Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
Vom Netzwerk:
Keiner achtete auf Hellingers Geschwafel. »’s war de Leddermontel. Denn hot se ogehat, als se zu mer kumme is.«
    Â»Sie ist zu dir gekommen?« Röder hatte beim Fahren zugehört.
    Â»A jo, un sie hot nix drunner ogehat. Nur denn Leddermontel.«
    Â»Vun was redsch denn du?«
    Â»Ei, vun de Maria. Die is heiß, die is heiß.«
    Â»Isch kapier nix.«
    Â»Ei, des merk isch. In XY hot se de gleische Leddermontel un die gleisch Kapp ogehat, mit dere se zu mer kumme is. Sie hot nix drunner ogehat un hat misch noch uffm Hof vernascht.« Hellinger grinste über alle Backen, und trotz der Dunkelheit konnte Röder sehen, dass Anastasia rot wurde. Raphael hörte aufmerksam zu. Nur Mariusz schien unbeteiligt.
    Â»Wie, und du hast sie wiedererkannt?« Röder konnte es nicht glauben.
    Â»A jo, sie hot die gleische Klamotte getraage wie bei mir. Nur die Hoor hot se unner dere Kapp versteckt, un ä Sunnebrill hot se a noch uff de Nas gehabt.«
    Â»Du meinst das Fahndungsfoto von der Überwachungskamera im Museum? Der dritte Mann?«
    Â»Nee, die dritt Fraa. Mir zwee hänn doch an dem Owend enner gebeschert, un dodenoch haw isch XY geguckt, un dann bin isch zu ihre hiegfahre.«
    Â»Du hast mich in der Nacht sogar angerufen«, sagte Röder ungläubig.
    Â»Kann soi.«
    Â»Glaubst du ihm das? Der ist doch total besoffen«, schaltete sich Anastasia ein.
    Â»Er hat mich an dem Abend angerufen und wollte mir was sagen. Ich war genauso blau wie er. Danach ist er offensichtlich verschwunden.« Sie bogen in die schmale Gasse zum Weingut ein. Eine Horde weinseliger junger Männer kam ihnen entgegen. »Hey, des is jo de Hellinger, vielleischt hot der noch uff.«
    Â»Männer, Herr Hellinger ist stark angeschlagen. Der schenkt heute nichts mehr aus.« Röder zerrte Hellinger, unterstützt von Raphael, aus dem Fond des Wagens. Mariusz hatte das Tor geöffnet.
    Â»Kummt roi, isch kennt a noch was verdraache.«
    Â»Achim, meinst du, dass das der richtige Zeitpunkt ist?«, versuchte Röder zu bremsen.
    Â»Bleedsinn, isch muss jetzt was Gscheites dringke. Ich muss des Zeisch ausspiele.« Hellinger stolperte Richtung Weinkeller, die Jungs grölten dankbar Trinklieder und setzten sich auf die Bänke, die Mariusz an den Vortagen aufgestellt hatte.
    Â»Wir sollten Steiner benachrichtigen«, meinte Anastasia. »Hier können wir nichts mehr machen. Es war ein langer Tag. Ich nehme Raphael mit. Forst liegt auf meinem Heimweg, dann kannst du gleich nach Hause fahren.«
    Röder nickte. »Ich rufe Steiner spätestens morgen früh an. Macht’s gut.« Er verabschiedete sich von allen, schaute noch mal nach Hellinger, dem es aber offensichtlich wieder blendend ging, wenn man davon absah, dass er lallte.
    Â»Kumm, setz disch her. Dringk enner mit.«
    Röder lehnte das Angebot ab und ging zu seinem Auto. Mariusz gesellte sich zu den Zechern.
    Â»Nemmt bloß net die Stroß noch Freensem. Do stehn die Griene un lossen eisch blose.«
    Röder beherzigte den Ratschlag von Hellingers neuen Freunden. Auch wenn er nicht viel getrunken hatte, so wollte er sich eine Polizeikontrolle doch ersparen. Er fuhr die Umleitung durch die Weinberge nach Herxheim hoch. Im Ort bog er Richtung Freinsheim ab, das er fünf Minuten später durchquerte. Schließlich fuhr er weiter nach Erpolzheim, auf der Straße, auf der sich letztes Jahr ein mehrfacher Mörder selbst gerichtet hatte und ihn beinahe mitgerissen hätte. Röder musste an all das denken, und wie in Trance durchfuhr er den Ort, an dessen Zufahrtsstraßen Schilder für die Spargelwanderung in drei Wochen warben. In Erpolzheim nahm er die Straße nach Birkenheide und fuhr direkt auf den Feuerberg zu, eine der bekanntesten Weinlagen von Bad Dürkheim. Er musste innerlich grinsen, weil der Feuerberg jahrzehntelang die Mülldeponie der Gegend gewesen war und in den letzten Jahren aufwendig saniert wurde. Der Wein vom Feuerberg war jedenfalls beliebt, da konnte auch die Deponie nichts daran ändern. Hellinger meinte, der Wein schmecke deshalb so gut, weil man ihn nicht chemisch behandeln musste. Die Weinstöcke vom Feuerberg zogen alles, was sie brauchten, über die bis zu zwölf Meter langen Wurzeln.
    Feuerberg – brennender Berg? Hatte der Anrufer den Feuerberg gemeint, weil er sich vielleicht im Portugiesischen so am besten ausdrückte? Auf der

Weitere Kostenlose Bücher