Weil Ich Euch Liebte
hing eine Handtasche, auf deren einer Seite die Aufschrift »Prada« prangte. Die hatte sie wahrscheinlich an jenem Abend erstanden, als Ann Slocum bei uns ihre gefälschten Designerhandtaschen verhökerte. An Dougs Stelle würde ich mir Gedanken machen, wenn meine Frau so aus dem Haus ging.
»Wann kommst du wieder?«, fragte Doug sie.
»Wenn ich komme, bin ich da«, antwortete sie.
»Dass du ja nicht …« Doug verstummte. »Halt dich zurück.«
»Mach dir keine Sorgen, ich werd schon nichts anstellen«, sagte sie. Mir lächelte sie zu. »Doug glaubt, ich bin einkaufssüchtig.« Sie schüttelte den Kopf. »Alkoholsüchtig, vielleicht.« Sie lachte. Gleich darauf sah sie mich entsetzt an. »O Gott, Glen, es tut mir so leid, dass ich das gesagt habe.«
»Schon gut.«
»Ich hab einfach nicht nachgedacht.« Sie berührte mich am Arm.
»Das ist überhaupt dein Problem«, sagte Doug.
»Leck mich«, sagte sie so gelassen, als hätte sie ihm Gesundheit gewünscht, nachdem er geniest hatte. Die Hand noch immer auf meinem Arm, fragte sie mich: »Wie kommst du zurecht? Und Kelly? Wie geht’s ihr?«
»Geht so.«
Sie drückte meinen Arm. »Wenn wir einen Dollar bekämen für jedes Mal, dass ich ins Fettnäpfchen trete, würden wir im Hilton wohnen. Ich muss los.«
»Glenny und ich machen’s uns ein bisschen gemütlich«, sagte Doug, obwohl ich dachte, ich hätte ihm klargemacht, dass ich nicht viel Zeit hatte. Ich war froh, dass Betsy ging. Das, was ich Doug zu sagen hatte, wollte ich ihm sowieso nicht vor seiner Frau sagen.
Ich rechnete nicht damit, dass Betsy ihrem Mann einen Abschiedskuss geben würde, und ich hatte recht. Sie drehte sich auf ihren Mörderabsätzen um und verließ das Haus. Als die Haustür zufiel, grinste Doug verlegen und sagte: »Das Gewitter zieht ab.«
»Alles in Ordnung bei euch?«
»Klar doch! Alles im grünen Bereich.«
»Betsy sieht gut aus.«
»Ach, das ist keine, die sich gehenlässt, das ist so sicher wie die Schließfächer in der Bank. Wenn da nur was drin wäre.« Er rang sich ein Lachen ab. »Ich schwör dir, wie diese Frau mit dem Geld um sich schmeißt, könnte man glauben, sie hätte einen Gelddrucker im Keller. Sie muss irgendwo einen Geheimvorrat haben.«
Sein Blick landete auf dem Stapel ungeöffneter Rechnungen neben dem Telefon. Er stellte sich davor, zog eine Schublade auf und fegte sie hinein. Dort lagen bereits mehrere andere.
»Ordnung ist das halbe Leben«, sagte er.
»Setzen wir uns nach draußen«, schlug ich vor.
Wir nahmen unsere Bierdosen mit hinaus auf die Veranda. Von jenseits der Bäume war der Verkehr auf der Interstate 95 zu hören. Doug hatte eine Packung Zigaretten mitgenommen, klopfte eine heraus und steckte sie sich zwischen die Lippen. Beim Eintritt in die Firma war er ein starker Raucher gewesen, hatte es aber ein paar Jahre später aufgegeben. Im letzten halben Jahr hatte er es sich jedoch wieder angewöhnt. Er zündete sich die Zigarette an, inhalierte den Rauch und stieß ihn durch die Nasenlöcher aus. »Herrlicher Tag«, sagte er.
»Wunderschön.«
»Ganz schön frisch, aber da draußen spielen sie noch immer Golf.«
»Sally war heute bei mir«, sagte ich.
Er sah mich kurz an. »Aha?«
»Mit Theo.«
»O Gott, Theo. Glaubst du, sie wird ihn echt heiraten? Ist ja nicht so, dass ich ihn nicht leiden kann, aber ich glaube, sie hätte was Besseres verdient. Du weißt, was ich meine.«
»Theo wollte wissen, warum ich ihn nicht mehr einsetze.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Die Wahrheit. Dass er nicht gut genug arbeitet und dass der Sicherungskasten, den er eingebaut hat, wahrscheinlich der Grund ist, warum das Wilson-Haus abgebrannt ist.«
»Au weh.« Noch ein Schluck Bier, noch ein Zug an der Zigarette. »War’s das?«
»Sally hat geplaudert, Doug.«
»Häh?«
»Es tut ihr leid, dass sie’s tun musste, aber du hast ihr keine Wahl gelassen.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Glenny.«
»Stell dich nicht blöd. Dazu kennen wir uns zu lang.«
Er senkte den Blick. »Es tut mir leid.«
»Wenn du einen Vorschuss brauchst, dann fragst du mich.«
»Hab ich getan, und du hast nein gesagt. Beim letzten Mal.«
»Das hätte dir reichen müssen. Wenn ich dir einen geben kann, geb ich dir einen, wenn ich nicht kann, tu ich’s nicht. Die Zeiten sind alles andere als rosig. Die Aufträge werden immer weniger, und wenn die Versicherung für das Wilson-Haus nicht zahlt, sind wir wirklich im Arsch. Also mach nie wieder was hinter
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