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Weinwissen für Angeber

Weinwissen für Angeber

Titel: Weinwissen für Angeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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verlangt. Aber eben nicht von allen Gütern. Die großen Namen geben die Preise vor und einige, die sich für groß halten, ziehen nach. Ratzfatz sind Preise über 200 Euro da.
    Aber selbst diese Weine sind nur überteuert, wenn es um das Preis-/Ge- nuss-Verhältnis geht. In Sachen Wiederverkaufswert oder Statusobjekt sieht die Rechnung ganz anders aus. Eine weitere Information macht deutlich, wie unsinnig diese Verallgemeinerung ist. Bordeaux ist ein riesiges Anbaugebiet, eines der größten in Frankreich, rund 100.000 Hektar umfasst es und ist damit so groß wie die Rebfläche ganz Deutschlands! Halten Sie es für möglich, dass von dort ausschließlich überteuerte Weine kommen?
    All das sollte Sie aber nicht stören. Für diesen Ausspruch werden Sie Kopfnicken ernten, traurig zustimmendes Kopfnicken. Ein besser gepflegtes Vorurteil gibt es unter Weinkennern nicht. Auf Bordeaux wird geschimpft - gekauft werden die Weine trotzdem.

      
    „Diese modernen Weine schmecken doch alle gleich."
    Klar, müssen sie ja. Alle Spitzenwinzer wissen mittlerweile, dass der Ertrag reduziert werden muss, wann die Trauben ihre ideale physiologische Reife haben, dass der Wein wenn möglich nur durch Schwerkraft bewegt werden sollte, wie viel Holz (= Holzfässer) welcher Wein verträgt und welche Trauben miteinander am besten harmonieren. Außerdem benutzen natürlich alle die gleichen Rebsorten. Weltweit. Nein. Blödsinn. Leider kennen nicht alle die Regeln für großen Wein und selbst wenn sie es täten, würde das legendäre „Terroir" und die Handschrift des Winzers zu Veränderungen führen, die ihre Weine einzigartig machen.

      
    „Die große Kunst ist es, einen grandiosen Wein zu finden, der wenig kostet. Große Weine für großes Geld kaufen kann jeder."
    Die Sparsamkeit, eine urdeutsche Tugend (nicht nur eine schwäbische!). Es gibt Weintrinker, die kaufen die größten und teuersten Weine. Als Statussymbole, weil sie ihnen tatsächlich schmecken, oder einfach, weil sie es können. Alle anderen müssen sich mit den Krumen abfinden, die zum Glück qualitativ - wenn man nur sucht - nicht nachstehen. Haben Sie keine Angst, knauserig zu erscheinen! Sie wirken clever. Sie trinken das Beste, da machen Sie keine Abstriche, aber bei den Besten kennen Sie sich so gut aus, dass Sie die Weine auswählen, die am preiswertesten sind. Das kann nur der echte Kenner.

      
    „Frauen haben die besseren Nasen."
    Dieser Ausspruch - der biologisch gesichert ist - kann mehrere Hintergründe haben. Äußern Sie ihn als Mann, wollen Sie bei Frauen Eindruck machen. Als Frau wollen Sie vermutlich Ihre chauvinistischen Mittrinker mit der schonungslosen wissenschaftlichen Wahrheit konfrontieren. Sind diese auch noch deutlich älter, können Sie hinzufügen, dass der Geruchssinn mit dem Alter kontinuierlich abnimmt. Jetzt haben Sie bestimmt viele neue Freunde...

      
    „Jeder Wein braucht ein eigenes Glas."
    Das ist natürlich richtig, weil man nicht mehrere Weine in ein Glas schütten sollte. Das wäre ja Panscherei. Gemeint ist allerdings, dass jeder Wein ein spezielles Glas, also eine spezielle Glasform, braucht, um sich optimal zu präsentieren. Von diesem Umstand leben einige Glashersteller ganz ordentlich. Präsentiert sich ein Wein schlecht, können Sie das problemlos aufs Glas zurückführen. Selbst wenn der enttäuschende Merlot in einem speziellen Merlot-Glas ist Denn selbst unter den Reb- sorten-Gläsern gibt es Riesenunterschiede und dann passt eben dieses Merlot-Glas nicht zu dem Merlot der drin ist Dieser Satz ist wie eine chinesische Artistin, biegbar, wohin auch immer.

      
    „Jedes Jahr wird eine andere Sau durchs Dorf gejagt."
    Sie sind bei einem echten Lackaffen (oder einer echten Lackäffin) eingeladen. Serviert wird der zurzeit angesagteste Wein aus der zurzeit angesagtesten Region. Spielen Sie subtil auf die Vergänglichkeit des Ruhms in der Welt des Weins an. Was heute „in" ist, kann morgen schon wieder „out" sein. Die Presse sucht sich doch nur neue Weine, weil sie nicht immer über die gleichen berichten will. Sie halten es dagegen mit den echten Klassikern, die über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, bewiesen haben, was sie oder besser das Terroir, von dem sie stammen, zu leisten im Stande sind. Ewige Werte, das ist Ihre Welt, Schnelllebigkeit lehnen Sie ab. In kosmischen Zeiträumen gesehen existiert diese Newcomer-Region noch nicht länger als einen Wimpernschlag. Pah!

      
    „Parker! Was schert mich

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