Weine ruhig
möglicherweise Handgranaten in die Höhlen werfen.
Wir berichteten Vincent von unserem traumatischen Erlebnis und fragten ihn, warum die Deutschen den Keller nicht betreten hätten, wenn sie Menschen darin vermuteten. Er sagte, dass sie vielleicht Angst gehabt hätten, weil Gerüchte kursierten, dass sich in den Kellern Partisanen versteckten, so dass die Soldaten vielleicht nicht ihr Leben riskieren wollten.
Wir berieten, was wir nun tun sollten, und beschlossen, die Gegend für ein paar Tage zu verlassen, bis wieder Ruhe eingekehrt wäre. Vater schlug vor, nach Cabaj-Cäpor zurückzukehren, zu Jozef, in dessen Haus wir mehr als eine Woche untergekommen waren. Die Jungen waren traurig bei der Vorstellung, dass wir uns trennen sollten, aber wir wussten, dass wir sie nicht zurücklassen würden. Unsere gemeinsame Zeit in der Höhle hatte uns zu einer Familie zusammengeschweißt. Wir sagten Vincent, dass wir noch in dieser Nacht fortgehen würden und dass wir, mit Gottes Hilfe und wenn alles gut ginge, bald wieder da wären.
Inzwischen waren die Tage sehr kurz, und es wurde früh dunkel, so dass wir schon bald aufbrechen konnten.
Als wir Jarok verließen, um uns ins Unbekannte aufzumachen, bekam ich wieder einmal keine Luft mehr, und die Angst presste mir das Herz zusammen. Würden wir Jozef finden? Würde er acht Menschen bei sich aufnehmen? Aber wir hatten keine andere Wahl, als unser Glück zu versuchen und das Beste zu hoffen. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie viele Male wir bereits unsere wenigen Habseligkeiten zusammengesucht hatten, um uns im Schutz der Dunkelheit davonzustehlen.
Es war bitterkalt. Auf dem Weg erinnerte ich mich an den scheinbar endlosen Marsch vor einem Jahr, als meine Schwester und ich über die Grenze nach Ungarn gingen. Wir waren alle sehr nervös. Niemand sagte ein Wort. Ronny blieb dicht an meiner Seite, drückte hin und wieder meine Hand, um mich aufzumuntern. Der Mond warf sein bleiches Licht auf die Felder. Die kleine Miriam war die Einzige, die nicht zu laufen brauchte - die Jungen trugen sie abwechselnd auf ihren Schultern. Unsere Füße schmerzten, aber wir gingen weiter, bis wir nach ein paar Stunden die Lichter des Dorfes sahen.
Wir klopften an Jozefs Tür. Bei unserem Anblick schnappte er vor Überraschung nach Luft und bat uns sofort herein. Als wir wieder zu Atem gekommen waren, berichteten wir ihm von unserer Notlage und fragten ihn, ob er uns noch einmal helfen würde. Er sagte, wir könnten alle bleiben, und bot uns wieder sein großes Bett an, in dem wir schon das letzte Mal geschlafen hatten. Wir lächelten verlegen. Konnten acht Menschen in einem Bett schlafen, auch wenn es ein breites Bett war? Wir probierten es, in dem wir uns angekleidet nebeneinander legten, und lachten und sagten, jetzt wüssten wir endlich, wie sich Sardinen in der Büchse fühlten. Natürlich war das Bett zu schmal für acht Personen. Schließlich schlief unsere Familie in dem Bett, und für die Jungen bereiteten wir ein Nachtlager auf dem Fußboden.
Vater hatte noch etwas Geld übrig, und er gab die Hälfte davon dem Bauern. Die Jungen gaben ihm auch etwas von dem Geld, das sie von der Ladenbesitzerin bekommen hatten. Er nahm das Geld, ohne es zu zählen, und ging in die Scheune, um das Nachtlager für seine Familie herzurichten. Vater und ich gingen mit ihm, um ihm zu helfen. Als wir ins Haus zurückkamen, hatten sich Mutter und die Mädchen schon unter der Decke zusammengerollt, und wir legten uns neben sie und deckten uns ebenfalls zu. Wir waren so erschöpft, dass wir sofort einschliefen.
Der Verrat
Ich schlief tief und fest, und als ich frühmorgens erwachte, war es noch dunkel. Es dauerte etwas, bis mir einfiel, wo ich war - wir waren auf unserer mehrmonatigen Wanderschaft an so vielen verschiedenen Orten vorbeigekommen. Aber so früh es auch sein mochte, Mutter und Vater waren schon auf, und das improvisierte Nachtlager der Jungen auf dem Fußboden war weggeräumt. Sie standen draußen im Dunkeln beisammen. Nur meine kleinen Schwestern schliefen noch und hatten das große Bett für sich allein.
Ich sah mich in dem Raum um, der sich seit dem letzten Mal nicht verändert hatte. In der Ecke beugte sich Jozefs Frau über den Ofen und schürte das Feuer. Schnell und umsichtig erledigte sie ihre Arbeit, und ich sah ihr dabei zu. Sie nahm einen Krug mit Milch aus dem Regal an der Wand und stellte ihn auf den Ofen, um die Milch zu erhitzen. Dann griff sie nach einem großen runden Brot
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