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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Hoover
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vom Tisch, damit wir den Test schreiben können.«
    »Soll sie sich nicht selbst vorstellen?«, fragt Eddie.
    »Das verschieben wir auf später. Zuerst schreiben wir den Test.«
    Ich bin erleichtert, dass Will es mir erspart, mich vor die Klasse zu stellen und irgendetwas von mir erzählen zu müssen. Außerdem bezweifle ich, dass ich auch nur ein Wortrausgebracht hätte. Es fühlt sich an, als würde ein Wattebausch in meiner Kehle stecken.
    »Lake …« Will stockt kurz, als er seinen Versprecher bemerkt, dann räuspert er sich. »Layken. Falls du etwas zu erledigen hast, kannst du das gerne tun, während die anderen den Test über die gerade abgeschlossene Unterrichtseinheit schreiben.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber den Test mitschreiben«, sage ich mit belegter Stimme. Ich brauche dringend etwas, um mich abzulenken.
    Will legt mir ein kopiertes Blatt mit Fragen auf den Tisch, die ich mir sofort durchlese und so gut es geht beantworte, um wenigstens vorübergehend an etwas anderes denken zu können als an diese völlig schizophrene Situation. Ich bin viel zu früh fertig und fange an, einzelne Antworten auszuradieren und noch einmal hinzuschreiben, damit ich mich nicht mit dem auseinandersetzen muss, was anscheinend Realität ist: Der Junge, in den ich mich Hals über Kopf verliebt habe, ist auf einmal mein Lehrer.
    Nach dem Gong bleibe ich an meinem Platz sitzen und sehe zu, wie die anderen an Wills Pult vorbeigehen und ihm ihre Arbeiten hinlegen. Eddie stupst mich an.
    »Hey, wie sieht’s aus? Hast du es geschafft, in Gruppe A zu kommen?«
    Ich nicke. »Ja.«
    »Cool. Dann halte ich dir einen Platz frei«, sagt sie. Nachdem sie ihren Zettel auf den Stoß gelegt hat, bleibt sie noch einen Moment vor dem Pult stehen und wartet, bis Will fragend zu ihr aufsieht. Dann zieht sie ein Blechdöschen mitrotem Aufdruck aus der Tasche, nimmt ein paar weiße Drops heraus und legt sie vor ihn hin. »Pfefferminz«, sagt sie.
    Will schaut stirnrunzelnd auf die kleinen Bonbons.
    »Ich habe natürlich keine Ahnung, was los ist«, flüstert Eddie verschwörerisch. »Aber ich hab gehört, Pfefferminz soll bei Kater Wunder wirken.« Sie schiebt sie ihm zu und schlendert aus dem Raum.
    Will und ich bleiben allein zurück. Am liebsten würde ich sofort mit ihm reden, aber natürlich weiß ich, dass das immer noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Also nehme ich meine Arbeit, gehe zum Pult und lege sie auf den Stapel.
    Will starrt immer noch die Mintdrops an, die vor ihm auf dem Tisch liegen. »Sieht man mir wirklich so deutlich an, wie mies ich mich fühle?«, fragt er.
    Ich nehme mir zwei Drops und verlasse wortlos das Zimmer.
    Während ich auf der Suche nach meinem nächsten Kurs durch die Flure irre, komme ich an einer Mädchentoilette vorbei und beschließe spontan, die vierte Stunde und die Mittagspause hier zu verbringen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass Eddie auf mich wartet, aber ich bin jetzt einfach nicht in der Lage, mich mit irgendjemandem auseinanderzusetzen. Stattdessen lerne ich in den nächsten anderthalb Stunden sämtliche Klosprüche an den Wänden der Kabine auswendig und versuche anschließend den restlichen Schultag zu überstehen, ohne in Tränen auszubrechen.
    Die letzten beiden Stunden erlebe ich wie in Trance. Zum Glück scheint auch keiner der anderen Lehrer ein Interesse daran zu haben, dass ich mich der Klasse vorstelle. Ich sprechemit niemandem und niemand spricht mit mir. Ob wir in einem der Kurse irgendwelche Hausaufgaben aufbekommen, kriege ich nicht mit.
    Als ich nach Unterrichtsschluss zum Wagen gehe und den Schlüssel ins Schloss stecken will, zittert meine Hand so sehr, dass er mir herunterfällt. Ich atme ein paarmal tief durch und zwinge mich, mich zusammenzureißen. Dann fahre ich auf dem schnellsten Weg nach Hause. Ich will jetzt nur noch eins: ins Bett.
    In der Einfahrt ziehe ich den Zündschlüssel ab, bleibe aber im Wagen sitzen. Ich kann Kel und meiner Mutter jetzt noch nicht gegenübertreten. Also stelle ich den Sitz zurück, lege den Unterarm über die Augen und lasse die Tränen, die ich so lang zurückgehalten habe, endlich fließen. Im Schnelldurchlauf spule ich in Gedanken noch einmal die letzten Tage ab. Wie konnten wir einen ganzen Abend miteinander verbringen, ohne dass auch nur ein einziges Mal zur Sprache kam, dass er Lehrer ist? Wie kann es sein, dass etwas so Entscheidendes wie sein Beruf keinerlei Rolle gespielt hat?
    Und noch

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