Weinzirl 02 - Funkensonntag
setzte.
»Na! Do hosch scho reacht. Kuiner verschluift uifach so in am
Funka!«
»Und ermordet wird er doch auch nicht, oder?«, fragte Jo.
»Na, des sott it passiera!«
»Aber es ist passiert, und ich frage mich, ob Adi, obwohl er auf den
ersten Blick so beliebt war, eben doch Feinde hatte.« Jo schaute Sepp ganz
harmlos an.
»Mei, dr Adi sott kuine Feind hon.« Sepp drehte an seinem Ohrring
und sah zu Boden.
»Sott? Hatte er denn trotzdem welche?«
»Mei, it direkt an Feind. Er war halt für uin it so uifach. So rum
wird a Schuah draus.«
»Für einen?« Jo hielt es nur mühsam auf ihrem Stuhl.
»Ja, für dean nuia Chef halt. Dr Junior. Der wollt lauter so
nuimodisch Zuig, und mit em Adi wär des nia ganga. Dr Adi hot mit em alta
Senior d Betrieb aufbaut.«
Jo starrte ihn an: »Willst du sagen, dass der Junior den Adi
umgebracht haben könnte?«
»Na, des will i gwieß it saga, aber mit em Junior isch it guat
Kirscha easse, wenn ma it seiner Meinung isch.« Der Sepp verdrehte die Augen.
»Und der Adi war anderer Meinung?«
»Ja, scho. Dem Junga sei Duranand, den kasch ja it mega. Und scho
gar it, wenn uiner a Braumeischter isch. Verstoasch, uiner, deams
Reinheitsgebot so viel wert isch wia a Glaubensbekenntnis.«
»Das versteh ich jetzt nicht so ganz. Das bayerische Reinheitsgebot
ist doch eine Bastion, wollte der Junior denn daran rütteln?«, fragte Jo.
»Mei, do war eabbas im Busch. I war amol no länger im Lager, und do
hond dia zwei gschria. Dr Adi, dass er nia so a Pissbria macht, und dr Jung,
dass er d Adi dann halt naushaut. Und dr Adi hat richtig laut bläret. Aber it
lang. Nochhert war er wieder ruhig und hot gseit, dass dr Junior aufpassa soll,
dass er kui bease Überraschung verläbt. Weil, es gäb längscht a Lösung für des
Problem.«
»Wann war das?«, fragte Jo aufgeregt.
»Mei, vor a baar Däg, glaub i.« Sepp zuckte mit den Schultern.
Jo zögerte, bis sie schließlich sagte: »Sepp, es ist ja so: Ich
musste mich in den letzten Tagen viel mit Journalisten rumplagen …«
»Ja, des isch ja so a Scheißdreck, dean i do im Fernseha gseah
hon!«, unterbrach sie der Sepp.
Jo nickte. »Oh ja, ein riesiger Berg Scheiße! Aber wegen der Presse
hab ich die Zeitungen verfolgt, und ich hab, naja, einen Draht zur Polizei, und
nirgends war die Rede davon, dass Adi irgendwelche Feinde gehabt hätte. Ich
glaube, auch die Polizei tappt da völlig im Dunkeln. Hat man dich denn nie
befragt?«
»Na, mi it. Do waret scho Polizischta beim Hündle doba, aber i war
scho dussa, wo dia kumma sind. Vo mir hot kuiner eabbas wissa wella.«
»Du Sepp, ich glaube, du solltest das der Polizei erzählen. Ein
Freud von mir ist zufällig der ermittelnde Kommissar«, begann Jo vorsichtig.
»Zufällig, häh!« Sepp zwinkerte ihr zu. »A Freind, häh? Frau
Gschwendter hot mir scho verzehlet, dass du bei der Rümmele-Gschicht mitdua
hosch.«
Die gute Resi Geschwendter. Sie wusste immer über alles und jeden
Bescheid. Welche Autos wann bei Jo gestanden hatten, wie lange Licht gebrannt
hatte. Wie oft hatte die Gschwendtnerin dann lächelnd gefragt: Heit Nacht hend
dir aber lang geschafftet, gell? Sie selber schien nie zu schlafen. Aber Jo war
darüber gottfroh. Sie fühlte sich nicht bespitzelt, sondern bewacht und
umsorgt.
Sepp fuhr fort: »I weiß scho, dass di so eabbas interessiert. Und
dein Freind kenn i au. Des isch dr Bua vom Weinzirl in Eckarts dienet. Do
liefer i au hi. Und was soll i dem jetzt verzehla?«
Jo war völlig platt. »Naja, dass Adi vielleicht doch einen Feind
gehabt hat.«
»So? Mei, des ka i deam scho verzehla. Aber weisch, i mach alls
Schritt für Schritt. I sag allat: Über a Brucka goht ma, wenn ma davor stoht.«
»Tja, aber irgendwie hab ich dich jetzt vor die Brücke geführt.«
Sepp strahlte. »Ja, nochhert geh i au numm. Aber jetzt schaff i
zerscht weiter, und du ruafsch d Gerhard an und seisch m, dass i so um a viere
wiedr im Lager bi. I sott halt a Dienschthändi hon. Aber des hon i flacka long.
Des neimodisch Glump mag i sowieso it. So, aber jetzt muass i!«
Er stand auf und ging hinaus in den kalten Winter. Als er leicht
hinkend durch den Schnee stapfte, drehte er sich noch mal um. Jo winkte ihm
nach und bewunderte dann, wie er den Getränke-Lkw sanft zurücksetzte und um
eine enge Kurve manövrierte. Bei so einem sollten die niederländischen
Wohnwagenbesitzer mal einen Winterfahrkurs machen, dachte Jo. Sie griff zum
Telefon und gab Gerhard einen kurzen Bericht des
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