Weinland & Stahl
zerschlissenen Kunstlederbank ein kleines Stück zur Seite rutschte.
Tatsächlich schwand das Kribbeln. Wenn auch nur für eine Sekunde oder zwei. Dann meldete es sich zurück, genau in dem Moment, da die Rothaarige, die Mike Lowry bislang gegenüber gesessen hatte, neben ihm Platz nahm.
Ihre Blicke waren es die ganze Zeit über gewesen, die seine Phantasie auf wahnwitzigste Abwege geführt hatten. Nur ihre Blicke! Lowry wagte kaum daran zu denken, was eine
Berührung
in ihm anrichten würde...
Sie ließ ihn – innerlich jedenfalls – auffahren, als wäre direkt unter ihm ein Pulverfass in die Luft gegangen!
Ihre Finger hatten sein Bein nur gestreift,
wie
zufällig, aber bestimmt nicht
wirklich
zufällig.
Die Ameisen unter seiner Haut explodierten zu tausend winzig kleinen Glutpunkten, die miteinander verschmolzen, als ihre Hand ihn erneut berührte und auf seinem Schenkel liegen blieb.
Verdammt, von so einer Situation hatte Lowry geträumt, jedes einzelne Mal, wenn er mit der Subway gefahren war. Jetzt befand er sich mittendrin in einem solchen Traum. Gut, meistens hatte darin eine atemberaubende Blondine die Hauptrolle gespielt. Und von diesem Idealbild war die rothaarige Lady an seiner Seite doch ein Stück entfernt. Lowry schätzte sie auf knapp vierzig, und erste Falten in ihrem Gesicht erzählten Geschichten eines Lebens, in dem einige heiße Dinge passiert waren. Aber es war okay für Lowry, denn er hoffte, von einigen dieser 'heißen Dinge' persönlich profitieren zu dürfen.
Unauffällig sah er sich um. Außer ihnen befand sich nur ein junges Pärchen in dem Waggon, das so weit entfernt saß, dass es wohl nicht mitbekommen würde, was hier gleich abgehen musste zwischen ihm und der Roten. Ohne zu ihr hinzusehen, drapierte Mike Lowry die Zeitung mit zitternden Fingern über seinen Schoss und Beinen.
Auch sie saß weiterhin scheinbar desinteressiert neben ihm, doch ihre Hand entwickelte ein geradezu emsiges Eigenleben. Wie eine Spinne auf kräftigen Beinen trippelte sie an seinem Oberschenkel hinauf und hinunter, und Lowry glaubte, sein Blut müsste fast kochen in ihm.
Selbst über dem Rattern der U-Bahn hörte Lowry das leise
Siippp
, mit dem ihre Finger seinen Hosenschlitz öffneten. Rasch schlüpften sie hinein und fanden, wonach sie suchten.
Mike Lowry saugte seine Unterlippe zwischen die Zähne, und aus dem Stöhnen, das förmlich in seiner Kehle hochquoll, wurde ein ersticktes Ächzen, das immer noch laut genug sein musste, um der Rothaarigen als Signal zu gelten.
Lowry ahnte ihre Bewegung mehr, als dass er sie durch die wattigen Schleier, die seinen Blick trübten, wirklich gesehen hätte. Sie beugte sich zu ihm herüber, und es schien ihr völlig egal, ob jemand sie beobachtete oder nicht. Vielleicht genoss sie es ja, fremde Blicke zu provozieren, dachte Lowry.
Er spürte ihre merkwürdig kühlen Küsse auf seinem Gesicht, ganz kurz nur, dann wanderten die feuchten Berührungen tiefer, hinab zu seinem Hals, den sie sich zugänglich machte, indem sie mit der freien Hand seinen Kopf sanft zur Seite neigte.
Das Saugen ihrer Lippen wurde fordernder.
Und plötzlich schmerzhaft!
So sehr, dass Mike Lowry aufschrie!
Der Schrei des jungen Mannes vermischte sich mit dem der Rothaarigen, als Heaven sie am Schopf packte und zurückriss. Der Schwung reichte aus, um die Frau bis zu der freien Fläche vor dem Waggonzustieg zu schleudern. Dort kreiselte sie noch am Boden hockend herum, und sowohl ihre Haltung als auch ihr Fauchen erinnerten fatal an ein gereiztes Raubtier.
Wenn Heaven noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, so waren sie jetzt zerstreut.
Hinter den entstellten Zügen der Rothaarigen schimmerte das Antlitz einer wölfischen Bestie, und die Eckzähne ragten wie gewaltige Dornen aus ihrem gebleckten Gebiss.
Heaven hatte sich nur deshalb für das so unterschiedliche Paar interessiert, weil der junge Mann und die Rothaarige die einzigen Fahrgäste außer ihnen in diesem Subway-Waggon gewesen waren. Und nur so war sie auf das auffällige Verhalten der Frau aufmerksam geworden und hatte sie – gerade noch rechtzeitig, wie ihr ein Blick auf den unverletzten Hals des jungen Burschen bewies – als Vampirin erkannt.
Gespürt
hatte Heaven die Präsenz ihrer 'Stiefschwester' nicht...
Während sie sich für einen Angriff der Vampirin wappnete, spürte Heaven auf einer tieferen Ebene ihres Bewusstseins etwas wachsen, das die ganze Zeit über schon latent dagewesen war. Doch jetzt, da
Weitere Kostenlose Bücher