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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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könnte noch ‘ne Leiche geben. ›Bekannter Winzer am Seppelhut im Schlaf erstickt!‹ Ich sehe schon ganz deutlich den Aufmacher in der Abendzeitung.«
    Â»Du Sackgesicht! Ich erinnere mich noch an deinen Pups in der Jugendherberge von Bernkastel-Kues.«
    Â»Nur weil du vorher deinen grottigen Bohneneintopf über dem Lagerfeuer kochen musstest!«
    Â»Die beiden Italienerinnen waren aber scharf!« Sie schwelgten noch eine Weile weiter in alten Erinnerungen, nur unterbrochen von einem Telefonat, das Röder mit Manu von Hellingers altem Handy aus führte, da er sein Telefon in seiner Reisetasche hatte, die sich im Kofferraum befand.
    Viele uralte Geschichten später fuhren sie am Nobelhotel vor. Die Koffer wurden von beflissenen Händen auf goldfarbene Gepäckwagen verfrachtet, das Auto in die Tiefgarage gefahren. An der Rezeption wurden sie würdevoll empfangen, das luxuriöse Doppelzimmer entpuppte sich als langer Flur mit zwei um neunzig Grad versetzten Betten. Das Fenster zum Hof war geschlossen, was seinen Grund hatte. Röder wollte es zum Lüften öffnen, da waberte der Küchenmief vom Abendessen herein.
    Ohne sich die Laune vermiesen zu lassen, beschlossen sie, eine überwiegend flüssige Mahlzeit im Hofbräuhaus einzunehmen. Ein Muss. So oft kamen sie doch nicht nach München. Röder rief noch einmal Manu an, versicherte ihr mindestens weitere tausend Jahre Liebe. An der Rezeption monierten sie ihr Zimmer. Upgrade? Klar, kein Problem. Zweihundert Euro. Ob sie nicht die Bedingungen bei der Buchung gelesen hatten? Doch ein Abend der langen Gesichter.
    Im Hofbräuhaus kämpften sie sich durch eine ausgeflippte Gruppe von Japanern, die alle das gleiche Halstuch trugen. Von der strammen Bedienung bekamen sie zwei Maß hingeknallt, dass es nur so schwappte. Münchner Charme.
    Ruckzuck waren die beiden und die wenigen anderen Langnasen untergehakt und grölten: »In München steht ein Hofbräuhaus …«, wobei sie den Nebenmännern vergeblich die richtige Betonung beizubringen versuchten. Myriaden von topmodernen Digitalkameras piepsten und blitzten um die Wette. Die Real-Germans waren nun auf Dutzenden von Webseiten verewigt. Urplötzlich stand eine weitere Maß vor ihnen, und der Spuk war vorüber. Die stramme Bedienung im Dirndl nahm freundlich ihre Bestellung entgegen. Zweimal »Schwoanshoxe«, was sonst.
    Mitten während der Mahlzeit spielte Hellingers Handy das Lied vom Tod, womit es anzeigte, dass eine SMS eingegangen war.
    Â»Morgen wird’s nichts mit unserem Candle-Light-Dinner«, rückte er heraus.
    Â»Schade«, log Röder. »Warum denn nicht?«
    Â»Weil wir eine Einladung zur Vorstellung des Playmates des Monats haben!« Er strahlte über das ganze Gesicht, ballte triumphierend die Faust, erhob sich dabei ein wenig vom Stuhl. »Davon träume ich schon seit dreißig Jahren!«
    * * *
    Der Samstag begann für sie mit einem Spaziergang über den Viktualienmarkt. Der Föhn hatte München erreicht, und die kalten, feuchten Tage waren dem Frühling gewichen. Die ersten Biergartenbetreiber hatten ihre Stühle herausgestellt, und Hellinger machte den Vorschlag, in den Englischen Garten zu gehen, um ein bisschen nach den »Nackerten« zu gucken. Stattdessen bummelten sie zum Marienplatz, lauschten dem Glockenspiel und schlenderten durch die Fußgängerzone. Das Deutsche Museum wollten sie besuchen, wenn die Zeit ausreichte.
    Nach einem kleinen Imbiss bei Feinkost-Käfer machten sie sich auf den Weg nach Schwabing, wo sie der Kunsthändler Demlmaier um ein Uhr erwartete. Pünktlich betraten sie seine Galerie. Eine junge blonde langbeinige Frau servierte ihnen Kaffee und bat sie zu warten. Hellinger ließ seinen ganzen Charme sprühen und verwickelte das zwanzig Jahre jüngere elfenhafte Geschöpf in ein angeregtes Gespräch. Röder stöhnte innerlich. Sein Freund hatte es immer noch drauf und würde es wohl nie lassen können.
    Schließlich wurde der Flirt von Demlmaier unterbrochen, der wegen der roten Bäckchen seiner Angestellten offensichtlich ein wenig eifersüchtig war. Demlmaier hatte graue Haare, trug einen zünftigen Trachtenjanker und sprach mit einem nicht zu überhörenden bayrischen Dialekt.
    Â»Ah, Sie sind also der Mann aus den ehemaligen westbayrischen Gebieten und interessieren sich für keltische

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