Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Berthold tot ist.“
„Wie meinen Sie das?“
„Na, ich meine, der hat doch relativ viele um den Finger gewickelt.“
„Und Sie waren für seinen Charme unempfänglich?“
„Er war mir zu … bäuerlich, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Er hat kein Interesse an Ihnen gehabt, könnte es das sein?“
„Unsinn, das hätte ihm doch gut in den Kram gepasst, sich bei uns anzubiedern. Das ist ihm nicht gelungen, so hat er es bei Birgit gemacht, aber die habe ich immer schon für naiv gehalten.“
„Birgit?“
„Ja, man könnte sogar sagen, er hat sie Christoph ausgespannt. Eine Geologin, die an einem Forschungsprojekt über Böden im Weinviertel und all so etwas gearbeitet hat.“
„Wann war das?“
„Im letzten Jahr, ist doch nicht mehr interessant. Die wollte sich bei Christoph ohnehin nur ins gemachte Nest setzen, war geradezu ein Glück, dass Hans dazwischengekommen ist.“
„Wo finde ich sie?“
„Vergessen Sie es, ich weiß zufällig, dass sie im Ausland ist. Irgendwo auf Kap Verde, sie betreut da ein anderes Boden-Projekt, wie ich gehört habe. Christoph wollte ihr irgendetwas nachschicken, ich habe das über die dortige österreichische Geschäftsträgerin organisiert, in solchen Ländern weiß man sonst nie, ob etwas ankommt.“
„Tut es Ihnen Leid, dass Frankenfeld gegangen ist?“
Sie sieht mich spöttisch an. „Was wollen Sie hören? Das Weingut Kaiser gibt es seit mehr als hundert Jahren. Wir brauchen keinen Frankenfeld.“
„Wie heißt die Geologin mit Nachnamen?“
Nicole Kaiser ärgert sich offenbar, dass sie davon angefangen hat. „Ich kann mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls hat die Geschichte wieder einmal gezeigt, wie man Hans Berthold einzuschätzen hatte. Fragen Sie doch Ihre Eva, vielleicht weiß sie es.“
Eva schüttelt den Kopf. „Ich hatte schon den Verdacht, dass da etwas lief, aber sicher war ich mir nicht. Ihr Name … irgendwo im Büro müsste ich ihn finden, sie hat Bodenproben genommen. Es ging um die wissenschaftliche Bewertung der Böden, das Terroir spielt eine immer größere Rolle im Weinbau. Auf Lös gedeihen andere Sorten als auf Tegel oder Lehm, und dann gibt es noch eine ganze Menge Feinabstufungen. Also hat er mit ihr auch …“
„Wenn Nicole Kaiser die Wahrheit sagt“, murmle ich.
„Warum sollte sie in diesem Fall lügen?“
„Um ihn in ein schlechtes Licht zu rücken.“
„Nein, da wird schon etwas gewesen sein. Ich habe eine Idee: Christian weiß ganz sicher, wie sie heißt, er war einige Male mit ihr unterwegs, Biologie ist quasi ein verwandtes Fach, er hat ihr geholfen Proben zu nehmen, auch wenn sein Arbeitsgebiet ein ganz anderes ist.“
Die Antwort auf unser Mail ist binnen drei Minuten da: „Sie heißt Birgit Zauner. Geht es euch allen gut? Wie läuft die Weinlese? Ich rieche die Trauben fast, bin hier in meinem kleinen Büro eingesperrt und muss Zahlenreihen eingeben. Gehört auch zur faszinierenden Forschung dazu.“
Ich tippe zurück: „Hast du eine Ahnung, ob Birgit Zauner ein Verhältnis mit Christoph Kaiser gehabt hat? Mira Valensky.“
Antwort: „Bist du allein?“
Ich sehe Eva an, sie nickt.
„Ja.“
Antwort: „Ja, hat sie. Christoph Kaiser war total verknallt in sie, es war schon fast peinlich, ich habe es einmal miterlebt. Angeblich wollten sie sich sogar verloben. Aber dann hat sie sich in Vater verschaut. Mehr will ich nicht sagen, besser, man ist diskret.“
Eva seufzt. „Mir war nicht klar, dass er Bescheid weiß. Von wie vielen hat er wohl gewusst?“
Ich tippe unterdessen: „Sie hat Christoph Kaiser sitzen lassen?“ Und meine dann zu Eva: „Er scheint es jedenfalls gut überstanden zu haben, oder?“
„Was weiß man. Er ist fast zu zurückhaltend Frauen gegenüber.“
„Wie hättest du es denn gerne“, sage ich darauf.
Antwort: „Ja, hat sie. Von heute auf morgen. Dabei hat ihr Vater sicher nichts versprochen, das hat sie mir gegenüber auch einmal so halb zugegeben. Christoph Kaiser war ihr einfach zu langweilig, und gerade weil alles so ernst wurde, hat sie wohl nach einem Absprung gesucht.“
Ich telefoniere mich durchs Außenministerium, bekomme schließlich Nummer und E-Mail-Adresse der österreichischen Geschäftsträgerin auf Kap Verde. Doch die telefonische Verbindung mit der afrikanischen Insel ist gestört und das Mail wird zumindest bis zum späten Abend nicht beantwortet.
Dafür bekomme ich ein SMS von Vesna: „Glaube, ich bin verdächtig, habe zu viel herumgeschaut.
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