Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
mit Sicherheit auch. Sie gibt mir Listen, erzählt mir Hintergründe und auch einiges, das nicht zum Veröffentlichen gedacht ist. Unser Kontakt hat von Anfang an funktioniert.
„Wissen Sie, eines der Probleme ist, dass viele rund um das Festspielpräsidium und den Verein der Freunde der Salzburger Festspiele ihre Kontakte nutzen, Sponsorverträge ausmachen und ich habe es dann mit den Details zu tun. Wir fixieren natürlich alles schriftlich, aber was sage ich, wenn der Boss des Lebensmittelkonzerns XY plötzlich bei mir erzürnt anruft und meint, es sei aber mit Frau Z ausgemacht worden, dass das mit den Übernachtungen im Sacher klappe? So etwas lässt sich dann meist organisieren. Aber wenn es um Karten geht … Viele Vorstellungen sind schon restlos ausverkauft. Wo soll ich dann noch Karten auftreiben? Es gibt so etwas wie ein geheimes Notkontingent, aber da kann man oft vielmehr von Überbuchung reden, und es ist eine Art Roulettespiel, manchmal beinahe russisches Roulette, vor allem, wenn es um die Premieren geht.“
Ich frage sie nach Anekdoten, verspreche, ihr Reportage und Interview vor Redaktionsschluss zu schicken, sehe die Liste der größeren und kleineren Sponsoren durch. Mit zweien hat sie für mich einen Termin vereinbart.
„Das Weingut Kaiser sponsert auch?“, sage ich dann.
„Ja, wenn auch nicht besonders viel. Die sponsern, seit ich dabei bin, und ich glaube, sie haben das immer schon getan. Ihr Sekt war ja früher ziemlich beliebt. Ich kann mich erinnern, mein Vater hat ihn für alle Familienfeste gekauft. An jedem Geburtstag meiner Mutter hat er gesagt: ‚Kaiser-Sekt für meine Kaiserin.‘“ Sie lächelt. „Wir haben das immer peinlich gefunden. Ist schon lange her, inzwischen trinken sie bei uns daheim Champagner oder Prosecco. Mir ist Prosecco lieber, er hat weniger Kohlensäure.“
„Haben Sie Kontakt zu den Kaisers?“
„Wieso? Nein, eigentlich nicht … Das heißt, bis vor kurzem. Die Routinefälle erledigen meine Mitarbeiter, aber es gibt heuer auch im Fall Kaiser ein kleines Problem. Sie haben noch nicht gezahlt.“
„Warum? Weiß man das?“
„Ich hatte mit einem Herrn Frankenfeld zu tun, offenbar der Geschäftsführer. Er hat mir einzureden versucht, dass es nie um eine Geldleistung gegangen wäre. Sie hätten Sekt zur Verfügung stellen wollen. Völliger Unsinn, es war jedes Jahr eine Geldleistung, und wie sollte das gehen, in Form einer Sektlieferung sponsern? Die Gastronomiebetriebe arbeiten auf eigene Rechnung, ich kann sie schwer dazu bringen, Kaiser-Sekt zu nehmen und uns dafür zu zahlen. Ganz abgesehen davon, dass Kaiser-Sekt heutzutage nicht gerade besonders in ist. Also habe ich versucht, diesem Frankenfeld klar zu machen, dass das Geld demnächst eintrudeln muss. Die Programme, auf denen das Logo des Weinguts Kaiser drauf ist, sind schon gedruckt. Er wird zahlen müssen. Wir haben einen Vertrag.“
Ich nicke. Seltsam, dass Christoph Kaiser seinen Kellermeister vorgeschickt hat. Sieht so aus, als würde Frankenfeld inzwischen der eigentliche Leiter des Unternehmens sein. Und sieht so aus, als ob sie in Geldnöten wären.
„Kann ich das mit dem Weingut Kaiser schreiben?“
„Nicht, wenn sie innerhalb der nächsten Woche zahlen. Falls sie das nicht tun … freue ich mich darüber.“
Mit einigem Glück erscheint meine Reportage erst in vierzehn Tagen. Vielleicht kann ich Kaiser endlich etwas unter Druck setzen. Als Revanche dafür, dass er die Bertholds bei der Bank schlecht gemacht hat. Sieht nicht so gut aus für die Großaufträge, wenn der Sponsoringvertrag aus Liquiditätsgründen platzt.
„Wie viel wollte er sponsern?“, frage ich nach.
Sie sucht in einer Mappe. „Fünfzigtausend Euro. Also wirklich keine Unsumme.“
Je nachdem, ob man sie hat. Fünfzigtausend Euro – das ist exakt der Betrag, den Stefan von seinem Bruder verlangt hat.
[ A UGUST ]
Endlich ist es warm geworden, endlich Sommer, und die Weinstöcke schießen nicht bloß ins Kraut, nun zeigt die Sonne ihre Kraft, lässt die Trauben reifen. Bei diesen Temperaturen gefällt es mir in Treberndorf um einiges besser als in Wien. Ich verbringe so wenig Zeit wie möglich in der Redaktion, schreiben kann ich auch an meinem Laptop im Garten. Ich habe mir mitten im Hausweingarten hinter dem Hof einen Platz eingerichtet, Klapptisch, Sessel, fünfzig Meter Verlängerungskabel, und sitze im Halbschatten zwischen den Reben. Zugegebenermaßen trödle ich beim Schreiben, lege mich
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