Weinstrassenmarathon
anderen beiden blieben auf immer und ewig verschwunden.«
»Hieà der Kunsthändler Walter Demlmaier?«
Liebstöckl zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich an keinen Namen erinnern. Ach, bevor ich es vergesse: Hier ist eine Kopie der Akte, die du wolltest. Ist eine total uninteressante Sache. Nichts Spektakuläres. Ich weià gar nicht, wozu wir den ganzen Aufwand mit der Satellitenüberwachung machen. Kommt ja sowieso nie was dabei raus.«
Röder war glücklich. So schlecht war der Abend dann doch nicht gelaufen. Jedenfalls soweit es die Ermittlungen betraf. Er bestellte sich mit Hellinger einen guten Pfälzer Tresterbrand und eine profane groÃe halbtrockene Rieslingschorle. Das vornehme Essen war vorüber, das Gesülze von Liebstöckl wurde weniger. Nach einem weiteren Tresterbrand kam endlich die Rechnung.
Auf der Heimfahrt erklärte Manu, die am Steuer saÃ: »Du hattest recht, Liebstöckl hat tatsächlich eine fette Wampe bekommen.« Dann machte sie einen Gedankensprung: »Um wie viel Uhr wollt ihr morgen eigentlich fahren?«
Nein, so schlecht war der Abend wirklich nicht gewesen, dachte Röder und lächelte im Dunkeln in sich hinein.
FÃNF
Mit Vogelgezwitscher und einem strahlend blauen Himmel begann ein weiterer Tag in der von der Natur verwöhnten Vorderpfalz.
Sie nahmen das Audi- TT- Cabrio, das Hellinger am liebsten fuhr, wenn er nicht in den Weinbergen arbeiten musste. Dafür hatte er den japanischen Geländewagen, der nicht mehr so stark nach Blut und Eingeweiden roch, seitdem er die Jägerei an den Nagel gehängt hatte. Mit dem Kombi waren Katrin und der Kleine verschwunden.
Kaum auf der Autobahn, erklärte Hellinger seinem Freund, dass er schon am Vortag mit Demlmaier telefoniert und sie angekündigt hatte. Er hatte sich als Sammler für keltische Kunst ausgegeben. Das war eine der Spezialitäten von Demlmaier. So stand es jedenfalls auf seiner Internetseite. »Tradition seit 1934«, stand da auÃerdem. Röder und Hellinger spekulierten noch ein bisschen darüber, woher das Kunsthaus Demlmaier in diesen düsteren Jahren seine Ware bezogen hatte. Hellinger hatte den Namen auch gegoogelt, aber wenig dabei herausgefunden. AuÃer, dass Demlmaier in der Jury zur Wahl des Playmates des Jahres saÃ.
»Das würde mir auch Spaà machen«, meinte Hellinger.
»Du solltest deinen Wein am Oktoberfest ausschenken, dann gehörst du bestimmt bald zur Prominenz von München. Mindestens ist dann dein Name als gröÃter pfälzischer Dappschädel in aller Munde.«
Ansonsten verlief die Fahrt ereignislos, bis auf die üblichen Staus um Stuttgart und einen bei Adelzhausen. Sie sprachen nicht viel, sie hatten die Hits der Achtziger in den CD -Player geschoben. Wenn sie die Erinnerung packte und sie nicht gerade laut mitgrölten, dann tauschten sie Anekdoten aus, die sie sich schon hundertmal erzählt hatten. Trotzdem spürten sie das Feeling jener Tage, als sie unbeschwert, ohne jegliche Verantwortung, auf Vaters Kosten gelebt hatten.
»WeiÃt du noch, als Rocky am Lambsheimer Weiher beim Pissen kopfüber in den See gestürzt ist? Mann, war der voll. Am besten war aber, als er seine nassen Klamotten hinter den Büschen auszog und die alte Schachtel mit ihrem Pinscher ihn für einen Sittenstrolch hielt. Mann, was haben wir die Alte belabert, damit sie nicht die Polizei holt.« Die beiden Freunde bogen sich vor Lachen. Hellinger verriss beinahe das Steuer bei zweihundertzehn. Was für ein SpaÃ!
» GOLD !
Always believe in your soul.
Youâve got the power to know.
Youâre indestructible!
Always believe in, because you are GOLD !« , dröhnte aus der Hundertzwanzig-Watt-Anlage.
Standesgemäà hatten sie sich im Bayerischen Hof eingemietet. »Du spinnst«, hatte Röder zunächst gemeint. Hellinger wiegelte ab. Er hatte eines dieser raren Internet-Last-Minute-Super-Sonderangebote für nur 299 Euro ergattert. Vier Ãbernachtungen, Freitag bis Dienstag im Doppelzimmer. Candle-Light-Dinner und bayrischen Abend inklusive. Sauregurkenzeit für Business- und Oktoberfesthotels.
»Ich weià zwar nicht, was ich beim Candle-Light-Dinner mit dir anfangen soll, aber beim bayrischen Abend kannst du meine WeiÃwürste haben.«
»Ich frage mich eher, was ich mit dir im Doppelzimmer machen soll, wenn du wieder so laut schnarchst. Das
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