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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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mehr aus, die beiden dolchartigen Eckzähne zu verbergen. Die Augen schienen so haltlos in ihren Höhlen zu liegen, dass eine unbedachte Kopfbewegung ausreichen musste, um sie einfach herausfallen zu lassen.
    Hinter dem Vampir sammelten sich die übrigen Schwestern unter der Tür, und die meisten von ihnen bekamen mit, was nun geschah. Doch ihre Gesichter verrieten mit keinem Zucken, dass sie sich darüber wunderten oder gar erschraken. Sie nahmen es hin wie das Wunder der Geburt, wie alles, was danach vorgegangen war, und wie den Tod des Monsignore...
    Das Kind holte Luft in Mariahs Arm, tief und mehr, als seine kleinen Lungen eigentlich verkraften konnten. Und dann stieß es den Atem wieder aus, unendlich langsam und –
    – angereichert mit etwas, das in ihm war.
    Für das bloße Auge war es wie eine Wolke von der Farbe dunklen Goldes, das seinem Mündchen entfloh. Doch mit anderen Sinnen konnte man erfassen, dass es etwas ganz anderes war. Etwas unsagbar Mächtiges, etwas Großartiges.
    Ein Stück des Wunders, das zu wirken das Kind geboren war.
    Die Wolke wehte auf den knienden Vampir zu und hüllte ihn schließlich ein, so dass er aussah wie von goldenem Staub umflirrt, der sich auf seiner Haut niedersetzte und darin eindrang.
    Das Kind schloss die Lippen, und für Sekunden schien es, als wäre das alles gewesen.
    Doch dann geschah das eigentliche Wunder.
    Die Haut des Vampirs –
    – glättete sich.
    Es geschah raschelnd und schabend, und dem Mienenspiel des Vampirs war anzusehen, dass sich die Veränderung nicht schmerzlos vollzog, doch er schrie nicht, als fürchtete er, jeder noch so geringe Laut könnte den Zauber zerstören.
    Seine Gestalt straffte sich, schwärende Wunden, die eben noch schwarz genässt hatten, schlossen sich.
    Und schließlich kniete ein Mann vor dem Bett des Kindes, der dem optischen Anschein nach allerhöchstens vierzig Jahre alt war und der gesund und kräftig wie das sprichwörtliche blühende Leben aussah.
    Er spreizte die Finger, schloss sie zu Fäusten und schien nicht glauben zu können, dass seine Haut nicht länger bei jeder einzelnen Bewegung zu reißen drohte, dass er wieder so aussah wie früher.
    Wie noch vor wenigen Tagen!
    Als er es endlich schaffte aufzuhören, seinen Körper mit begeisterten Blicken zu erforschen, und zu dem Kind hinsah, strahlten seine zuvor noch mattschlierigen Augen in der Farbe, mit der die Kraft sich getarnt hatte, die in ihn gefahren war – wie zwei goldene Sterne.
    "Was...?" setzte Abraham an.
    "Schweig!"
    Mariah wusste nicht, weshalb sie das sagte. Das Wort war plötzlich auf ihren Lippen gewesen und hatte sich wie von selbst davon gelöst.
    Und so war es auch mit allen weiteren Sätzen, die sie sprach. Es waren nicht die ihren. Jemand flüsterte sie ihr ein und nutzte sie als Sprachrohr.
    Der Vampir schwieg tatsächlich. Doch aus seinem Blick schwanden die Fragen nicht.
    Mariah konnte sie lesen wie in einem Buch, aber sie beantwortete sie nicht. Weil sie die Antworten darauf nicht kannte. Auch für sie war dies alles immer noch ein einziges Wunder. Doch sie hatte gelernt, es einfach hinzunehmen, sich daran zu erfreuen – und stolz darauf zu sein, die Auserwählte zu sein.
    "Gehe hin und tue allen kund, was dir widerfahren ist", entließ sie die Worte, die sich in ihr drängten. "Sie mögen kommen und selbst erfahren, welche Wunder Er zu wirken weiß."
    Sowohl Abrahams als auch Mariahs Blick senkten sich auf das Kind. Doch nur seine Mutter las etwas in den kleinen Äuglein. Weil es nur ihr allein bestimmt war.
    Der Ausdruck tiefster Zufriedenheit im Gesicht ihres Sohnes wob Mariahs Herz in Eis.
    In wohlige Kälte.
     
     
    Abraham tat, wie ihm geheißen.
    Er erhob sich und ging. So eilends verließ er
Saint Catherine's
, dass es einer Flucht gleichkam.
    Aber das war es nicht.
    Er gehorchte nur der Dringlichkeit dessen, was ihm aufgetragen worden war: Hinzugehen und allen zu sagen, dass der Untergang der Alten Rasse abwendbar war! Dass ihnen ein Kind geboren ward, das heilende Kraft in sich trug, eine Kraft, an der sie alle teilhaben durften, wenn sie nur zu seiner Wiege kamen!
    Die Kunde verbreitete sich einem Lauffeuer gleich und auf Wegen, die nur Vampiren zugänglich waren. Ihre alte Magie schuf ihnen Möglichkeiten, sich über große Entfernungen hinweg mitzuteilen, ohne dass es dazu Worte bedurfte. Die Wirkungsweise ähnelte der Art, in der die Vampire einer Sippe spürten, wenn einer ihrer Brüder oder Schwestern im Blute zu Tode

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