin, aber die Getreideflocken waren doch gesund, oder? Ich half ihr also, welche zu machen. Wir
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