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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ob sie lieber doch eine Hose … Eva ärgert sich, dass ihre weinbaubesessene Tochter gerade jetzt andere Interessen entwickelt. Außerdem findet sie, der Sohn des Rechtsanwaltes sei nichts für sie, der sei „etwas Besseres“ und da gäbe es nur Probleme. Das sehe ich nicht so, warum sollte der „etwas Besseres“ sein als ein Bauernsohn? Und warum zu gut für ihre Tochter? Sie meine das anders, hat sie erwidert. Ich habe Simon nur zweimal ganz kurz gesehen, er hat auf mich verschlossen gewirkt, aber das sind die meisten Achtzehnjährigen denen gegenüber, die ihre Eltern sein könnten. Ganz hübsch ist er mit seinen langen dunklen Haaren, schlank und sehr gut gekleidet. Letzte Woche hat er von seinem Vater ein gebrauchtes Golf-Cabrio bekommen. Das finde ich etwas übertrieben, aber der Rechtsanwalt muss wohl kompensieren, dass er nicht allzu viel Zeit für seinen Sohn hat.
    „Und?“, lallt Martina. „Ich kann am Abend hingehen, wo ich will.“
    „Kannst du nicht, solange du unter meinem Dach wohnst!“, schreit Eva. „Was hast du getrunken?“
    Martina versucht sich zu konzentrieren. „Ich weiß nicht mehr … Gummibärli und so Zeug, sie haben eine Menge Drinks gemacht. Mir ist schlecht.“ Sie wirkt, als müsse sie sich gleich übergeben. Ich führe sie rasch zurück hinaus in den Hof.
    „Durchatmen“, befehle ich.
    „Mir ist schlecht.“
    Eva kommt hinter uns her, ihre Stimme hallt über den Hof. „Den Rest der Ferien bleibst du daheim. War dieser … Simon dabei?“
    „Die Party war bei ihm. Da. Bei uns.“
    „Wo? Wie?“
    „Na da, im Keller, in ihrem, unserem.“
    Ich kann Eva gerade noch davon abhalten, zum Keller zu stürmen und Simon und seinen Freunden die Meinung zu sagen. Was soll das bringen? Aber ich gebe zu, eine betrunkene Sechzehnjährige ist kein besonders erbaulicher Anblick.
    „Er hat mich mit dem Auto hergebracht bis zum Haus, ist er nicht lieb?“
    „Das könnte man auch anders sehen“, entgegne ich, „er hat dich einfach weggebracht, als du ihm zu betrunken warst. Sind noch andere Mädchen dort?“
    „Ja, klar. Du meinst, dass er mit einer anderen …?“
    „Ich meine gar nichts. Ich glaube nur, wir werden mit seinem Vater reden müssen.“
    „Lasst den ja in Ruhe, und wehe, ihr lasst Simon nicht in Ruhe, er will nur seinen Spaß haben und das ist okay. Will ich auch.“
    Ob sie schon mit ihm geschlafen hat?
    „Es hat sich ausgespaßt“, faucht Eva. „Komm mit.“
    In diesem Moment muss sich Martina ganz fürchterlich übergeben. Der nächste Tag ist einer von den besonders stressigen. Eva ist noch immer sauer wegen Martina. Die hat es irgendwie geschafft, sich zu verdrücken. Eigentlich hätte sie gleich heute Früh beginnen sollen, gegen den Sauerwurm zu spritzen. Das macht jetzt Franjo, er hat erstaunlich schnell gelernt, noch dazu ist er flink und sehr belastbar. Hoffentlich überfordert ihn Eva nicht, der sollte ihr nicht auch noch abhanden kommen. Andererseits: Was hätte sie tun sollen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass Vaclav Wein stiehlt?
    Am Vormittag steht ein deutscher Reisebus vor dem Haus. Man habe im Gasthof Herbst den Tipp bekommen, dass es hier den hervorragenden, gestern Abend verkosteten Wein zu kaufen gebe. An sich nett vom Wirt, dass er den Bertholds Kunden schickt, aber eine kleine Ankündigung wäre nicht schlecht gewesen. Ich bin mit Vesna allein, doch ich habe eine Preisliste. Es wird schon gehen. Vesna bewirtet die Deutschen mit drei Flaschen Veltliner, das muss drin sein. Ich nehme inzwischen die Bestellungen auf. Niemand kauft viel, aber jeder will eine andere Sorte. Ich merke schnell, dass das kleine Weinlager im Hof nicht ausreichen wird, schnappe mir den Schlüssel aus dem Vorzimmer, fahre hinauf in den Keller, raffe Flaschen zusammen, Kartons, rase wieder zurück. Zu Mittag soll die Gruppe in Wien zum Essen sein.
    Wie lange das dauert, einundzwanzig Bestellungen abzurechnen … Der Reiseleiter wird schon etwas ungeduldig, ich drücke ihm zwei Flaschen Wein in die Hand. Hoffentlich ist das Eva recht. Franjo kommt, er muss aus dem Lagerhaus noch Spritzmittel holen, er hilft uns beim Verpacken der Flaschen.
    „Muss ich reden mit Ihnen“, flüstert er mir zu.
    „Später, Franjo“, vertröste ich ihn und hoffe auf nicht noch mehr Unannehmlichkeiten.
    Eva kommt, gerade als die Gruppe weg ist, und lobt uns. Nur als sie von den fünf Flaschen Gratiswein hört, zieht sie kurz ein Gesicht. Ich will mich schon rechtfertigen, lasse es dann

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