Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
hat.
Als Vorspeise kommen Platten mit Schinken, Speck, frischen roten und gelben Kirschparadeisern aus dem Garten auf den Tisch. Dazu Liptauer und das Schweineschmalz, das ich schnell mit viel angeröstetem Zwiebel und etwas Sojasauce verfeinere, salze, pfeffere. Als ich eine süß-scharfe Chilisauce entdecke, kommt die auch noch hinein. Es muss ja nicht alles original rustikal sein.
„Das Dach ist zu, seit der Reparatur funktioniert es zum Glück“, meldet Martina, „der Tisch ist gedeckt, die Weine sind durchgesehen und eingekühlt.“ Ich schicke sie in den Supermarkt um Brot.
Das Fleisch ist inzwischen aufgetaut, ich nehme es aus der Verpackung, wasche es ab, tupfe es mit Küchenpapier trocken. Es soll nur kurz rosa gebraten werden, etwas vom Wildgewürz, das ich vor einiger Zeit gemischt habe, finde ich noch, ich streiche es über das dunkle Fleisch, ergänze es mit klein geschnittenem frischem Rosmarin. Rohr auf siebzig Grad vorheizen, Fleisch in einer Pfanne auf dem Herd auf beiden Seiten scharf anbraten.
Miroslav sieht mir aus dem Augenwinkel zu, ohne deshalb seine Arbeit zu unterbrechen. Er schält die kochend heißen Kartoffeln, als ob sie lauwarm wären.
Ich lege die angebratenen Rehrücken in eine große mit Öl ausgepinselte Form, salze, lege pro Person einen entkernten Apfel dazu, gebe die zugedeckte Form ins vorgeheizte Rohr, das Reh soll langsam gar ziehen und dabei die schöne rosa Farbe behalten, die Äpfel geben ein zusätzliches Aroma und sind eine duftende Beilage. Den Rückstand vom Anbraten gieße ich mit reichlich Rotwein auf, lasse ihn einreduzieren, stelle die Pfanne zur Seite. Kurz vor dem Servieren werde ich die Sauce mit dem Saft, der sich im Ofen abgesetzt hat, ergänzen und mit in etwas Rotwein aufgelöster Stärke und reichlich Butter binden.
Miroslavs Knödel werden flaumig und leicht, er hat etwas Mehl, etwas Grieß, ein paar Eier zu den zerdrückten Kartoffeln gegeben und mit reichlich frisch geriebener Muskatnuss gewürzt. Auf Mengenangaben will er sich nicht festlegen.
„Kollege, du auch Koch, Superkoch“, sagt er zu mir und klopft mir auf die Schulter. Ich freue mich über das Kompliment und schüttle den Kopf: „Ich habe das nicht gelernt, aber ich koche gerne und ein paar Monate lang habe ich tatsächlich in einem Lokal gekocht.“
„Kollege, Chef“, wiederholt er.
Der Abend wird ein rauschender Erfolg. Ich muss zugeben, Frankenfeld macht seine Sache hervorragend, er erzählt Anekdötchen aus seiner Weinbaulehrzeit in internationalen Spitzenbetrieben, lässt gerade so viel von seiner Adelsabstammung durchklingen, dass es interessant ist – vor allem die Freundin des Pharma-Geschäftsführers sieht ihn mit großen Kuhaugen an, wahrscheinlich liest sie diese Schundheftromane – und bescheiden wirkt.
Reblaus liegt unter dem Tisch, er liebt es, wenn viele Menschen da sind, da fällt auch für ihn einiges ab. Ich habe gesehen, wie die Frau des Hoteleinkäufers ihm ein halbes Schmalzbrot zugesteckt hat, ein Schnapp und es war weg. Von den vielen Speck- und Schinkenstücken, die für ihn abfallen, gar nicht zu reden. Gismo hockt auf dem Marillenbaum und beobachtet uns.
Evas Gäste kaufen viel, bestellen noch viel mehr und wollen überhaupt nicht akzeptieren, dass sie für das köstliche Essen nicht zahlen dürfen. Vielleicht noch ein Verdauungsschnaps vor dem Aufbruch, schlägt der Pharma-Geschäftsführer vor, aber den werde man mit Sicherheit zahlen.
Eva weist das heftig zurück, zögert aber mit dem Schnaps. In diesem Fall ist es wohl nicht ihre Sparsamkeit, doch die Gäste haben genug getrunken, und sie wollen noch bis Wien. Aber sie hat nicht mit dem Großvater gerechnet. Er holt seinen Lieblingstrebernschnaps, früher habe er gemeinsam mit einem Freund gebrannt, aber leider gehe es dem Freund nicht mehr so gut, vielleicht schaffe man es heuer wieder. Er habe Simon versprochen, ihm zu zeigen, wie man richtig brennt. Besser, man hält den Knaben vom Feuerwasser fern, denke ich mir.
Der Großvater schenkt großzügig aus, es wird viel und laut gelacht. Plötzlich eine Polizeisirene. Wir lauschen, was kann in Treberndorf noch los sein? Die Sirene wird lauter, stoppt vor dem Haus der Bertholds. Zwei uniformierte Beamte stehen im Hof. Die Aktion ist ihnen sichtlich unangenehm. Der Dünnere der beiden kann maximal Anfang zwanzig sein, er steigt von einem Bein aufs andere, die Pistole im Hüfthalfter schlägt jedesmal gegen seinen Oberschenkel.
„Es hat eine
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