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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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hat er sich geärgert, „Luftgeschäfte.“
    Am nächsten Vormittag schon mailt uns Oskar einen Vertrag. Er geht über ein Jahr, sieht aber vor, dass Eva ihn bei jedweder illoyalen Handlung sofort kündigen kann. Frankenfeld scheint damit kein Problem zu haben, er unterschreibt, ohne zu zögern.
    „Ich glaube, er spielt mehr als die zweitausend Euro im Monat ein, die er kostet“, meint Eva. Momentan ist mit ihr nicht vernünftig zu reden. „Ob wir Gerold mitteilen sollen, dass Kaiser seinen Kellermeister verloren hat? Einfach ein kurzes Schreiben, in dem wir unseren neuen Kellermeister samt bisherigem Werdegang vorstellen?“
    „Hat Frankenfeld es den Kaisers schon gesagt?“, will ich wissen.
    „Keine Ahnung. Das ist sein Problem – und ihres.“ Sie grinst. Wenn du dich nur nicht zu früh freust, Eva.
    Am Nachmittag kommt Franjo aus seiner Heimat zurück. Er konnte einige Lesehelfer auftreiben, und einen Mann, der sofort anfangen kann, bringt er gleich mit. „Er ist Koch“, erzählt Franjo, „hat in Bratislava gearbeitet, aber geht auch in Weingarten.“
    „Eine Frau wäre mir lieber gewesen“, meint Eva.
    „Habe ich nicht gefunden, aber Miroslav sagt, ihm macht nix, putzen und waschen.“
    Miroslav ist ein übergewichtiger Fünfzigjähriger mit einem gemütlichen Gesicht samt Doppelkinn, für mich sieht er aus, als könnte er tatsächlich kochen, aber jedenfalls ist klar, dass er gerne isst. Wie brauchbar er allerdings im Weingarten sein wird …
    „Gut Hausmann“, strahlt Miroslav, als Eva ihn fragt, ob er sich einen ganzen Haushalt zutraut.
    „Ein Mann. Warum auch nicht?“, meint Eva. „Selbst wenn es einigen im Ort nicht gefallen wird, dass wir eine männliche Haushälterin haben.“
    Eva führt Miroslav durch den Hof, erklärt ihm, was zu tun ist. Franjo übersetzt. Frankenfeld kommt in Begleitung von Martina und dem unvermeidlichen Simon zum Tor herein. Er starrt Franjo an. Franjo starrt zurück.
    „Ich muss noch einmal weg“, sagt Frankenfeld und verschwindet wieder durchs Tor. Frankenfeld hat Franjo erkannt. Franjo hat voriges Jahr bei Kaiser gearbeitet. Und Frankenfeld überlegt nun wohl, wie viel uns Franjo erzählt hat. Ich sollte dringend mit Franjo über Frankenfeld reden.
    Doch dann tauchen überraschend einige der besten Privatkunden auf, sie waren auf der Durchreise und haben sich gedacht, man könnte doch einen Abstecher nach Treberndorf machen, vielleicht irgendwo eine Kleinigkeit essen und ausgiebig Wein kaufen. Vor dem Hof stehen zwei Porsche, ein großer BMW und ein Luxus-Citroën.
    Miroslav kann sofort zeigen, ob er etwas vom Kochen versteht. Denn das Gasthaus hat Ruhetag und Eva weiß, was ihre Kunden wollen. Da braucht sie keinen Frankenfeld dazu. Sie lädt ihre Gäste zu einer Kellerbesichtigung mit anschließendem Abendessen plus Weinverkostung ein. „Der Lange mit den weißen Haaren an den Schläfen, der ist Chefeinkäufer einer Hotelkette“, flüstert sie mir zu, „der kauft nicht nur privat. Und der mit der roten Jacke, der ist Geschäftsführer einer großen Pharmafirma, die suchen ununterbrochen nach passenden Geschenken für Ärzte.“
    Sie zieht mit der Truppe ab.
    Wir sichten die Lebensmittelbestände: Natürlich gibt es Schinken und Speck, selbst geräuchert, dazu ein sehr gutes Schmalz vom Freilandschwein, der Liptauer müsste auch noch reichen. Hätte ich es rechtzeitig gewusst, ich hätte noch einmal ein Veltliner-Schwein versucht …
    „In der Tiefkühltruhe ist noch Reh“, meint Martina, „das mag bei uns niemand besonders.“
    „Das wird nicht so schnell auftauen.“
    „Es sind, glaube ich, auch dünnere Stücke dabei.“
    Rehragout, keine schlechte Idee. Ich sehe nach und stelle fest, dass es sich um zwei ausgelöste Rehrücken handelt. Ob wir die so ohne weiteres nehmen können?
    „Sicher“, sagt Martina, „Mutter ist froh, wenn sie weg sind.“
    „Ich finde Reh super“, sagt Simon.
    Ich schicke die beiden los, um den Tisch im Freien zu denken. Es ist ein warmer Septembertag, trotzdem: Sie sollen versuchen, die Hofüberdachung zu schließen. Am Abend wird es schon kühl.
    Ich lege die vakuumverpackten Rehrücken in einen Kübel mit kaltem Wasser, so taut Fleisch am schnellsten auf.
    Miroslav frage ich, ob er irgendwelche Knödel machen kann. Er kann kaum Deutsch, aber als Koch scheint er nicht übel zu sein. Er sucht nach Kartoffeln, stellt sie zu, seine Bewegungen machen mir klar, dass er tatsächlich jahrelang in der Küche gearbeitet

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