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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wege. Wie eine Walze schob ich ihn vor mir her. Ich fühlte mich als Tragetasche für mein Kind. Und immer dasselbe Kleid, wie sehnte ich den Tag herbei, endlich andere Sachen anziehen zu können.
    Peter kam mich besuchen, wir liefen stumm nebeneinander her. Ein richtiges Gespräch kam nicht auf. Es lag wohl auch an mir, denn ich merkte, daß er beim Spazierengehen einsame Wege bevorzugte. Schämte er sich mit mir? Ich fragte ihn nicht, ich wußte, er würde lügen.
    Beim Abschied bat ich ihn, nicht eher zu kommen, bis das Kind da sei.
Die Entbindung
    11.Dezember, Tag des Gesundheitswesens. Die Kinderschwestern fragten uns, ob wir die Kleinen versorgen würden, wegen ihrer Feierstunde. Natürlich taten wir das gerne und tranken den dafür extra spendierten Kaffee. Wir hofften, davon schneller Wehen zu bekommen.
    Bis nachts halb eins saßen wir zusammen und redeten über alles mögliche. Von dem Kaffee waren wir noch putzmunter. Dann raffte ich mich auf, ging ins Bett und versuchte, mit einem Buch müde zu werden. Als ich nach ein Uhr das Licht gelöscht hatte, spürte ich plötzlich etwas Nasses in meinem Bett. Erschrocken sprang ich hoch, machte Licht und sah, daß mir Wasser an den Beinen hinunterlief. Ich konnte es nicht anhalten, so wartete ich, bis es aufhörte. Dann wischte ich das Zimmer, bezog mein Bett neu und wollte endlich schlafen. Kaum lag ich wieder im Bett, passierte das gleiche noch einmal. Wieder wartete ich, bis es vorbei war, und ging dann eine Treppe tiefer zur Toilette, aber es kam nichts mehr. Als ich die Nachtschwester traf, erzählte ich ihr mein Mißgeschick. Sie lachte und sagte:
    »Geh noch einmal zur Toilette, und wenn es sich zeichnet, dann ist es ein Blasensprung.«
    »Was ist zeichnen?«
    »Der Ausfluß färbt sich hellrosa.«
    Das hätte sie nur lieber nicht sagen sollen, denn nun zitterten mir die Beine. Und als ich auf dem Klo auch noch sah, daß sie recht hatte, klapperten mir vor Aufregung die Zähne. Bis zum Termin waren noch fünf Tage Zeit.
    Alle Mädchen hatten erst ihre Wehen, und ich bekam zuerst einen Blasensprung, der laut Aufklärung kurz vor der Geburt passiert. Die Nachtschwester behielt die Ruhe und sagte lachend:
    »Beim einen geschieht es so und beim nächsten anders. Hol deine Sachen, ich rufe den Krankenwagen.«
    Meine Tasche war schon gepackt, aber trotzdem brauchte ich eine halbe Stunde, bis ich alles fertig hatte. Vor dem Haus warteten zwei Soldaten. Einer fragte mich freundlich:
    »Na, wird's denn noch gehen?«
    Ich lächelte verschämt und sagte:
    »Es geht mir blendend.«
    »Wenn noch keine Wehen sind, lassen wir uns lieber Zeit, denn die Straßen sind sehr vereist.«
    Die Schwester hatte sie über meinen Blasensprung informiert, und sie legten mir fürsorglich den Sitz mit Zellstoff aus. Dann fuhren sie mit mir davon. Sie waren nicht viel älter als ich und so verständnisvoll.
    Ich schaute in die Dunkelheit und wußte: Wenn ich zurückkomme, werde ich eine andere sein.
    12. Dezember drei Uhr dreißig. Die Soldaten wünschten mir alles Gute und übergaben mich der Hebamme, die mich in den Untersuchungsraum
    führte. Nach der Untersuchung sagte sie:
    »Also, vor heute abend oder morgen früh wird es nichts.«
    Enttäuscht fragte ich:
    »Warum? Dauert es so lange?«
    »Beim ersten Kind ist das meistens so.«
    Wie schade, ich fand sie sehr nett und hätte gerne bei ihr entbunden. Aber sie hatte nur bis sechs Uhr früh Dienst und dann erst wieder am Abend um zehn Uhr.
    »Paß mal auf«, sagte sie, »du nimmst jetzt ein Bad, so heiß, wie du es vertragen kannst, das regt die Wehen an. Vorher geb' ich dir noch einen Einlauf, der fördert die Wehentätigkeit auch noch, und der Rest kommt von alleine.«
    Der Einlauf war widerlich, ich dachte, ich käme nie wieder von der Toilette. Das Bad anschließend tat mir sehr gut. Ich hatte keine Schmerzen und fand das Kinderkriegen gar nicht so schlimm.
    Vom Baden müde geworden, freute ich mich nun auf mein Bett.
    Die Hebamme wünschte mir viel Erfolg und sagte weise lächelnd:
    »Na, mit Schlafen wird es wohl nicht mehr viel werden.«
    Ich legte mich trotzdem hin und fühlte gerade den Schlaf in einer angenehmen Schwere über mich kommen, als mich ein fürchterlicher Schmerz im Unterleib durchfuhr. Entsetzt verließ ich das Bett und lief zur Hebamme.
    »Irgend etwas ist eben mit mir passiert«, sagte ich aufgeregt, »ich hatte einen fürchterlichen Schmerz im Bauch.«
    Sie lachte und sagte:
    »Das sind nur die Wehen; am

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