Weinstrassenmarathon
Landgerichts ein, parkte über zwei Stellplätze und rannte die Treppe hoch. Der Richter kam ihm entgegen.
»Na, Röder? Haben Sie ein kleines Nickerchen gemacht? Sie sind zu spät, ich habe die Sitzung vertagt. Der Anwalt ist ganz schön sauer. Das wird er Ihnen das nächste Mal aufs Brot schmieren, wenn er nicht schon vorher eine Beschwerde über Sie veranlasst.«
»Entschuldigung, ich wurde aufgehalten.«
»Röder, Röder. In diesem Aufzug und so abgehetzt wäre das sowieso nichts geworden. Sie entschuldigen mich.«
Röder ging in sein Büro und packte ein. An Arbeiten war nicht mehr zu denken. ScheiÃtag, und er würde noch schlimmer werden, denn am Abend hatten sie die Verabredung mit Liebstöckl.
Er fuhr langsam über die LandstraÃe nach Hause. Es war noch nicht halb vier, und er beschloss, einen Cappuccino auf dem Römerplatz in Bad Dürkheim einzunehmen. Er wollte sich einfach ein bisschen entspannen.
Mit Jacke war es warm genug, um drauÃen zu sitzen. Er hatte kaum bestellt, als er ein eng umschlungenes Paar im Eingang der Parfümerie bemerkte. Die beiden knutschten sich heftig, und Röder verstand erst nach einer Weile, warum er das Paar so genau beobachtete. Es war seine Tochter Marie-Claire mit ihrem neuen Latin Lover. Irgendetwas würgte in ihm, er wollte dazwischenfunken, aber er besann sich eines Besseren. Er ging hinüber, begrüÃte die beiden und lud sie zu einem Kaffee ein. Marie-Claire fiel ihm um den Hals. Die beiden jungen Leute freuten sich. So einfach war es, ein guter, souveräner Vater zu sein.
Raphael erzählte von der Computer- AG an der Schule. Sie programmierten irgendwelche LEGO -Roboter und wollten an einem Wettbewerb teilnehmen. Marie-Claire betrachtete ihren neuen Freund schwer verliebt. Röder musste zugeben, dass dieser Kerl keine Dumpfbacke war.
Magnum ertönte in seiner Jackentasche, und Hellinger begann sofort, Röder zu bequatschen. »Ich zahle, du brauchst dich um nichts kümmern. Wir fahren gleich morgen.«
»Ach, ich weià nicht.« Röder war hin und her gerissen.
»Hey, was ist denn schon dabei. Wir sind doch schon öfters ein Wochenende zusammen irgendwohin gefahren.«
»Ja, aber nie so kurzfristig. Manu reiÃt mir den Kopf ab.«
»Du musst mir helfen«, sagte Hellinger verzweifelt. »Steiner war gerade da. Er glaubt mir nicht. Ich soll mich zu seiner Verfügung halten.«
»Das sagt er nur so. Er braucht mindestens einen Haftbefehl, um dich dingfest zu machen.«
»Ben, ich will das nicht noch mal durchmachen. Eher bring ich mich um. Ich mein das im Ernst. Katrin ist weg, Steiner will mich im Knast sehen. Mir ist alles so egal.«
Die Verzweiflung in Hellingers Stimme war echt. Röder fröstelte. Er versuchte, seinen Freund zu beruhigen. So hatte er ihn noch nie erlebt.
»Mach keine Dummheiten. Willst du zu uns kommen?«
Marie-Claire und Raphael hatten das Turteln unterbrochen und sahen ernst zu Röder herüber.
Am anderen Ende der Leitung schluckte Hellinger. »Ich überlegâs mir. Sorry, dass ich dich da reinziehe, aber ich weià ehrlich nicht weiter. Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Sorry.«
»Komm um sieben bei uns vorbei. Wir gehen mit Liebstöckl in den Deidesheimer Hof. Da kannst du mitgehen. Ich bin froh, wenn du dabei bist. Der Typ ist ein Kotzbrocken. Vielleicht muntert dich das Essen ein bisschen auf.«
Hellinger versprach zu kommen. Gemeinsam könnten sie auch an Manu arbeiten, damit sie zulieÃ, dass Röder mit Hellinger zusammen nach München fuhr.
Das junge Paar war wieder mit sich beschäftigt, und Röder lieà sie taktvoll allein, nachdem er beiden noch eine Cola spendiert hatte.
Er kämpfte schwer mit sich selbst. Auf der einen Seite wollte er unbedingt den Fall aufklären und dabei seinem besten Freund helfen. Auf der anderen Seite war das die Sache von Steiner, der aber ziemlich sicher schon Beweise gegen Hellinger sammelte. Er kannte Steiner zu gut, und er wusste, wie schnell der sich verrennen konnte. Oft lag er richtig. Aber hier? Dass er Hellinger einbuchten lieÃ, lag durchaus im Bereich des Möglichen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Hellinger Steiner dieses Jahr das erste Mal zur kulinarischen Weinprobe eingeladen hatte. Steiner konnte so verbohrt sein, dass er es glatt als Bestechung auslegen würde. Röders Instinkt sagte ihm,
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