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Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
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unendlich mal mehr werden.« Röder nahm seine Frau in den Arm, drückte sie zärtlich und gab ihr einen Kuss. »Sollen wir zusammen nach Kallstadt aufs Weinfest gehen?« Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten.
    Â»Ich hätte schon Lust, aber wenn du auf dem Sherlock-Trip bist, dann ist es für mich kein Vergnügen. Ich bleibe hier, arbeite noch eine halbe Stunde und mach dann Feierabend.«
    Â»Du könntest mich als Dr.   Watson begleiten.«
    Â»Nein danke. Gerade der muss seinen Freund immer mit seiner Passion teilen und bekommt dafür auch noch einen drauf, wenn er die falschen Schlüsse gezogen hat. Geh du alleine, klär deinen Fall auf und hab ein Auge auf die Kinder.« Röder gab seiner Frau noch einen weiteren Kuss und machte sich auf den Weg.
    Er saß kaum im Auto, als ihm einfiel, dass er Anastasia auf dem Laufenden halten wollte. Mit dem zwischen Backe und Schulter eingeklemmten Handy riskierte er wieder mal ein Bußgeld. Schließlich siegte die Vernunft, und er fuhr am Ortsausgang, beim Alexanderhof, auf den Parkplatz für Wohnmobile, der schon fast vollständig besetzt war. Anastasia meldete sich sofort. Sie wollte ihm Neuigkeiten mitteilen, aber am Telefon nicht darüber sprechen. »Können wir uns irgendwo treffen? Ich will das nicht am Telefon besprechen.«
    Â»Wirst du abgehört?«
    Â»Man kann nie wissen. Heutzutage ist alles möglich.«
    Röder machte sich keine Illusionen über das Fernmeldegeheimnis, auch wenn es als hohes Gut in Deutschland galt. Die Technik war es, die mittlerweile leicht zu kompromittieren war. Außerdem eine Heerschar von überforderten Untersuchungsrichtern, die stapelweise Anordnungen unterzeichneten, die sie gar nicht alle im Einzelfall prüfen konnten. Gerade Polizeibeamte entwickelten in ihrer Freizeit eine regelrechte Paranoia, die nicht immer ganz unbegründet war.
    Â»Ich bin auf dem Weg nach Kallstadt, zum Fest der hundert Weine. Wollten wir nicht sowieso einen Schoppen Schorle zusammen trinken? In Speyer hatten wir nur Bier, das zählt nicht. Wir müssen ja nicht bis zum Wurstmarkt warten.« Sie nahm den Vorschlag an.

ZEHN
    Es wurde bereits etwas kühler, als Röder den Berg nach Leistadt hochfuhr. Dort stand die Sonnenskulptur, die er vor wenigen Wochen im Laufschritt passiert hatte. Von hier oben konnte man an den vielen parkenden Autos unten im Tal erkennen, dass das Fest in vollem Gang war. Das Weinfest in Kallstadt war eines der beliebtesten in der Gegend und immer gut besucht. In diesem Jahr spielte auch das Wetter mit, und die Winzer freuten sich schon auf einen neuen Rekordumsatz. Er nahm im Kreisel die Erste rechts und fuhr den Berg hinunter. Tatsächlich fand er noch einen Parkplatz in den Weinbergen, nahe der Straußwirtschaft Bühler, wo er mit seiner Familie am Mittwoch zum Abendessen gewesen war. Röder stand schon mitten im Geschehen.
    Der Festplatz war fest in der Hand der Jugendlichen. Nachdem die Alcopops erheblich teurer geworden waren, griffen die Jugendlichen wieder zum Altbewährten. Röder konnte viele sehen, aus deren Rucksäcken die Flaschenhälse der Weinflaschen ragten, die den größten Teil des mitgebrachten Proviants ausmachten. Viele der Gesichter waren eindeutig zu jung, um dem Mindestalter von sechzehn zu entsprechen. Von Gemütlichkeit war hier nichts zu spüren, wenigstens war die Meute noch nicht volltrunken und überwiegend gut gelaunt. Das konnte sich bis zum Ende des Tages ändern. Urig ging es hingegen in den alten Winzerhöfen zu, deren Ausschank zum Teil von den örtlichen Vereinen organisiert wurde. Hier fand man noch ein ruhiges Plätzchen und konnte sich die angebotenen Pfälzer Spezialitäten schmecken lassen. Einige Höfe feierten am ersten Tag ein Schlachtfest, und es gab Blutsupp, Kesselfleisch, Bratwürste und die obligatorische frische Leber- und Blutwurst. Röder hätte sich eine solche Cholesterinbombe gern einverleibt, aber er hatte andere Aufgaben zu erfüllen. Anastasia würde frühestens in einer halben Stunde auftauchen. Da blieb ihm noch genug Zeit, um zu Hellingers Weingut zu laufen und nachzusehen, ob sich etwas regte.
    Er fand das Weingut unverändert. Vielleicht war Hellinger zu Katrin ins Schwäbische gefahren, um seine Ehe wieder ins Reine zu bringen. Röders Ad-hoc-Recherche scheiterte daran, dass er weder den Mädchennamen noch den Herkunftsort von

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