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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gesagt, aber er ist teuer, eine Zusatzausgabe, die man aufgeschoben hat. Mir ist, als wäre die ganze Welt verstummt. Der Herbst ist nicht mehr voller Versprechungen, er kündigt bloß den Winter an.
    Ich atme flach, überwinde mich und umfasse Franjos Handgelenk. Was, wenn meine Phantasie mit mir durchgegangen ist, wenn er doch noch lebt? Die Hand ist kalt, er muss schon einige Stunden hier liegen. Kein Puls zu spüren.
    Ich weiß nicht, warum ich nicht anrufe, ich gehe zurück zum Auto, fahre zu den Bertholds. Irgendwann auf der Strecke setzt mein Verstand wieder ein. Frankenfeld kommt, will sich bei Eva einschleichen, entdeckt, dass Franjo auf dem Hof arbeitet, starrt ihn an. Einen Tag später hat Franjo einen Unfall.
    Zuckerbrots Nummer habe ich eingespeichert, er geht sofort dran.
    „Franjo, einer der Arbeiter der Bertholds, hatte einen tödlichen Unfall. Ich hab ihn gesucht und gefunden.“
    „Für Unfälle bin ich nicht zuständig.“
    „Für seltsame Zufälle aber schon, oder?“
    „Erzählen Sie.“
    Ich erzähle alles, auch, was wir inzwischen über das Weingut Kaiser und über Frankenfeld wissen. Zuckerbrot verspricht, sofort zu kommen. Besser, man trifft sich bei den Bertholds, denn dass ich ihm den Weg zum Graben beschreiben kann, bezweifle ich.
    Eva will es einfach nicht glauben. Ich erzähle es ein zweites Mal, sie hält an dem Gedanken fest, dass er vielleicht nur eingeklemmt und ohnmächtig geworden sein könnte.
    Eingeklemmt hinter den Barriquefässern war er schon einmal. Vielleicht hat der Anschlag damals auch nicht den Bertholds und ihren Kunden, sondern ihm gegolten? Aber wenn, kann er wohl nur von Kaiser oder von Frankenfeld oder von beiden verübt worden sein. Wie hätten die aber vom stillgelegten Kellergang hinter den Barriquefässern wissen können? Aichinger weiß davon viel eher.
    Vesna kommt gleichzeitig mit Zuckerbrot, Hach und Steininger. Ein Polizeiauto vor dem Haus der Bertholds, das wird sich in einer halben Stunde herumgesprochen haben. Ich bin wütend auf Zuckerbrot, kann er nicht etwas umsichtiger vorgehen? Ein ziviler Wagen wäre besser gewesen.
    Als Vesna erfährt, was mit Franjo geschehen ist, schreit sie auf. „Das ist Mord!“, ruft sie dann. Es folgt ein wütender Wortschwall auf Bosnisch, ihr rinnen Tränen über die Wangen. Sie hat Franjo gut leiden können – oder war da etwa mehr? Ich nehme sie in den Arm, frage gleichzeitig: „Weißt du etwas? Warum Mord?“
    Sie schiebt mich weg, schaut trotzig in die Runde: „Franjo war gut, er stürzt nicht ab. Aber er hat zu viel gewusst. Wo ist dieser Frankenfeld?“
    „Er ist im Keller“, erwidert Eva.
    „Seit wann?“
    „Seit heut in der Früh.“
    „Man muss Alibi kontrollieren.“
    „Dafür sind wir da“, meint Zuckerbrot und bittet Eva, ihn zum Graben unter dem Cabernet-Weingarten zu begleiten.
    „Ich muss mit“, sagt Vesna.
    „Dort gibt es nicht viel zu sehen“, versuche ich sie zu beruhigen. Ich würde selbst jemanden brauchen, der mich beruhigt. Der bleiche Arm. Wie viel wiegt ein Traktor? Jedenfalls genug, damit ein Mensch keine Chance mehr hat, wenn er auf ihn drauffällt. Wie inszeniert man so einen Unfall? Man muss sich selbst mit Traktoren auskennen. Wenn es danach geht, kann es fast jeder aus Treberndorf gewesen sein. Oder aus Großhofing. Ich schleiche mich davon, während die anderen noch aufgeregt debattieren.
    Frankenfeld ist tatsächlich im Keller. Er kontrolliert leere Tanks auf Sauberkeit, ich höre, dass auch die automatische Füllanlage läuft. Er hat mich nicht gesehen, ich gehe zurück zur Füllanlage, frage Jirji, wie lange Frankenfeld schon da sei, seit wann sie gemeinsam im Keller seien. Er braucht zwei, drei Anläufe, dann versteht er mich. Ich weiß inzwischen auch, dass das, was er an den Abenden liest, ein Deutschlehrbuch ist.
    So ab sieben in der Früh habe man im Keller gearbeitet, man sei zusammen gekommen, um den Wein einiger Barriquefässer umzuziehen.
    Kann gut sein, dass Franjo schon früher das Haus verlassen hat. Er hat sich fast immer schon gleich nach Tagesanbruch auf den Weg gemacht. Ich atme durch. Ich habe ihn sehr gern gemocht. Die Arbeit im Freien hat ihm gefallen. Wie viel weiß ich über ihn? Er war gelernter Fußballtrainer. Was für ein Beruf. Und er hatte eine Freundin, die in einer Bank arbeitet. Man muss sie verständigen. Ich bringe es nicht fertig, Jirji vom Tod seines Freundes zu erzählen, sie stammen aus demselben Dorf, auch das weiß ich – und

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