Weil Ich Euch Liebte
bei einem Unfall ums Leben gekommen, und ihr Mann nervt mich wegen eines Anrufs, den Kelly mit angehört hat, als sie zum Übernachten dort war. Und jetzt wollen mich die Wilkinsons mit ihrer Klage endgültig ruinieren.«
»Brrr«, sagte Edwin.
»Kann man wohl sagen.«
»Nein, geh noch mal ein Stück zurück.«
»Wie weit?«
»Die Mutter der Freundin deiner Tochter ist ums Leben gekommen und weiter?«
Ich erzählte ihm von Ann Slocums Tod und dass Darren Slocum jetzt unbedingt wissen wollte, was Kelly gehört hat, als Ann im Schlafzimmer telefonierte.
»Ann war die Dritte bei diesen Mittagessen«, fügte ich hinzu.
»Also, das ist interessant«, sagte Edwin.
»Ja.«
»Sagtest du Darren Slocum?«
»Richtig.«
»Von der Polizei in Milford?«
»Wieder richtig. Kennen Sie ihn?«
»Ich kenne seinen Ruf.«
»Das klingt aber gefährlich«, sagte ich.
»Ich weiß von mindestens zwei internen Ermittlungen gegen ihn. Einem Mann hat er während der Festnahme nach einer Kneipenschlägerei den Arm gebrochen. Bei der anderen Sache haben sie ihn im Zusammenhang mit verschwundenem Drogengeld aufs Korn genommen, aber da bin ich mir ziemlich sicher, dass es zu nichts geführt hat. Es gab mehrere Polizisten, die Zugriff auf das Beweismaterial hatten, also konnten sie ihm nichts anhängen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Glaubst du, ich sitze den ganzen Tag hier und pussel an meiner Briefmarkensammlung rum?«
»Dann ist er also ein böser Cop?«
Edwin antwortete nicht gleich, so als ob noch andere Leute im Raum wären und er keine Verleumdungsklage riskieren wollte.
»Sagen wir, es liegt ein Schatten auf ihm.«
»Sheila war mit seiner Frau befreundet.«
»Über seine Frau weiß ich nicht viel. Nur, dass sie nicht seine erste war.«
»Ich wusste gar nicht, dass er schon mal verheiratet war.«
»Tja. Im Zusammenhang mit dem Ärger, den er sich da eingehandelt hat, war auch davon die Rede, dass er vor Jahren schon mal verheiratet war.«
»Scheidung?«
»Sie ist gestorben.«
»Woran?«
»Keine Ahnung.«
Ich dachte darüber nach. »Vielleicht ergibt das alles langsam einen Sinn. Er ist ein zwielichtiger Polizist, und seine Frau verkauft von zu Hause aus gefälschte Designerhandtaschen. Ich glaube, die haben ganz gut verdient mit diesen Taschen.« Dass das Ganze wahrscheinlich auch am Finanzamt vorbeilief, erwähnte ich nicht. Wer im Glashaus sitzt und so.
Edwin spitzte die Lippen. »Könnte sein, dass man bei der Polizei wenig Verständnis dafür aufbringt, dass er und seine Frau gefälschte Produkte verkaufen. Das ist illegal. Nicht der Besitz so einer Tasche, aber die Herstellung und der Verkauf.«
»Als Slocum Samstagvormittag zu mir kam, war er ziemlich neben der Spur. Für ihn gab es anscheinend einen Zusammenhang zwischen dem Anruf, den seine Frau erhalten hatte, und dem Unfall.«
»Und zwar?«
»Er sah das wohl so: Hätte sie nicht das Haus verlassen, um sich mit dem Anrufer zu treffen, hätte sie diese Reifenpanne vielleicht irgendwann und irgendwoanders gehabt, wäre nicht ins Wasser gefallen und folglich nicht gestorben.«
Wieder spitzte Edwin die Lippen.
»Woran denken Sie?«
»Weißt du, ob die Polizei den Fall Ann Slocum als Tod unter ungeklärten Umständen behandelt?«
»Keine Ahnung.«
Edwin presste die Lippen zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. So hatte ich ihn schon früher gesehen, wenn er tief in Gedanken war.
»Glen«, begann er zögernd.
»Ich höre.«
»Glaubst du an Zufälle?«
»Eigentlich nicht«, sagte ich. Ich ahnte, worauf er hinauswollte.
»Deine Frau kommt bei einem Unfall ums Leben, der, ich glaube, da sind wir uns einig, schwer nachvollziehbar ist. Und weniger als einen Monat später stirbt ihre Freundin unter mysteriösen, wenn nicht genauso wenig nachvollziehbaren Umständen bei einem anderen Unfall. Ich bin sicher, das ist deiner Aufmerksamkeit nicht entgangen.«
»Durchaus nicht, Edwin«, antwortete ich. In mir brach ein Tumult los. »Aber abgesehen von dieser Feststellung weiß ich nicht, was ich damit anfangen soll. Sehen Sie, worüber ich Tag und Nacht grüble, ist, wie Sheila so etwas tun konnte – wie sie gestorben ist. Was habe ich übersehen? Wie kann es sein, dass ich nicht wusste, dass sie ein Problem hatte? Herrgott, Edwin, soviel ich weiß, mochte sie Wodka überhaupt nicht, trotzdem lag eine leere Flasche in ihrem Wagen.«
Edwin trommelte mit den Fingern seiner linken Hand auf den Tisch. Er warf einen Blick auf das Bücherregal.
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