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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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ersparen. Sie arbeitete im Büro, und früher oder später landete alles auf ihrem Schreibtisch.
    »Ja«, sagte ich. »Frag nach, ob sie sich die Teile aus diesem Sicherungskasten genau angesehen haben. Ich will wissen, ob die original waren.«
    »Ach komm, Glen, Theo würde so was doch nie in einem von deinen Häusern installieren.«
    »Sally, ruf Alfie an, ja?«
    »Ist gut«, sagte sie wenig begeistert. »Aber kann es sein, dass du einfach nur einen Sündenbock suchst?«
    »Wie gut kennst mich inzwischen, Sally?«
    »Du hast recht, ich nehm’s zurück. Ich ruf ihn an.« Um das Thema zu wechseln, fragte sie: »Was ist denn mit Kelly? Geht’s ihr gut? Nimmst du sie aus der Schule?«
    Kelly stand auf, spülte ihre Schale aus und verließ die Küche.
    »Um die Wahrheit zu sagen, bei uns war gestern Abend noch einiges los.«
    »Was denn?«
    »Jemand hat auf unser Haus geschossen.«
    »Was? O Gott, Glen, was ist denn passiert?« Ich erzählte es ihr. »Das darf doch nicht wahr sein. Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Ja, es geht ihr ganz gut, wenn man bedenkt, was sie in letzter Zeit mitgemacht hat. Zuerst stirbt ihre Mutter, dann die ihrer Freundin und jetzt das. Sie braucht Abstand von Milford. Also bestell Doug, heute hat er das Sagen, ja? Wenn’s Probleme gibt, erreichst du mich auf dem Handy.«
    Sally sagte, sie würde sich melden und ich solle Kelly ganz fest von ihr drücken.
    Kelly stand mit ihrem Koffer am Fuß der Treppe. »Sally lässt dich grüßen.«
    »Kannst du den ins Auto bringen?«, fragte sie. »Ich will noch mal schauen, ob ich was vergessen habe.«
    Das erinnerte mich daran, dass ich noch in der Schule Bescheid sagen musste, dass Kelly eine Zeitlang nicht kommen würde. Der Unterricht hatte schon begonnen, und wahrscheinlich würde bald jemand anrufen, weil ich sie für heute noch nicht entschuldigt hatte. Ich rief im Sekretariat an und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
    Ich nahm Kellys Koffer und ging hinaus zum Wagen. Ich öffnete die Heckklappe, hievte den Koffer hinein und nahm das Stück Kantholz heraus, das noch auf der Ladefläche lag. Es schien mir würdig, in die Restesammlung in meiner Garage aufgenommen zu werden.
    Gerade wollte ich ins Haus zurückgehen, da stellte sich ein schwarzer Chrysler 300 quer vor meine Einfahrt. Ich hatte den Wagen noch nie gesehen. Auch dem Fahrer, der jetzt ausstieg, war ich noch nie begegnet, dennoch erkannte ich ihn.
    Ich betrat das Haus, die Tür ließ ich einen Spalt offen.
    »Kelly!«
    Sie erschien oben auf dem Treppenabsatz. »Mhm?«
    »Hör mir gut zu. Ich gehe jetzt raus, um mit dem Mann zu reden, der gerade gekommen ist. Sperr hinter mir ab. Schau aus dem Fenster. Wenn etwas passiert, wähl den Notruf.«
    »Was ist denn –«
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ja.«
    Ich drehte mich um, und sie flitzte die Treppe herunter. Draußen wartete ich, bis ich das Schloss einrasten hörte.
    Das Kantholz hielt ich noch immer in der Hand.
    Der Fahrer, ein großer, schwarzhaariger Mann mit Lederjacke, schwarzen Hosen und auf Hochglanz polierten Schuhen, ging vorne um seinen Wagen herum und lehnte sich an die Beifahrertür. Er trug eine Sonnenbrille und machte keine Anstalten, sie abzunehmen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Er sah hinauf zu dem Fenster im ersten Stock, das mit einer Sperrholzplatte abgedeckt war. »Hat Ihnen jemand einen Ball ins Fenster geschossen, Mr. Garber?«
    »Lassen Sie Ihren Wagen nicht da stehen, ich fahre gleich raus.«
    »Bin gleich wieder weg. Will nur was abholen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Er bemerkte das Kantholz in meiner Hand, beachtete es aber nicht weiter.
    »Abholen? Was denn?« Als er die Arme verschränkte, waren ihm die Ärmel ein wenig hochgerutscht, und eine teure Uhr zum Vorschein gekommen. Unter dem Uhrband glaubte ich eine Druckstelle auf dem Handgelenk zu erkennen.
    »Ein Päckchen, das Ihre Frau hätte abliefern sollen. Für ihre Freundin Belinda Morton.«
    »Meine Frau ist tot.«
    Er nickte. »Zufällig starb sie genau an dem Tag, an dem die Zustellung stattfinden sollte.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Eine Ahnung hatte ich allerdings. Ich dachte an die Fragen, die Belinda mir gestellt hatte. Wegen eines Umschlags, den sie Sheila gegeben hatte.
    Er rieb sich das Kinn mit der rechten Hand, als überlege er, was er mit mir anfangen sollte. Dabei rutschte sein Ärmel noch ein Stück weiter den Arm hinauf, und ich sah, dass die Druckstelle unter dem Uhrband eine Tätowierung war.

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