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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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die Katze in Reichweite, ich stehe gerade mit Vesna in der Toreinfahrt, schreie auf, Gismo dreht sich um. Renn davon, so schnell du kannst, gleich dort ist dein Baum. Aber Gismo flieht nicht, sie stellt sich, macht einen Buckel, sträubt ihr Fell, bis sie beinahe doppelt so groß aussieht wie üblich, faucht Furcht erregend. Reblaus bremst zwanzig Zentimeter vor ihr ab, streckt vorsichtig die Schnauze nach vorne, sie hebt eine Löwinnenpranke, fährt ihm mit voller Kraft über die Nase, er heult entsetzt auf und rennt mit eingezogenem Schweif davon. Gismo starrt ihm, noch immer aufgeblasen, nach. Langsam lässt ihre Muskelanspannung nach, sie schrumpft wieder auf ihre normale Größe, sitzt zufrieden da, beginnt sich zu putzen und lässt dabei Reblaus nicht aus den Augen.
    Der Hund hat sich zu mir geflüchtet, er zittert, er hat mit dem Angriff des bösen Tieres nicht gerechnet, über seine Schnauze zieht sich ein beachtlicher stark blutender Kratzer. Ich weiß nicht, soll ich Mitleid mit ihm haben oder mich für Gismo freuen.
    „Ich hole Jod oder so was“, sagt Vesna pragmatisch. Eva ist nach Wien Wein liefern gefahren. Sie fährt gerne am Sonntag, da ist weniger Verkehr.
    Reblaus lässt sich von uns verarzten, zuckt ein paarmal zusammen, jault. Aber in erster Linie scheint nicht sein Körper, sondern seine freundliche Hundeseele verletzt zu sein.
    Als Eva einige Stunden später wiederkommt, lacht sie: „Ich war mir fast sicher, dass er mit Gismo nur spielen will, aber jetzt ist die Sache entschieden. Er wird um sie einen großen Bogen machen.“
    Ihre Prophezeiung erfüllt sich beinahe. Reblaus versucht zwar noch hin und wieder hinter Gismo herzulaufen, wedelt dabei, will mit dem neuen Tier im Hof Fangen oder sonst was spielen. Aber wenn Gismo sich in seine Richtung dreht und faucht, duckt er sich und trabt demütig davon.
    Beruhigt kann ich am Montag wegen meiner Reportage nach Salzburg fahren. Vesna hat versprochen, die nächsten Tage und Nächte am Hof zu verbringen, sie will sogar kochen. „Fischstäbchen wie diese Ana kann ich auch, eben Einfaches.“
    Salzburg im Sommer ist ein Albtraum. Heuer kommen mir die wenigen Gassen der Innenstadt noch überfüllter vor als in vergangenen Jahren. Die Touristen scheinen außerdem immer seltener einzeln oder zu zweit aufzutreten, sie schließen sich zu Rudeln zusammen: spanische Rudel, deutsche Rudel, amerikanische Rudel und natürlich japanische Rudel. Mit Fahnen und Schirmen stechen die Reiseführerinnen in den Himmel, versuchen ihre Herde zusammenzuhalten. Da ist kein Vorbeikommen und schon gar kein Durchkommen möglich. Das Mc Donald’s ist genauso überfüllt wie die Restaurants, ich denke voll Sehnsucht an das außen leider verbrannte, innen aber noch zarte Veltliner-Schwein zurück.
    Mehr Menschen können auch zur Festspielzeit nicht hier sein. Das bestätigt man mir. Ich recherchiere, rede mit Verantwortlichen, Wichtigen und solchen, die sich wichtig fühlen. Ich habe meine Kamera mitgebracht und versuche vom Domplatz etwas andere Fotos zu bekommen: einer der vielen Regengüsse des heurigen Jahres, der Platz leer gefegt, auf den Stufen nur ein nasses russisches Reiseprospekt mit einem verknitterten Mozart in Hellblau. Jetzt würde nur noch eine halb aufgegessene Mozartkugel fehlen. Nein, das wäre doch zu viel. Es würde überinszeniert wirken, wie vieles hier. Ich drücke immer wieder ab, keine Ahnung, ob mir der Chefredakteur derlei Fotos durchgehen lässt, ich soll wohl mehr über das festliche und glamouröse Salzburg berichten.
    Ich treffe mich mit der fürs Sponsoring zuständigen Frau in der Salzburger Vorstadt. Endlich durchatmen, hierher verirren sich Touristen nur selten, hier haben die Salzburger Platz. Wir essen ausgezeichneten Meeresfisch, auch wenn das nicht zu Salzburg passt. Aber warum sollte ich hier unbedingt Salzburgerisches essen, mir fällt momentan gar nichts ein, was diese Bezeichnung verdienen würde. Die Touristen halten neben den Mozartkugeln wohl Mannerschnitten und Wiener Schnitzel dafür. Vielleicht nennt man es hier auch längst Salzburger Schnitzel, mir egal, ich muss es nicht wissen.
    Wie jedes Jahr gibt es mit einigen Sponsoren Ärger. Es gibt welche, die haben den Mund voller genommen, als ihre Taschen sind – man wartet immer noch auf Gelder. Andere wiederum machen plötzlich ihre Summe davon abhängig, ob sie noch drei Freilogen in der „Rosenkavalier“-Premiere bekommen. Die Sponsoring-Frau hat gute Nerven, braucht sie

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