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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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verschwunden. Röder lehnte sich zurück und musste plötzlich an die Fahrt nach München denken. Plötzlich schmiss er alles hin, fuhr hektisch den Computer runter, vergaß diesmal aber nicht, die Schränke abzuschließen. Er stürzte zur Tür hinaus und lief Miltenberger genau in die Arme.
    Â»Was hast du es denn so eilig? Wo willst du jetzt schon wieder hin?«
    Â»Dringende Familienangelegenheit«, log Röder und suchte das Weite.
    Â»Bleib hier, ich muss mit dir reden.«
    Â»Tut mir leid, Gert. Ein andermal.«
    Miltenberger schrie ihm noch hinterher, aber Röder konnte ihn nicht verstehen. Er hatte nur noch eines im Kopf. Hellinger hatte sein altes Handy immer im  TT liegen, weil er dort noch eine passende Freisprechanlage hatte. Der Akku des alten Teils war defekt, sodass er es nicht mehr aus dem Auto entfernte, da es nur noch in der Ladeschale des Autos zu gebrauchen war. In diesem Handy, das wusste er, war die Nummer von Maria gespeichert. Er glaubte, sie sogar gesehen zu haben, als er von dem alten Knochen Manu angerufen und durch die Kontakte geblättert hatte.
    Röder hörte im Radio die Staumeldung auf der A6 zwischen Frankenthaler Kreuz und Grünstadt und wich auf die Landstraße aus. Die Apfel- und Kirschbäume standen mittlerweile in voller Blüte, die Weinreben trieben kräftig aus. Röder genoss den Naturrausch in Weiß, der die Straßen und Hügel säumte. Er fuhr den Weg über Gerolsheim und Freinsheim, als sein Handy klingelte. Es war Anastasia.
    Â»Ben, hör mal zu. Der Anruf kam aus einer Funkzelle in Kallstadt.«
    Â»Kallstadt?« Röder war mehr als nur überrascht.
    Â»Ja, Kallstadt.«
    Â»Kann man sagen, wo in Kallstadt?«
    Â»Nicht sehr genau, aber Hellingers Weingut liegt dort.«
    Röder stutzte, aber sofort wurde ihm klar, was er mit dieser Information anfangen musste. Er beendete das Telefonat mit dem Versprechen, sich bald wieder zu melden.
    Auf den Zufahrtsstraßen nach Kallstadt standen schon die Absperrungen für das Weinfest, aber Röder scherte sich nicht darum und bog in die Neugasse, um sich Laufwege zu sparen. Hier in der Neugasse erblickte 1844 H. J. Heinz, der mit dem Ketchup, das Licht der Welt. Mittlerweile überschwemmten seine berühmt-berüchtigten Soßen die ganze Welt. Röder wunderte sich, warum diesem Mann noch kein Denkmal gesetzt worden war. Schließlich hatte er die Esskultur auf der ganzen Welt revolutioniert, auch wenn in der Pfalz eher selten Ketchup über den Saumagen gekippt wurde.
    Mariusz war wieder am Werke. Aber immer noch fehlte ihm der Schlüssel zum Weinlager, und er konnte nicht viel tun. Er musste warten, bis sein Auftraggeber auftauchte. Röder sprach ihn ohne Umschweife an.
    Â»Woher kennst du Piotr?«
    Mariusz zuckte zusammen. »Wen?«
    Â»Piotr Woyczynski. Du telefonierst mit seinem Handy.«
    Â»Er ist mein Cousin«, sagte Mariusz seufzend. »Und er ist unschuldig.«
    Â»Ich habe sein Wiederaufnahmeverfahren auf meinem Schreibtisch liegen, wusstest du das?« Mariusz nickte.
    Â»Warum hast du angerufen und einen anonymen Tipp ohne konkrete Hinweise gegeben? Du musst doch wissen, dass so etwas nur in der Schublade landet.«
    Â»Ich wollte mich noch mal melden, um Beweise zu liefern, aber dann ist der Hoffmann beim Marathon umgekippt, und ich beschloss, den Mund zu halten. Ich hatte Angst, es würde mir genauso gehen wie meinem Cousin.«
    Â»Dein Vertrauen in die deutsche Justiz ehrt mich«, sagte Röder spöttisch.
    Â»Piotr ist unschuldig und sitzt seit fast fünf Jahren hinter Gittern. So viel zur deutschen Justiz, Herr Staatsanwalt.«
    Â»Woher willst du wissen, dass er unschuldig ist? Er wurde von einem unabhängigen Gericht verurteilt.«
    Â»In einem Indizienprozess. Er hat nie gestanden.«
    Â»Deshalb ist das Urteil auch ziemlich hart ausgefallen.«
    Mariusz schnaubte, dann fuhr er fort. »Barbara ist eine junge Nichte von Piotr. Sie ist ziemlich clever, hat in Krakau in einer Bibliothek gearbeitet und hier kurzzeitig als Putzfrau.« Er machte eine Pause und blickte Röder erwartungsvoll an.
    Â»Was interessiert mich das?«
    Â»Sie ist zurück in Polen. Sie hat nur sechs Wochen geputzt. Im Museum von Speyer.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Ja, da die Polizei uns nicht helfen kann, hat meine Familie die Sache selbst in die Hand genommen. Barbara ist ins Archiv gegangen

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