Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
Vom Netzwerk:
nicht. Er gab Herrmann Scheller, Hellingers Nachbarn, nur eine knappe Antwort auf die Frage, woher die Löcher in seinem Auto stammten, und brauste davon. Scheller blickte ihm nachdenklich hinterher und wusste offensichtlich nicht, ob er entsetzt sein oder lachen sollte.
    In der Haarnadelkurve wäre Röder beinahe mit einem riesigen Traktor kollidiert, dessen Fahrer zu Recht hupte. Er passierte die Blitzröhren unterhalb der Burg, mäßigte das Tempo etwas im Ort, aber nur, weil er den Gegenverkehr abwarten musste. Er betrachtete die parkenden Autos und versuchte, Hellingers Geländewagen zu entdecken. Vor Marias Haus stoppte er, stürmte aus dem Fahrzeug und klingelte Sturm. Eine Nachbarin auf der gegenüberliegenden Straßenseite kehrte die Straße und schüttelte den Kopf. Vermutlich wunderte sie sich über die vielen Männerbesuche der lustigen Witwe. Röder ging ums Haus, die Gartenmöbel waren diesmal unbenutzt. Röder spähte durch die Scheiben und konnte kein Leben entdecken. Als er resigniert zu seinem Mercedes zurückging, lief er der Nachbarin direkt in die Arme, die die Einschusslöcher befühlte und dabei unverständlich murmelte. Sie schien erschreckt und wollte keinen Ärger mit der seltsamen Gestalt mit dem zerschossenen Auto haben. Röder kramte nach seinem Zugangsausweis für die Staatsanwaltschaft.
    Â»Röder, ich bin von der Kriminalpolizei. Ich suche Frau Hoffmann«, sagte er ohne weitere Erklärung und ließ den Ausweis schnell wieder verschwinden.
    Â»Ich habe sie heute noch nicht gesehen«, stammelte die ältere Frau.
    Â»Wann haben Sie sie denn zuletzt gesehen?«
    Â»Vorgestern, vorgestern Nacht.«
    Â»War sie allein?«
    Â»Also hören Sie mal, woher soll ich das wissen? Glauben Sie, ich spioniere meine Nachbarn aus?«
    Â»Nein, natürlich nicht. Aber es hätte ja sein können, dass Sie etwas bemerkt haben, als Sie mit Ihrem Hund Gassi gingen.« Röder hatte blitzschnell improvisiert, als er die feuchte Schnauze des schwanzwedelnden Mischlings sah, die durch das Zaungitter hervorlugte.
    Die Frau schien sich etwas zu beruhigen. »Na ja, da war dieser Geländewagen.«
    Â»Geländewagen? Was für ein Geländewagen?«
    Â»Na, so ein großer, so wie ihn die Jäger benutzen.«
    Für Röder war die Sache eigentlich schon klar. »Können Sie sich an das Nummernschild erinnern?«
    Â»Nein, aber der Wagen stand schon öfters hier.«
    Â»Und seit wann ist Frau Hoffmann verschwunden?«
    Â»Sagte ich doch bereits, seit vorgestern Nacht.«
    Â»Mit dem Geländewagen?«, wollte Röder wissen.
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie kam aus dem Haus heraus und verstaute etwas in dem Wagen.«
    Â»Mehr haben Sie nicht gesehen?«, fragte Röder.
    Â»Nein! Ich sagte Ihnen doch, ich spioniere meine Nachbarn nicht aus. Außerdem war unser Billy krank.« Sie tätschelte den Kopf des Mischlings. »Billy hat manchmal so furchtbare Blähungen«, setzte sie erklärend hinzu.
    Röder war klar, dass er von der Frau nicht mehr erfahren würde, er verabschiedete sich und ging zu seinem Auto zurück.
    Â»Sie, Sie, Herr Inspektor!«, rief ihm die Frau hinterher. »Sind das Einschüsse in Ihrem Fahrzeug?«
    Röder wiegelte ab. »Nein, die Löcher habe ich reingebohrt. Die Klimaanlage ist defekt, und es soll einen heißen Sommer geben.«
    Die Frau mit dem Besen schaute ihm noch lange nach, auch noch, als er längst um die Kurve verschwunden war.
    Röder schaffte es gerade noch zur Verhandlung, er hatte aber keine Zeit mehr gehabt, auch nur einen Blick in die Akte zu werfen. Dementsprechend verhedderte er sich in seiner Argumentation, aber die Tatsache, dass sich der Verteidiger noch dümmer anstellte, rettete den Prozess aus der Sicht der Staatsanwaltschaft, und der Richter verknackte den Angeklagten kopfschüttelnd zu zweieinhalb Jahren ohne Bewährung. Nachmittags saß Röder in seinem Büro und konnte keinen klaren Gedanken fassen, arbeitete sich durch Akten, die er unbedingt erledigen musste.
    Seine Anrufe bei Hellinger blieben erfolglos. Er probierte es auf dem Mobiltelefon und den Festnetzanschlüssen, dem privaten und dem geschäftlichen. Er schrieb zwei E-Mails an die ihm bekannten Adressen und hinterließ die dritte Nachricht auf den diversen Mailboxen. Es kam keine Reaktion. Hellinger blieb

Weitere Kostenlose Bücher