Weil ich Layken liebe
an einer anderen Schule beende. In einer halben Stunde habe ich einen Termin mit meinem Studienberater. Ich muss mich beeilen.« Er öffnet die Wagentür, zieht sein Jackett aus und wirft es zusammen mit der Tasche auf den Beifahrersitz.
»Aber was wird denn jetzt, wenn du keine Stelle mehr hast?«, frage ich besorgt und halte die Tür fest, damit er sie nicht zuziehen kann, bevor er alle meine Fragen beantwortet hat. »Heißt das, dass du jetzt kein Geld mehr verdienst? Was willst du dann machen?«
Will lächelt, dann steigt er noch einmal aus und fasst mich an den Schultern. »Mach dir keine Sorgen, Layken. Mir wird schon irgendwas einfallen. Aber jetzt muss ich wirklich los.« Er setzt sich wieder hinters Steuer, zieht die Tür zu und lässt dann noch einmal das Fenster herunter.
»Ach so, noch was. Kann Caulder nachher erst mal zu euch, falls ich nicht rechtzeitig wieder zu Hause bin?«
»Natürlich«, sage ich.
»Wir fahren morgen ziemlich früh zu meinen Großeltern. Es wäre super, wenn du dafür sorgen könntest, dass er nichtsSüßes mehr isst. Er muss rechtzeitig ins Bett.« Er startet den Motor.
»Natürlich«, sage ich.
»Und … Layken? Beruhige dich, okay? Alles wird gut.«
»Natürlich«, sage ich.
Und dann ist er weg.
18.
Close the laundry door,
tiptoe across the floor,
keep your clothes on.
I got all that I can take.
Teach me how to
use the love that people say you made.
– THE AVETT BROTHERS, »LAUNDRY ROOM«
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, meiner Mutter beim Aufräumen zu helfen, was mich davor bewahrt, weiter über Will nachzugrübeln und mich zu fragen, was werden soll, wenn er womöglich keine neue Stelle findet und kein Geld mehr verdient. Ich erzähle Mom nichts von meinen Befürchtungen, weil ich nicht will, dass sie sich Sorgen macht. Sie hat jetzt weiß Gott genug eigene Probleme. Zum Glück stellt sie aber auch keine Fragen und erkundigt sich nicht einmal, warum ich so früh von der Schule nach Hause gekommen bin. Vielleicht hat sie beschlossen, mir die Organisation meines Alltags von jetzt an selbst zu überlassen. Alses Zeit wird, Kel und Caulder abzuholen, ist Will noch nicht wieder zurück, also fahre ich schnell zur Schule und bringe die beiden anschließend zu uns. Nachdem sie ihre Hausaufgaben erledigt haben, kommt das Thema wieder auf Halloween.
»Ich weiß jetzt, als was ich gehe«, verkündet Kel.
»Ach ja?« Meine Mutter, die im Wohnzimmer Wäsche faltet, legt ein zusammengelegtes Handtuch auf den Stapel und sieht Kel erwartungsvoll an. »Als was denn?«
»Als Lungenkrebs«, sagt er und strahlt sie an.
Mom ist so an seine verrückten Ideen gewöhnt, dass sie nicht einmal mit der Wimper zuckt. »Gibt es bei Walmart Lungenkrebskostüme zu kaufen?«, fragt sie.
»Ich glaub nicht«, sagt Kel und holt sich einen Saft aus dem Kühlschrank. »Aber vielleicht kannst du mir eins nähen?«
»Cool«, ruft Caulder. »Dann will ich auch als Lungenkrebs gehen!«
Mom greift lachend nach einem Notizblock und einem Bleistift und setzt sich an die Theke. »Warum nicht? Kel könnte zum Beispiel der rechte und du der linke Lungenflügel sein, Caulder. Dann kommt mal her und helft mir zu überlegen, wie euer Kostüm aussehen könnte.«
Die beiden Jungs kommen sofort zu ihr gerannt und bombardieren sie mit Ideen.
»Mom«, sage ich ungläubig. »Bitte sag mir, dass das nicht dein Ernst ist.«
Sie sieht von der Skizze auf, die sie inzwischen gezeichnet hat, und lächelt. »Aber sicher ist das mein Ernst, Lake. Wennmein kleiner Junge an Halloween als Lungenkrebs gehen will, dann werde ich alles tun, damit er der schönste Lungenkrebs wird, den man sich nur vorstellen kann.«
Ich verdrehe die Augen, setze mich zu den dreien an die Theke und schreibe die Liste mit den Materialien, die wir für die Kostüme besorgen müssen.
In dem Moment, in dem wir schwer beladen mit verschiedenen Stoffen, Bastelmaterialien und Accessoires aus der Stadt zurückkommen, biegt Will in seine Einfahrt ein.
»Will! Will!« Caulder rennt über die Straße, greift nach der Hand seines Bruders und zieht ihn zu uns rüber. »Schau mal, was wir gekauft haben! Das sind alles Sachen für unsere Halloweenkostüme!«
Will hilft uns, die Tüten ins Haus zu tragen.
»Als was wollt ihr euch denn verkleiden?«, fragt er.
»Als Lungenkrebs!«, ruft Caulder begeistert. »Kel ist der eine und ich der andere Lungenflügel!«
Will zieht die Augenbrauen hoch und sieht meine Mutter an, die gerade mit
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