Weil Ich Euch Liebte
Tage«, wiederholte er. »Danach kann ich Ihnen nicht mehr helfen.«
»Fahren Sie heim, Darren.«
Er machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, blieb noch ein letztes Mal stehen und sah mich nachdenklich an. »Ziemlich verzwickt das Ganze, das muss ich zugeben.«
»Was soll das wieder heißen?«
»Ihre Frau, meine Frau, zwei Freundinnen, beide mit kleinen Mädchen, die miteinander spielen, beide sterben innerhalb von zwei Wochen bei einem Unfall. Ist das alles nur Zufall?«
Der Gedanke war mir auch schon gekommen, diese seltsame Koinzidenz …
Mir fiel nichts ein, was ich darauf hätte erwidern können. Darren Slocum stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
Fünfzehn
Als Kelly bei Fiona und Marcus im Wagen saß, bemerkte sie, dass sie noch nicht gefrühstückt hatte, und da es doch fast Zeit zum Mittagessen war, schlug sie vor, irgendwo etwas Mittagessenähnliches zu sich zu nehmen. Fiona hatte die Absicht, zuerst ins Stamford Town Center zu fahren, weil sie Kelly dort einen neuen Wintermantel kaufen wollte. Aus dem alten war das Kind schon herausgewachsen, und Fiona war nicht überzeugt, dass Glen das bemerken würde. Danach würden sie, auch das hatte Fiona bereits fest eingeplant, nach Darien fahren, wo sie Kelly die Privatschulen zeigen wollte, damit diese eine Vorstellung davon bekäme, wo sie hingehen konnte, sobald es Fiona gelungen war, Glen ihren Vorschlag schmackhaft zu machen.
»Wir essen im Stamford Town Center«, entschied Fiona. Kelly erwiderte, dort gebe es gute Selbstbedienungsrestaurants und sie würde noch so lange durchhalten. Fiona hätte zwar lieber in einem Restaurant gegessen, in dem man sich hinsetzen konnte und jemand kam, um die Bestellung aufzunehmen und das Essen zu bringen. Sie war allerdings geneigt, Nachsicht walten zu lassen, denn sie wollte genau wissen, was der Mutter ihrer Freundin zugestoßen war, und dazu war es wichtig, die Kleine bei Laune zu halten.
Als die drei sich hinsetzten, Marcus und Fiona jeweils mit einem Latte macchiato von Starbucks, Kelly mit einem Stück Peperonipizza, erkundigte Fiona sich nach der Übernachtung.
»Ich dachte, es wird lustig, aber dann war’s doch nicht so toll.«
»Wieso das denn?«
»Ich bin früher nach Hause gefahren. Hab Daddy angerufen, dass er mich abholt.«
»Hat’s dir denn nicht gefallen?«
»Anfangs schon, aber dann war’s nicht mehr lustig.«
Fiona beugte sich zu ihr. »Und warum nicht?«
»Na ja«, sagte Kelly. »Emilys Mom hat sich schrecklich über mich geärgert.«
»Wirklich? Warum hat sie sich über dich geärgert?«
»Ich darf eigentlich nicht darüber reden.«
»Aber mit mir kannst du doch darüber sprechen. Ich bin deine Großmutter. Deiner Großmutter kannst du alles erzählen.«
»Ich weiß, aber …« Aufmerksam betrachtete Kelly ihr Stück Pizza, zupfte sich eine Peperoni herunter und steckte sie sich in den Mund.
»Aber was?«, hakte Fiona nach.
»Eigentlich hab ich versprochen, dass ich keinem was sage, nur Dad hab ich’s gesagt, weil er ist ja mein Dad.«
»Wem hast du das versprochen?«
»Emilys Mom.«
Fiona nickte. »Nun, die ist ja nicht mehr unter uns«, stellte sie trocken fest. »Also kannst du ein Versprechen ihr gegenüber auch nicht brechen, wenn du jetzt darüber sprichst.«
»Man darf Versprechen, die man Toten gegeben hat, brechen?«, fragte Kelly.
»Aber sicher.«
Marcus begann den Kopf zu schütteln. »Fiona, was machst du denn da?«
»Wie bitte?«, fuhr sie ihn an.
»Schau sie dir doch an. Du bringst sie ganz durcheinander. Gleich fängt sie an zu weinen.«
Es stimmte. Eine Träne lief Kelly über die Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg.
»Ich weiß, dass ihr das vielleicht Kummer macht, Schatz«, erwiderte Fiona. »Aber es kann auch eine Erleichterung sein, über ein traumatisches Ereignis zu sprechen.«
»Hä?«, machte Kelly.
»Wenn du über etwas sprichst, das dich quält, kann es sein, dass du dich nachher besser fühlst.«
»Aha. Ich weiß nicht.«
»Was war das denn für ein Versprechen, das du Emilys Mom geben musstest?«
»Sie wollte nicht, dass ich jemandem von dem Anruf erzähle.«
»Anruf?«, wiederholte Fiona. »Was für ein Anruf?«
»Der, den ich mitgehört habe.«
Marcus schüttelte missbilligend den Kopf, aber Fiona ignorierte ihn. »Du hast sie beim Telefonieren belauscht?«
»Nicht absichtlich«, sagte Kelly rasch. »Das würde ich nie tun. Das wäre spielonieren.«
»Spionieren, Kelly«, sagte Fiona, ohne die geringste Andeutung eines
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