Weil Ich Euch Liebte
um wahr zu sein. Als im vergangenen Jahr die Verlängerung fällig war, standen sie plötzlich mit doppelt so hohen monatlichen Belastungen da.
Betsy hatte in der Buchhaltung eines GM-Vertragshändlers gearbeitet, bis dieser bankrottgegangen war. Sie hatte zwar eine Teilzeitstelle in einem Möbelhaus in Bridgeport gefunden, brachte aber bestimmt höchstens die Hälfte von dem nach Hause, was sie früher verdient hatte.
Das Gehalt, das Doug von mir bekam, war zwar nicht weniger geworden, aber damit hielten sie sich bestenfalls gerade so über Wasser. Wahrscheinlich waren sie eher am Ertrinken. Die Geschäfte auf dem Bau-und Renovierungssektor liefen zwar schlecht, trotzdem war es mir bis jetzt gelungen, Lohnkürzungen zu vermeiden. Wenigstens bei meinen Angestellten, bei Doug, Sally, Ken Wang und Stewart, unserem Jüngsten von jenseits der Grenze.
Die Pinders wohnten in einer Seitenstraße der Roses Mill Road in einem einstöckigen Haus am Waldrand in der Nähe des Indian Lake. Als ich ankam, standen beide Wagen in der Einfahrt, Dougs uralter Toyota Pick-up mit Ladeflächenabdeckung und Betsys geleaster Infiniti.
Ich wollte gerade an die Haustür klopfen, da hörte ich laute Stimmen. Ich blieb einen Augenblick stehen und lauschte. Die Atmosphäre in diesem Haus konnte ich mir zwar ausmalen – dicke Luft war das Einzige, was mir dazu einfiel –, aber was tatsächlich gesprochen wurde, konnte ich nicht verstehen.
Ich klopfte laut, sonst – das war mir klar – würde mich bei diesem Tumult kein Mensch hören.
Das Gezeter verstummte fast augenblicklich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Gleich darauf öffnete Doug die Tür. Sein Gesicht war gerötet, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er lächelte und stieß die Insektenschutztür auf.
»Hey! Hoppla! Wen haben wir denn da?«
Ich trat ein.
»Hey, Bets, es ist Glenny!«
Von irgendwo oben kam ein fröhliches »Hi, Glen!«, als wäre nichts geschehen. Als hätten sie sich nicht gerade noch gegenseitig zerfleischt.
»Hi, Betsy«, rief ich nach oben.
»Magst du ein Bier?«, fragte Doug und führte mich in die Küche.
»Nein, mach dir –«
»Komm schon, ein Bier.«
»Na gut«, sagte ich. »Warum nicht?«
Als ich in die Küche kam, fiel mein Blick sofort auf einen Stapel ungeöffneter Briefumschläge neben dem Telefon. Sie sahen alle nach Rechnungen aus. Auf mehreren konnte ich in der linken oberen Ecke die Logos von Banken und Kreditkartenfirmen erkennen.
»Was darf’s denn sein?«, fragte Doug und öffnete den Kühlschrank.
»Egal. Was du da hast.«
Er nahm zwei Dosen Coors, gab mir eine davon und riss seine gleich auf. Er streckte sie mir entgegen, damit wir anstoßen konnten. »Auf das Wochenende«, sagte er. »Wer immer es erfunden hat, ich würde ihm gern die Hand schütteln.«
»Genau«, sagte ich.
»Schön, dass du vorbeischaust. Echt klasse. Wollen wir uns ein Spiel anschauen oder so? Irgendwas läuft bestimmt. Ich hab noch gar nicht geguckt. Wenn schon sonst nichts, dann Golf. Es gibt Leute, die schauen sich kein Golf an, weil sie glauben, da tut sich nix. Aber mir gefällt’s. Hauptsache, es gibt genügend Leute, die spielen, und die Kamera kann von einem Loch zum nächsten schalten, damit man nicht zu viel Zeit verplempert, den Leuten beim Rumlatschen zuzuschauen.«
»Ich muss gleich wieder weiter«, sagte ich. »Ich hab Lebensmittel im Auto. Einiges davon muss in den Kühlschrank.«
»Du könntest es ja so lange in unseren stellen«, bot Doug mir eifrig an. »Soll ich rausgehen und es holen? Kein Problem.«
»Nein. Es gibt da was, über das ich mit dir reden muss.«
»Scheiße, gibt’s ein Problem auf einer von den Baustellen?«
»Nein, nichts dergleichen.«
Dougs Lächeln verschwand, als hätte man es von einer Tafel gelöscht. »Verdammt, Glen, du schmeißt mich doch nicht raus, oder?«
»Aber wo«, sagte ich.
Das Lächeln kehrte zurück. »Da bin ich aber froh. Mensch, jetzt hast du mich aber ganz schön erschreckt.«
Betsy klapperte die Treppe herunter. Sie kam in die Küche und küsste mich auf die Wange.
»Wie geht’s meinem großen, starken Mann?«, sagte sie, aber mit ihren hohen Absätzen war sie beinahe genauso groß wie ich.
»Hi«, sagte ich.
Betsy war eigentlich ein zierliches Persönchen, ein Meter fünfundfünfzig, wenn’s hochkam, trug aber zum Ausgleich oft mörderisch hohe Absätze. Heute hatte sie dazu einen kurzen schwarzen Rock, eine weiße Bluse und einen Blazer an. Über ihrem Arm
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