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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Hoover
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redet vom Slammen«, mischt Gavin sich ein. »Wie bei den Poetry-Slams donnerstags im Club Nine.«
    »Slammen? Was ist das denn?«, fragt ein Mädchen von hinten.
    Gavin dreht sich zu ihr um. »Das ist der Hammer! Eddie und ich waren schon ein paarmal da. Das muss man sehen, um es zu verstehen.«
    »Poetry-Slams sind eine Form der Performance-Poetry, das stimmt«, bestätigt Will. »Ist sonst jemand aus dem Kurs schon mal bei einem Slam gewesen?«
    Ein paar andere heben die Hand. Ich nicht.
    »Hey, Mr Cooper, wie wäre es, wenn Sie es ihnen einfach zeigen?«, ruft Gavin. »Tragen Sie doch was von Ihren Sachen vor.«
    Ich sehe das Zögern in Wills Augen. Er mag es ganz offensichtlich nicht, unter Druck gesetzt zu werden.
    »Okay, unter einer Bedingung. Wenn ich einen meinerTexte vor euch performe, geht jeder von euch dieses Halbjahr einmal zu einem Slam in den Club Nine.«
    Anscheinend sind alle damit einverstanden. Ich würde gern protestieren, aber dazu müsste ich mich melden und etwas sagen und das schaffe ich nicht.
    »Keine Einwände? Gut, dann bekommt ihr jetzt ein kurzes Stück von mir zu hören. Vergesst nicht, dass es bei der Slam-Poetry um den Text und die Performance geht.«
    Will stellt sich vor die Tafel, schüttelt die Arme aus und lässt den Kopf kreisen, um seinen Nacken zu lockern. Als er sich räuspert, klingt das nicht wie bei jemandem, der nervös ist, sondern so wie das Räuspern von jemandem, der gleich losbrüllen wird.

    Erwartungen,
    Ansprüche,
    Urteile,
    Ausreden,
    Ausflüchte,
    Ausreden,
    Urteile,
    Ansprüche,
    Erwartungen.
    In mir strudelt es und aus mir sprudelt es
    wie Blut aus einer Wunde.
    Fötus im Bauch einer Leiche
    begraben im Dunkel dort unten.
    Zerknitterte Laken. Blütenweiß erst,
    jetzt ins Blutrot verkehrt.
    Ich bekomme keine Luft.
    Komme nicht raus hier. Aus mir.
    Aus der Grube, die ich gedrillt habe. In mich.
    Metertief, kilometertief, bis in die tiefste Höllentiefe.

    Da hockt er.
    Nicht ohne Schuld in
    der Kohlengluthitze, in
    der schwärzesten Tiefe.
    Warum kommt er nicht raus?
    Aus sich.
    Keiner hindert ihn dran.
    Doch das Sich-im-Kreis-Drehen
    ist nun mal seine ureigenste Bewegung.
    Das Schweigen im Raum ist ohrenbetäubend, anders kann ich es nicht beschreiben. Keiner sagt etwas, keiner rührt sich, keiner klatscht. Wir sind alle wie erstarrt. Ich bin wie erstarrt. Wie kann er erwarten, dass ich jemals »Abstand« zu ihm gewinne, wenn er solche Sachen macht?
    »Okay, das war’s«, sagt Will trocken und geht zum Pult zurück. Den Rest der Stunde verbringen wir damit, über Slam-Poetry im Allgemeinen zu reden. Ich strenge mich höllisch an, um seinen Erklärungen zu folgen, aber das Einzige, was ich wirklich wahrnehme, ist die Tatsache, dass er mich nicht ansieht. Kein einziges Mal.
    Mittags setze ich mich an den Platz, den Eddie mir an ihrem Tisch in der Cafeteria frei gehalten hat. Als ich aufblicke, seheich einen Typen auf uns zukommen, der auch in Wills Kurs ist und ein paar Reihen hinter mir sitzt. Er balanciert zwei beladene Tabletts, hat einen schweren Rucksack über der Schulter hängen und unter seinem Arm klemmt eine große Tüte Chips. Nachdem er sich mir gegenüber hingesetzt hat, ist er erst einmal damit beschäftigt, die Bestandteile seiner Mahlzeit so zu arrangieren, dass sie auf ein Tablett passen. Sobald er damit fertig ist, zieht er eine Zweiliterflasche Cola aus seinem Rucksack, schraubt sie auf, trinkt direkt aus der Flasche und sieht mich dabei an. Nach einer Weile stellt er die Cola auf den Tisch und wischt sich über die Lippen.
    »Trinkst du den Kakao noch?«, fragt er mich und zeigt auf meine Flasche.
    Ich nicke. »Hatte ich eigentlich vor, ja.«
    »Und was ist mit dem Brötchen? Isst du das noch?«
    »Deswegen habe ich es gekauft.«
    Er greift achselzuckend nach dem Brötchen, das auf Gavins Tablett liegt.
    »Ey, Alter!« Gavin dreht sich um und schlägt ihm auf die Hand. »Das ist meins . Du schaffst es doch sowieso nicht, bis Freitag vier Kilo zuzunehmen. Also kannst du es auch gleich sein lassen.«
    »Bloß drei«, korrigiert der andere ihn mit vollem Mund.
    Eddie wirft ihm ihr Brötchen über den Tisch zu und er fängt es in der Luft auf. »Siehst du, dein Mädchen glaubt an mich«, sagt er grinsend zu Gavin.
    »Nick ist Gewichtheber«, erklärt Eddie mir. »Er muss bis Freitag drei Kilo zunehmen, um in seiner Gewichtsklasse antreten zu können. Es sieht aber nicht gut für ihn aus.«
    Ich lege ihm wortlos mein Brötchen aufs Tablett.

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