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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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große Herausforderung. Kein Keller, keine Klempnerarbeiten außer einem Anschluss zum Autowaschen. Nur ein solider Kasten mit genügend Stauraum und Platz für eine Werkbank, gute Beleuchtung und jede Menge Steckdosen. Einen elektrischen Torantrieb hatte der Kunde abgelehnt, weil er nicht riskieren wollte, dass der eines Tages verrücktspielte und ihm einen seiner Schätze plattdrückte.
    Als ich aus dem Wagen stieg, kam Ken Wang mir entgegen.
    »Hey, Mr. G., gut schaunse heut aus, Herrschaften.«
    Es war immer wieder zum Brüllen.
    »Danke, KF. Wie läuft’s bei euch?«
    »Ausgezeichnet. Eins kann ich Ihnen flüstern, für eine von diesen Fetten würd ich meine linke Titte hergeben.«
    »Schöne Autos.«
    »Da hat einer hier rumgeschnüffelt, der wollte zu Ihnen.«
    »Hat er gesagt, was er wollte?«
    Ken schüttelte den Kopf. »Nein. Vielleicht ein neuer Auftrag. Also schön da bleiben.« Er grinste mich an.
    Ich ging in die neue Garage, um zu sehen, wie es dort voranging. Die Innenwände waren aus Gipskarton – auf einer Platte fand ich einen Stempel, der jede Befürchtung zerstreute, es könnte dieses giftige Zeug aus China sein –, und Stewart wollte gerade anfangen, die Übergänge abzuschleifen. »Schon ganz gut, was?«, sagte er.
    Ich erklärte den beiden, wo sie die Regale anbringen sollten, und setzte mich wieder in den Wagen, um mir einen Kaffee aus meiner Thermoskanne zu gönnen und ein, zwei Schulen anzurufen. Ein kleines blaues Auto blieb am Straßenrand stehen, und ein Mann im blauen Anzug stieg aus. Er hatte einen Umschlag in der Hand. Vielleicht war das der Typ, den Ken vorhin gesehen hatte. Als er auf mich zukam, ließ ich das Fenster herunter.
    »Glen Garber?«, fragte er.
    »Steht zumindest auf dem Wagen«, witzelte ich.
    »Aber Sie sind Mr. Garber?«
    Ich nickte.
    Er reichte mir den Umschlag zum Fenster herein und sagte: »Gilt als zugestellt.« Dann drehte er sich um und ging.
    Ich stellte meinen Thermosbecher auf das Armaturenbrett und riss den Umschlag auf, holte die Papiere heraus und entfaltete sie. Der Briefkopf einer Anwaltskanzlei. So schnell ich konnte, überflog ich den Schrieb. Er war in einem Juristenkauderwelsch geschrieben, das ich zwar kaum verstand, aber das Wesentliche begriff ich doch.
    Die Familie Wilkinson verklagte mich auf fünf Millionen Dollar. Klagegrund: Fahrlässigkeit. Der springende Punkt war folgender: Ich hatte den Zustand meiner Frau nicht erkannt und nichts dagegen unternommen. Dieses Versäumnis war schlussendlich der Grund für den Tod von Connor und Brandon Wilson.
    Ich bemühte mich, das Ganze noch einmal durchzulesen, gründlich diesmal, aber mir kamen die Tränen, und alles verschwamm mir vor den Augen. Ich schloss sie und lehnte den Kopf an die Kopfstütze.
    »Toll gemacht, Sheila«, sagte ich.

Zwanzig
    »Interessant ist es auf jeden Fall«, sagte Edwin Campbell. Er nahm seine Brille mit der Metallfassung ab und legte sie neben das Schriftstück, das mir vor zwei Stunden zugestellt worden war. Er schüttelte den Kopf. »Ein bisschen überzogen, wie mir scheint, aber interessant.«
    »Sie meinen also, ich muss mir deswegen keine Sorgen machen?«, fragte ich ihn und beugte mich vor. Wir saßen auf Ledersesseln im Besprechungszimmer seiner Kanzlei. Edwin war Ende sechzig und viele Jahre der Anwalt meines Vaters gewesen. Ich nahm auch heute noch seine Dienste in Anspruch, nicht nur aus Familientradition und Loyalität, sondern weil er sein Handwerk verstand. Sofort nach Zustellung der Papiere hatte ich ihn angerufen, und er hatte mir gleich einen Termin gegeben.
    »Also, so weit würde ich auch wieder nicht gehen«, sagte Campbell. »Es gibt genügend Fälle dieser Art, die jahrelang von einer Instanz zur nächsten weitergereicht werden, und die Beschuldigten Unsummen für die Verteidigung kosten. Wir müssen also eine Erwiderung schreiben. Sie werden beweisen müssen, dass du wusstest, dass Sheila Alkoholikerin war, und dass du sehr wahrscheinlich wusstest, dass sie sich in alkoholisiertem Zustand ans Steuer eines Wagens setzen würde.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass mir nie –«
    Edwin winkte ab. »Ich weiß, was du gesagt hast. Und ich glaube dir. Aber ich glaube auch – und ich bin sicher, du hast das schon getan –, dass du unbedingt noch einmal über alles, was Sheila betrifft, gründlich nachdenken musst. Gibt es etwas, das du übersehen hast, etwas, das du vielleicht ignoriert hast, weil du es nicht wahrhaben wolltest? Etwas, was du dir

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