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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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reduzierten Küche.
    Um den Tisch sitzen zwei Männer um die vierzig, ein deutlich älterer Mann und Frau Berthold. Jetzt, da sie sich aus ihrer schützenden Jacke geschält hat, sehe ich, dass sie sehr schlank ist. Sie wirkt fast elegant. Sie hat dunkle Augen und volles, braun gelocktes Haar. Am Herd steht eine rundliche Frau Mitte dreißig, zwei große Pfannen vor sich.
    Frau Berthold weist mir einen Platz zu, ich werde gebeten mitzuessen. „Das ist unser Großvater“, sagt sie und deutet auf den Alten, „er ist mit draußen, auch wenn die Beine nicht mehr so recht mitmachen. Kein Wunder, er wird demnächst zweiundachtzig.“
    Der Großvater hat ein verwittertes, von Wind und Wetter wohl dauerhaft gerötetes Gesicht – oder hat der Alkohol dazu beigetragen? Er widerspricht umgehend: „Mit meinen Beinen ist alles in Ordnung, Eva.“
    Die beiden anderen, so erfahre ich, sind Arbeiter des Betriebes: Vaclav und Tomek aus der Slowakei. Die Frau am Herd, Ana, ist mit Vaclav verheiratet und kümmert sich um den Haushalt.
    „Im Sommer und im Herbst sitzen mehr Leute um den Tisch, manchmal bringen wir gar nicht alle unter, da werden im Hof Tische aufgestellt“, erzählt Frau Berthold.
    Es gibt eine dicke Gemüsesuppe, die hauptsächlich aus Kartoffeln besteht, und danach – Fischstäbchen.
    „Täglich Schweinsbraten ist nicht so gesund, und wenn Panier drauf ist, essen unsere Männer auch hin und wieder Fisch“, erfahre ich von der Hausherrin. „Außerdem ist heute Freitag.“
    Ein Krug mit Wasser steht auf dem Tisch, kein Wein. Berthold deutet meinen Blick falsch: „Darf ich Ihnen etwas zum Kosten bringen? Wir trinken beim Mittagessen keinen Wein, aber …“
    Der Großvater kaut und nickt. „Früher hätt’ es das nicht gegeben, da ist der Haustrunk immer am Tisch gestanden, aber … die modernen Methoden …“
    „Danke“, antworte ich, „tagsüber tut mir Alkohol nicht besonders gut.“
    „Also“, fährt Berthold fort – er hat wirklich einzigartige blaue Augen, die beiden sind ein schönes Paar, beinahe zu schön –, „Sie wollen eine Reportage über unseren Betrieb machen. Wir haben nicht gerade viel Zeit, aber wenn Sie Lust haben, können Sie uns begleiten, mit jedem von uns reden, einfach dabei sein.“
    „Werbung gehört dazu“, ergänzt der Großvater, „sonst können wir uns auch den Umbau nicht leisten.“
    Das ist dem Ehepaar Berthold nun doch etwas zu offen, ich lächle rasch und sage: „Das klingt wunderbar, wie sieht es mit Fotos aus?“ Zehn Minuten später habe ich Peter, einen unserer besten Fotografen, angeheuert; er wird in knapp zwei Stunden da sein, um die Nachmittagssonne über den Weingärten einzufangen. Er soll seine wärmste Daunenjacke anziehen, empfehle ich ihm.
    „Wer ist eigentlich Ihr Nachbar?“, frage ich, als wir nach dem Essen dann zu viert doch noch bei einem Glas Wein sitzen. Berthold schnuppert am Wein, schwenkt das Glas, als ob er etwas völlig Neues probieren würde. „Er hat ein schönes Pfefferl, einen leicht pfeffrigen Ton. Weinviertel DAC, herkunftsgeschützt, nur die besten Veltliner des Weinviertels bekommen diese Bezeichnung, man kann alles mögliche über unseren Weinbaupräsidenten sagen, aber da ist ihm etwas gelungen. Wer kennt schon die Weinviertler Weine? Schon gar im Ausland? Also braucht es ein gemeinsames Gütesiegel, unter dem jeder dann das seine machen kann. Und unsere Leitsorte ist immer noch der Veltliner.“
    Ich koste auch. Duftig, spritzig, und jetzt, wo er es sagt, habe ich das Gefühl, tatsächlich einen leicht pfeffrigen, würzigen Ton zu spüren. Wenn er es allerdings nicht gesagt hätte … Aber ich bin eben keine Expertin, sondern nur eine, die gerne guten Wein trinkt. Wollte Berthold mir ausweichen oder hat da einfach, ganz ohne Hintergedanken, der Winzer durchgeschlagen? Ich probiere es noch einmal: „Ich bin zuerst beim falschen Haus gelandet. Ihr Nachbar hat gemeint, falls ich Wein kaufen will, solle ich lieber gleich bei ihm bleiben. Ist so etwas hier üblich?“
    Berthold sieht von seinem Glas auf, seufzt, überlegt. Bevor er etwas sagen kann, fährt der Großvater dazwischen: „Das wär’ schlimm, wenn das üblich wär’. Neidisch sind sie, die Aichingers, das ist alles. Schon der Großvater, ich meine den, der gleich alt war wie mein Vater, war so. In der Nacht haben sie Grenzsteine versetzt und danach uns angeschwärzt. Dabei waren immer sie die größeren Bauern. Das hat sich erst in den letzten zehn, zwanzig

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