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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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meiner Altersgruppe hatte noch kein Mädchen eine Brust oder Schamhaare. Durch meine Wut und Angst hatte ich mehr Kraft, als sie dachten. Da sah ich, wie hinter den Bäumen und aus den Büschen Jungs hervorkamen. In diesem Moment wußte ich, daß Paula alles so organisiert hatte. Die Jungs kamen johlend näher. Ich verspürte eine ungeheure Stärke in mir und schlug, kratzte, biß und spuckte. Die Turnhose hatten sie mir längst ausgezogen, da kam ich frei. Ich wußte, daß sie mir das Hemd ausziehen wollten, um mich nackt den Jungs zu zeigen. Ich sprang auf und schlug mit meiner ganzen Kraft Paula die Faust ins Gesicht. So weit es ging, zog ich das Unterhemd herunter, rannte wie eine Wahnsinnige los. Bis zum Haus lief ich durch die Büsche, dann schaute ich mich um, es war kein Kind auf dem Weg. Schnell erreichte ich den ersten Hauseingang. Nun mußte ich noch durch sämtliche Flure, um in meine Gruppe zu gelangen, die sich in der ersten Etage befand. Ich fror und zitterte vor Angst, von einem Kind gesehen zu werden, denn dann würde es am nächsten Tag das ganze Heim wissen. Ohne daß mir jemand begegnete, kam ich in meine Gruppe, lief ins Schlafzimmer, verkroch mich weinend unter meiner Decke und schwor mir, Rache zu nehmen, wenn ich älter sein würde.
    Danach hatte ich öfter Alpträume - ich stand nackt im Wald, und wenn ich wegrennen wollte, kam ich nicht von der Stelle.
    Ich brauchte aber gar nicht so lange auf meine Rache zu warten. Paula verknallte sich in meinen Bruder und wurde plötzlich nett zu mir. Ich sollte ihn ausfragen, wie er sie fände. Ich hatte meinem Bruder schon oft von Mädchen aus meiner Gruppe erzählt; wenn ich sie nicht leiden konnte, schilderte ich sie natürlich entsprechend. So erzählte ich ihm jetzt von Paula, wie bescheuert sie sei, und schwärmte gleichzeitig von einer anderen.
    Mein Bruder und ich verstanden uns sehr gut, manchmal balgten wir uns auch in aller Freundschaft. Ich konnte sogar so weit gehen, ihn zu schlagen; er war zwar älter als ich und natürlich kräftiger, aber kleiner. Er hat sich nie gewehrt, er hatte mich zu lieb, das spürte ich. Außerdem gab es im Heim eine große Auswahl von Mädchen, und sich mit mir wegen einer zu streiten, dazu hatte er keine Lust. Wenn sich Paula nun aus Liebeskummer bei mir ausheulte, hatte ich meine Genugtuung.
    Sie litt sehr unter der Nichtachtung meines Bruders und noch mehr, als er mit Uschi ging. Sie ließ dann ihre Eifersucht an Uschi aus, aber das war mir egal.
Schulalltag
    Ich ging nicht gern zur Schule. Ich fühlte mich dort irgendwie eingesperrt. Meine Leistungen waren weder gut noch schlecht. Wie es mir gerade Spaß machte, lernte ich mal mehr oder mal weniger. Während des Unterrichts schaute ich lieber aus dem Fenster als auf die Tafel. Draußen sah ich die Kiefern mit ihren grünen Zweigen. Es gab Tage, an denen leuchtete der Himmel besonders blau. Das waren die Momente, in denen ich froh war, zu leben, und mir wünschte, es möge jeden Tag so einen blauen Himmel geben. Ich saß da, schaute aus dem Fenster und träumte von meiner Mutter. In solchen Augenblicken habe ich ihr verziehen, daß sie uns verlassen hatte. Meistens wurde meine Träumerei durch das Klingeln der Pausenglok-ke oder durch die Stimme des Lehrers unterbrochen. Entweder bekam ich eine Fünf - dann stand ich da, alle Schüler sahen mich an, und mit rotem Kopf lief ich aus der Klasse -, oder ich verblüffte den Lehrer doch mit einer passenden Antwort.
    Ich wurde schnell rot, und die anderen hatten immer etwas zu lachen. Dann verließ ich einfach die Schule, holte meine Rollschuhe, die ich schon vorher in der Nähe versteckt hatte, und lief damit vor der Schule herum. Das ging so lange gut, bis ich eines Tages zum Direktor gerufen wurde. Er hielt mir hinsichtlich meiner Zukunft eine Standpauke und betonte, wie wichtig der Schulabschluß sei. Zur Strafe mußte ich Mathe-Aufgaben erledigen, die ich sehr haßte. Nur deswegen verließ ich nie wieder vorzeitig die Schule - nicht etwa, weil ich eingesehen hatte, daß ein guter Abschluß wichtig ist!
Rache ist süß
    Tanja hatte einen Zwillingsbruder, aber sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Irgendwie hatte die Natur bei den beiden etwas falsch gemacht. Sie hatte das Gesicht eines Jungen und er das eines Mädchens. Wilhelm Pieck, der erste Präsident der DDR, übernahm für jedes Zwillingspärchen die Patenschaft. Darauf war sie mächtig stolz, aber geholfen hat es ihr auch nichts. Denn als ihre Mutter

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