Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
kühl, als dass man im Freien sitzen könnte.
    Einige halten Frankenfeld für Evas Mann oder wohl auch für ihren Geliebten, je nachdem, wie viel sie über die Familie und die letzten Monate wissen. Frankenfeld führt sich für meinen Geschmack tatsächlich zu sehr als Hausherr auf. Aber man muss sagen, seine Idee geht auf: Die meisten der Kunden optieren bereits für Weine, die noch gar nicht gelesen, geschweige denn im Fass sind. So gut wie alle bestellen auch vom Cuvée Primeur, dem Wein, an dessen Lese sie beteiligt waren. Es stimmt schon, ein gutes Produkt wird mit einer guten Geschichte noch besser.
    Ein Teil der Kunden bleibt bis vier Uhr in der Früh, sie übernachten im Gasthaus Herbst. Wenn die Stadtleute beim Lesen genauso viel Energie hätten wie beim Feiern … Ich ertappe mich dabei, wie ich mich nicht mehr zu den Wienern, sondern zu den Weinbauleuten und ihren Helfern zähle.
    Morgen Vormittag werde ich mich allerdings selbst in die Großstadt aufmachen. Meine Reportage über den schwulen Fußballtrainer ist so gut wie fertig – endlich wieder eine gute Story. Mir war zugetragen worden, dass er sich schon lange „outen“ wolle, mir hat er vertraut und seine bislang geheime Beziehung zu einem Schlagerstar offen gelegt. Es ist eine Geschichte von Liebe und Angst und Diskriminierung, sogar mit einem politischen Teil: Es soll ein neuer Anlauf unternommen werden, dass gleichgeschlechtliche Paare dieselben Rechte bekommen wie heterosexuelle. Vor allem aber werde ich morgen Nicole Kaiser treffen. Endlich ist sie aus Gran Canaria zurück.
    Wir sitzen in der Sky-Bar in einem neuen Hochhaus, Wolkenkratzer zu sagen, wäre doch vermessen. Nicole Kaiser ist heute ganz in Weiß, ich muss zugeben, sie hat eine phantastische Farbe, konnte sich in den letzten Wochen aber wohl auch darauf konzentrieren, braun zu werden. Ich habe ihr am Telefon gesagt, dass ich eine Reportage über den Konkurrenzkampf zwischen den beiden Weingütern Kaiser und Berthold vorbereite. Ich will sie herausfordern. Auch wenn ich nicht sicher bin, wie viel sie überhaupt weiß.
    „Das mit diesem Arbeiter tut mir Leid“, meint sie, „Mord … ich weiß nicht, vielleicht ist er zuvor auf einer Waldlichtung gesessen und die Spuren kommen von daher. Jedenfalls haben die Bertholds nicht den richtigen Traktor für den steilen Weingarten gehabt, oder?“
    „Und bewusstlos hat er sich wohl auch selbst geschlagen? Der Mordverdacht ist seit letzter Woche offiziell und amtlich.“
    „Ich habe Ihren Bericht gelesen.“
    „Ich dachte, Sie seien erst vorgestern aus Gran Canaria zurückgekommen?“
    „Man hat mir Unterlagen zusammengestellt, das gehört zur Arbeit einer Presseabteilung.“
    Sieh mal einer an, da brauche ich wenigstens nicht allzu unbeteiligt zu tun, sie wird wissen, dass ich mit Eva Berthold befreundet bin.
    „Es gibt keinen Konkurrenzkampf“, sagt sie und spielt mit ihrem breiten mattgoldenen Armreifen, „und es hat ihn auch nie gegeben. Die Bertholds haben sich übernommen. Wer wären wir, wenn wir die Kleinen nicht leben ließen? Wir sind doch froh, dass sich endlich etwas tut im Weinviertel.“
    Ich lächle freundlich. „Wahrscheinlich haben Sie deswegen versucht, der Kauf-Gruppe einzureden, Eva Berthold stehe kurz vor dem Konkurs.“
    „Das habe ich nicht. Ich kenne den Werbechef seit Jahren, man redet eben über das, was los ist.“
    „Bloß dass zum Glück van der Fluh, der Generaldirektor der Kauf-Gruppe, solche Aktionen nicht besonders schätzt.“
    „Der Zuschlag ist noch nicht erteilt, oder?“ Das kommt sehr schnell, fast erschrocken.
    „Noch nicht“, antworte ich, als könnte es jeden Tag so weit sein. „Franjo, der ermordete Arbeiter, er hat letztes Jahr für Ihr Weingut gearbeitet und uns ein paar wenig erfreuliche Geschichten erzählt.“
    „Das war Verleumdung, wir wollten ihn nicht länger, er war nicht gut genug, also hat er uns verleumdet. Die Behörden waren übrigens da und haben alles kontrolliert. Nichts von dem, was der arme Slowake erzählt hat, stimmt.“ Es klingt wie eingelernt.
    Ich sehe sie an: „Es könnte sein, dass ich einen anderen Zeugen gefunden habe.“
    Nicole Kaiser funkelt mich an: „Das ist nichts als ein taktisches Manöver. Ich sage es nicht gerne, aber wir müssen Sie klagen, wenn Sie falsche Behauptungen aufstellen.“
    „Ich recherchiere, und wenn ich Zeugen habe, dann werde ich darüber berichten.“
    „Was finden Sie so toll am Weingut Berthold? Jetzt, wo sogar Hans

Weitere Kostenlose Bücher