Weil ich Layken liebe
Nick zwinkert mir zu und stippt es in einen Berg Butter.
Ich bin Eddie unglaublich dankbar dafür, dass sie mich einfach so in ihre Clique aufgenommen hat. Nicht dass sie mir eine Wahl gelassen hätte – eigentlich ähnelt es eher einer Zwangsrekrutierung. An meiner alten Schule in Texas bestand der gesamte zwölfte Jahrgang aus gerade mal einundzwanzig Schülern. Mit den meisten bin ich gut klargekommen, ohne dass ich eine wirklich beste Freundin oder einen besten Freund gehabt hätte. Am engsten war ich noch mit Kerris befreundet, aber die Tatsache, dass ich mich noch kein einziges Mal bei ihr gemeldet habe, seit wir hier sind, sagt wahrscheinlich alles. Eddie dagegen ist so faszinierend und eigenwillig, dass ich mir jetzt schon vorstellen kann, dass wir vielleicht wirkliche Freundinnen werden.
»Wie lange seid ihr beiden denn schon zusammen?«, frage ich sie.
»Seit der Zehnten. Ich hab ihn mit dem Auto angefahren.« Sie sieht ihn an und lächelt. »Wir haben uns im wahrsten Sinn des Wortes ›verknallt‹. Und du?«, fragt sie. »Hast du einen Freund?«
Ich wünschte, ich könnte ihr von Will erzählen. Dass ich bei ihm sofort etwas gespürt habe, was ich so noch nie bei einem anderen empfunden habe. Ich möchte von unserem ersten und einzigen Date erzählen, davon, dass ich von Anfang an das Gefühl hatte, wir würden uns schon seit Jahren kennen, ich will von dem Text erzählen, den er bei dem Slam vorgetragen hat, und von unserem Kuss. Ich würde so gern erzählen, wie es sich angefühlt hat, als wir uns hier in derSchule wiedergesehen und begriffen haben, dass unsere Geschichte, die gerade erst begonnen hatte, schon wieder zu Ende ist. Aber ich darf nicht darüber reden. Mit niemandem. Also sage ich nur: »Nein.«
»Echt nicht? Du hast keinen Freund? Das werden wir ändern«, ruft sie.
»Nicht nötig. Kein Bedarf.«
Eddie lässt sich nicht beirren und wendet sich an Gavin, um mit ihm die potenziellen Kandidaten für ihre bedauernswerte neue Single-Freundin durchzugehen.
Ich war noch nie so froh, mich ins Auto zu setzen und nach Hause zu fahren, wie an diesem Freitag, als die erste Woche an der neuen Schule endlich hinter mir liegt. Auch wenn Will gegenüber von uns wohnt, ist der Schmerz zu Hause besser zu ertragen als in seiner allernächsten Nähe im Klassenzimmer.
Er hat es geschafft, mich die ganze Woche über jeden Tag eine Stunde lang zu unterrichten, ohne mich auch nur einmal anzusehen. Und ich bin mir sehr sicher, dass mir nicht der kleinste Blick in meine Richtung entgangen wäre. Ich habe ihn nämlich nicht aus den Augen gelassen.
Ich mache einen kleinen Umweg, um die nötigen Zutaten für das Wochenende zu besorgen, an dem ich mich zu Hause verkriechen werde. Motto: Filme und Fresskram.
Als ich eine halbe Stunde später zur Tür hereinkomme, sitzt meine Mutter mit einem Becher Kaffee in der Küche und sieht mich mit einem Blick an, der deutlich sagt, dass ich irgendwas getan habe, was ihr nicht passt.
»Hallo.« Ich lege die DVDs und die Tüte mit dem Knabberzeugund den Süßigkeiten auf die Theke. »Ich habe dieses Wochenende ein Date mit Johnny Depp«, sage ich, als würde ich nicht merken, dass irgendwas los ist.
Mom lächelt nicht. »Ich habe heute Kel und Caulder von der Schule abgeholt«, erzählt sie, »und dabei etwas sehr Interessantes erfahren.«
»Du klingst irgendwie erkältet, Mom. Kann es sein, dass du krank wirst?«, frage ich, obwohl ich am Klang ihrer Stimme genau gehört habe, dass sie eigentlich gesagt hat: »Ich habe vom kleinen Bruder deines Freundes etwas erfahren, das ich lieber von dir selbst erfahren hätte.«
»Gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?«, fragt sie und erdolcht mich gleichzeitig mit Blicken.
Ich nehme mir eine Flasche Wasser, trinke einen Schluck und setze mich an die Theke. Eigentlich hatte ich vor, heute Abend mit ihr über alles zu sprechen, aber die Krisensitzung ist offenbar vorverlegt worden. »Mom, ich wollte mit dir darüber reden. Ich schwöre.«
»Er ist Lehrer an deiner Schule, Lake!« Sie hustet, greift nach einem Taschentuch und muss kurz aufstehen, weil sie anscheinend kaum Luft bekommt. Als sie sich erholt hat, setzt sie sich wieder und senkt die Stimme, um nicht von den beiden Jungs gehört zu werden, die wahrscheinlich irgendwo in der Nähe sind. »Findest du nicht, dass das eine wichtige Information für mich gewesen wäre, bevor ich dir erlaubt habe, mit ihm auszugehen?«
»Ich wusste es doch nicht! Wir wussten
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