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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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anonyme Anzeige wegen illegalen Ausschanks und Buschenschankbetriebs gegeben.“
    „Nicht schon wieder“, seufzt Eva. „Dabei haben wir sogar das Dach zugemacht.“
    „Es geht diesmal nicht um Lärmbelästigung“, ergänzt der junge Polizist.
    „Ich habe Kunden von mir zu einem Abendessen samt Weinverkostung eingeladen, das ist keine öffentliche Ausschank.“
    „Man hat angeblich gesehen, dass das Tor offen war und dass auch welche aus dem Dorf gekommen sind.“
    „Das Tor ist bei uns oft offen. Welche aus dem Dorf? Du liebe Güte, Josef Zauner, der Obmann des Weinladens, war da, er hat Einladungen vorbeigebracht. Und er hat tatsächlich ein Achtel mit uns getrunken.“
    „Wir müssen nachfragen“, meint der Ältere der beiden, „sonst haben wir keine Ruhe.“ Er deutet in Richtung Aichinger.
    Eva nickt.
    „Also dann …“
    „Wollen Sie einen dünnen Gespritzten oder ein Glas Wasser?“
    „Wir sind im Dienst. Vielen Dank. Und nichts für ungut.“
    Eva erzählt von den Auseinandersetzungen mit dem Nachbarn, sie versucht es so unernst wie möglich zu machen, entsprechend wird darüber gelacht. Eigentlich ist die ganze Sache ja auch lächerlich.
    Bevor die Partie abfährt, schiebt der Pharma-Geschäftsführer Martina einen Hunderter zu, das Kind hätte doch sicher gern hin und wieder etwas Schickes zum Anziehen, so seien Mädels nun einmal.
    „Cool“, sagt Simon, als sie weg sind, „dass damit auch noch Geld zu verdienen ist.“ Martina hat versprochen, ihm das Traktorfahren beizubringen. Ich bin gespannt, wie lange seine Begeisterung für den Weinbau anhalten wird.
    „Verdammt noch mal, wo ist Franjo? Wozu hat er ein Handy von mir, wenn er nicht abhebt?“, ärgert sich Eva. „Es ist schon halb zehn.“
    Ich habe selbst schon versucht, ihn zu erreichen. Will wissen, ob er mir nicht mehr über Frankenfeld erzählen kann.
    „Ich brauche ihn im Keller, er müsste längst mit dem Kontrollieren der Netze fertig sein. Er war am Wald unterwegs, wer weiß, was er jetzt tut.“
    „Ich fahre ihn suchen“, schlage ich vor. Dann kann ich gleich mit ihm reden.
    Inzwischen haben sich mein Fiat und ich an die Feldwege gewöhnt, ich weiß, wie tief die Spurrillen der Traktoren sein dürfen, ohne dass ich aufsitze. Es riecht nach Herbst, nach reifenden Trauben und satten Böden. Ich suche alle Weingärten am Waldrand ab. Kein Franjo zu sehen. Ich probiere es noch einmal am Mobiltelefon. Keine Antwort. Wenn er woanders hingefahren ist … Alle Lagen der Berthold’schen Weingärten finde ich immer noch nicht, da gibt es welche in Richtung Wien, andere Richtung Großhofing und über Großhofing hinaus, ich könnte es höchstens noch im Ried Hüttn und in den Rieden daneben versuchen. Oder ich könnte zu dem einen abgelegenen Weingarten fahren, einer steilen, steinigen Südlage, an drei Seiten durch Wald geschützt, in der Hans Berthold vor einigen Jahren Cabernet ausgesetzt hat. Ich irre umher, halte zwischendurch immer wieder Ausschau nach Franjo, einmal glaube ich ihn schon gefunden zu haben, doch wie ich näher komme, sehe ich, das ist nicht der Traktor, mit dem Franjo unterwegs ist. Er liebt den alten Steyrer-Traktor ohne Verdeck; der, der sich da durch die Rebzeilen bewegt, ist ein neueres Modell, den Mann im Führerhäuschen kenne ich nicht.
    Ich will schon wieder zurückfahren, denke mir, wahrscheinlich ist einfach sein Akku leer und er ist inzwischen längst wieder auf dem Hof, als ich den Cabernet-Weingarten finde. Aber auch hier: kein Franjo. Nur ganz unten, in einem Graben mit Sandsteinbrocken, sehe ich etwas Blaues, zum Großteil verdeckt durch Büsche. Mit einem Traktor kann man einfach die Rebzeilen hinunterfahren, mit einem Auto nicht. Also suche ich mir einen Weg, um nach unten, näher zum Graben zu kommen. Der Feldweg geht in einen kaum benutzten Pfad über. In einem Hohlweg, der offenbar zum Graben führt, muss ich das Auto stehen lassen, gehe zu Fuß weiter.
    Nur etwa zehn Meter vor mir liegt der Traktor. Er ist umgekippt. Ich renne hin, reiße mir an einer Dornenranke den Arm auf. Eine Hand schaut unter der Motorhaube heraus. Sie ist bleich und blutleer, hat nichts mehr von der Kraft Franjos, ich muss gar nicht noch näher hinsehen, ich weiß, er ist tot, schaue den steilen Weingarten hinauf. Der Traktor muss weggerutscht sein, einige Steher, die die Drähte der Rebzeile halten, sind umgerissen. Man hätte einen eigenen Weinbergtraktor für diese Lage gebraucht, Eva hat es schon zwei-, dreimal

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