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Weinwissen für Angeber

Weinwissen für Angeber

Titel: Weinwissen für Angeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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können uns für alles begeistern, was authentisch ist. Mann, sind wir gut!
      

    „Ich nehme Vino Tinto - aber einen Roten!"
    Ich kann Ihre Wahl verstehen. Manchmal gelüstet es einen nach einem Glas „Vino Tinto". Und es gibt Momente im Leben eines Weintrinkers, da ist es tatsächlich egal, was dieser „Vino Tinto" nun genau ist - Hauptsache, er dreht. Aber selbst in diesem Fall könnte einer Ihrer Mittrinker noch genügend Nervenzellen am Laufen haben, um sich am nächsten Morgen an Ihren Ausspruch zu erinnern. Dann wäre dies Ihre letzte Zechernacht gewesen. Dieser Fehler ist ein Paradebeispiel für die fünfte goldene Regel. „Vino Tinto" heißt natürlich „Roter Wein", Sie haben also gerade einen roten Rotwein bestellt. Andere - fortgeschrittene - Fehlleistungen dieser Art wären „ein weißer Chardonnay" oder „ein süßer Tokajer". Es gibt nur weiße Chardonnays und nur süße Tokajer. Vermeiden Sie Adjektive! Adjektive sind böse! Nehmen Sie einen Chardonnay oder einen Tokajer und trinken Sie anstandslos, was
    Sie bestellt haben. Egal, wie widerlich es schmeckt. Einen schlechten Geschmack verzeiht der Weintrinker, Unkenntnis dagegen nicht Also runter damit! Und lächeln - Sie haben es schließlich so gewollt!
      

    „Immer gut voll schenken!"
    Sie haben Durst? Sie wollen sich mit Wein „die Kante geben"? Machen Sie das gefälligst zu Hause! Wenn überhaupt (siehe erste goldene Regel). Und wenn Sie denken, dass Ihre Bereitschaft, ein volles Glas zu trinken, Ihre Kennerschaft unterstreicht, haben Sie sich gewaltig getäuscht. Der Grundsatz „Je voller das Glas, je größer der Weinkenner" ist falsch.
    Es verhält sich genau andersherum.
    Das liegt an der Tatsache, dass Wein am besten zu genießen ist, wenn das Glas nur zu rund einem Drittel gefüllt ist Die Faustregel heißt: Das Glas so weit füllen, bis der Wein die größte Oberfläche hat. Also: bevor sich das Glas wieder verjüngt / enger wird. Je mehr Oberfläche der Wein hat, desto mehr Aromen kann er freisetzen, desto mehr kann der geübte Weinconnaisseur riechen. Wenn Sie sich also das Weinglas voll schenken oder einen Kellner zurückrufen, damit er das Glas bis zur Oberkante füllt, werden Sie bestimmt nicht zu der Gruppe gehören, die nach der offiziellen Probe zur inoffiziellen mit den „richtigen" Weinen eingeladen wird. Sie werden zu der Gruppe gehören, die unter dem Tisch liegt.
      

    „Nein, danke."
    Ein kurzer Satz, fürwahr. Aber mit verheerenden Auswirkungen. Es geht sogar noch kürzer: „Nein". Natürlich ist dieser Satz nicht immer der vinophile Tod. In anderem Zusammenhang kann er sogar ganz hilfreich sein. Zum Beispiel, wenn Sie ein Zivilpolizist fragt „Haschisch?" oder Sie eine kostenlose Portion Affenhirn in einem kenianischen Abenteuercamp ablehnen.
    Beim Wein herrschen andere Regeln.
    Wird Ihnen ein Wein angeboten, dann sagen Sie laut und vernehmlich Ja!" Nicht zu enthusiastisch, aber schon mit einem erheblichen Maß Vorfreude.
    Und haben Sie keine Angst!
    Wenn Ihr Gegenüber ein Weingenießer ist, wird er Ihnen schon etwas Ordentliches anbieten. Kritisch wird es nur bei einer Blindprobe. Wenn Sie also nicht wissen, was da in Ihrem Glas schwappt. Es ist ein lustiges, kleines Spiel, Wein von Markendiscountern aus Dekantierkaraffen einzuschenken, damit sich die Anwesenden mit ihrem Lob über diesen Tropfen blamieren. Aber Sie kennen ja die „goldenen Regeln”. Schwierig wird es nur, wenn Sie ALLEIN bei einer Blindprobe sind. Vollkommen auf sich und Ihr nicht vorhandenes Wissen gestellt. Dann heißt es, kühlen Kopf bewahren. Die Antwort kann auch in dieser Situation nur lauten: Ja, gerne." Gehen Sie davon aus, dass der Tropfen in Ihrem Glas ordentlich ist. Niemand wird Ihnen bei einer solchen Gelegenheit einen Wein einschenken, der schlecht ist, das wäre viel zu leicht. Falls es ein Billigheimer ist, wird er zumindest gut gemacht sein. Ein echter Weinkenner würde jetzt erkennen können, wie komplex der Wein ist oder wie vordergründig, wie alt, wie gut das Holz eingebunden ist etc. Sie aber haben keine Ahnung. Macht nichts. Brillieren können Sie in einer solchen Situation natürlich nicht, sie überleben aber schon. Die Lösung besteht darin, philosophisch zu werden. Heben Sie Vor- sowie Nachteile des Weines hervor und relativieren Sie diese gleich wieder, z.B. „Eine sehr schöne, dunkle Farbe - manch einer mag sie zu gewollt finden" oder „Die Nase erscheint mir ein wenig zu fruchtlastig - andererseits

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