Weil ich Layken liebe
Plan gewesen.
»Nein, Kel. Wir bleiben hier.«
Kel seufzt erleichtert und ist dann einen Moment still, als würde er noch einmal über alles nachdenken, was er gerade erfahren hat. »Hast du Angst, Mom?«, will er wissen.
»Jetzt nicht mehr. Nein«, antwortet sie. »Ich weiß es schon etwas länger und konnte mich mit dem Gedanken vertraut machen. Ich finde sogar, dass ich eigentlich Glück habe. Im Gegensatz zu deinem Dad bin ich rechtzeitig vorgewarnt worden und kann dadurch ganz bewusst Zeit mit euch hier zu Hause verbringen.«
Kel klettert auf seinen Hocker, stützt die Ellbogen auf die Theke und sieht mich an. »Aber eins musst du mir versprechen, Layken.«
»Klar«, sage ich. »Was denn?«
»Bitte mach nie, nie, nie mehr Basagne!«
Wir lachen. Wir lachen . Mom und ich haben gerade das schwierigste Gespräch unseres Lebens geführt und wir lachen. Kel ist einfach unglaublich.
Eine Stunde später sitzen wir vor einer riesigen Auflaufform mit Basagne, einer ebenso riesigen Schüssel Salat und einem Korb mit selbst gebackenen Grissini. Viel zu viel für uns drei. Allein können wir das niemals alles aufessen.
»Lauf doch mal schnell rüber und frag Caulder und Will, ob sie schon gegessen haben«, schlägt meine Mutter vor, worauf Kel sofort lossaust.
Während er weg ist, legt sie Gedecke für die beiden auf und ich fülle zwei Gläser mit Eistee.
»Wir müssen mit Will darüber reden, ob er uns Kel ab und zu abnehmen kann«, sage ich.
»Warum?«
»Weil ich dich von jetzt an gern zu den Behandlungen fahren würde. Brenda hat nicht immer Zeit und ich möchte auch etwas für dich tun und das alles mit dir zusammen durchstehen. Wenn ich immer mal wieder einen Tag in der Schule fehle, ist das kein Drama, meine Noten sind ja gut. Und vielleicht kann man ein paar deiner Termine auch auf den Nachmittag legen.«
Mom sieht mich an und lächelt. »Okay.«
Kel und Caulder kommen zur Tür hereingerannt, Will folgt ihnen kurz darauf.
»Kel hat gesagt, dass es … Basagne gibt?«, fragt Caulder zögernd.
»Das stimmt«, sagt Mom, während sie Lasagnestücke auf die Teller verteilt.
»Aber was ist Basagne?«, erkundigt Caulder sich ängstlich.
»Basagne ist Basagne. Und ich hoffe sehr, dass sie dir schmeckt, weil es nämlich die letzte Basagne ist, die wir jemals essen werden«, sagt sie.
Will wartet, bis Mom und ich sitzen, bevor er sich selbst einen Hocker heranzieht.
Wir verteilen die Grissini und den Salat, sodass jeder einen gut gefüllten Teller vor sich stehen hat, und alle greifen hungrig zu. Die Stimmung ist gelöst, bis Kel sich plötzlich zu Caulder dreht und sagt: »Meine Mutter ist krank und muss sterben.«
Will wirft mir einen Blick zu und ich nicke lächelnd, um ihm zu verstehen zu geben, dass wir über alles gesprochen haben.
»Wenn sie tot ist, wohne ich hier allein mit Layken. Dann sind wir genau gleich. Unsere Eltern sind tot und du wohnst bei deinem großen Bruder und ich bei meiner großen Schwester.«
»Hey, voll verrückt! Aber irgendwie auch cool«, sagt Caulder.
»Caulder!«, schimpft Will.
»Schon in Ordnung, Will«, sagt meine Mutter. »Es ist ja tatsächlich ziemlich verrückt.«
»Du, Mom?«, sagt Kel. »Was ist eigentlich mit deinem Zimmer? Kann ich das dann haben? Meins ist so klein.«
»Nein, kannst du nicht«, gehe ich schnell dazwischen. »Ihr Zimmer hat ein eigenes Bad. Wenn überhaupt, dann bekomme ich es.«
Kel sieht enttäuscht aus, aber in diesem Punkt lasse ich nicht mit mir verhandeln. Das Zimmer mit Bad bekomme ich.
»Du kannst dafür meinen Computer haben, Kel«, sagt Mom.
»Cool!«
Ich sehe verstohlen zu Will hinüber und hoffe, dass er diese Unterhaltung nicht total geschmacklos findet, aber er lacht. Wahrscheinlich ist es genau das, was er sich für uns gewünscht hat – dass wir die Situation so akzeptieren, wie sie ist.
Während des Abendessens besprechen wir, wie sich die nächsten Monate am besten organisieren lassen. Will bietet an, dass Kel an den Tagen, an denen ich meine Mutter in die Klinik zur Chemo fahre, zu ihnen kommen kann. Außerdem würde er die Jungs dann nicht nur zur Schule bringen, sondern sie auch abholen. Mom besteht darauf, im Gegenzug so oft wie möglich für das gemeinsame Abendessen zu sorgen, um ihm auch etwas Arbeit abzunehmen. Irgendwie ist das alles unglaublich. Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Tag so enden könnte, und habe das gute Gefühl, dass es uns zusammen gelungen ist, dem Tod ein Schnippchen zu
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