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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Gesprächs. Sie hörte Rascheln
und Scharren am anderen Ende der Leitung und wusste, dass Gerhard im Raum
herumtigerte.
    »Und wieso erzählt er dir so was so einfach. Soll ich dir einen Job
bei der Kripo anbieten, bei deinem Talent?«
    »Gern, sehr gern, ich habe Journalisten nämlich gestrichen satt!
Hier stelle ich ganz einfache Fragen, und ich bekomme einfache Antworten. Ich
gebe immer auch was von mir selbst preis. Es muss wirken wie ein Gespräch,
nicht wie ein Verhör. Das funktioniert im wahren Leben, aber nicht bei der
Journaille!«, rief Jo.
    Gerhard klang nicht so ganz überzeugt. »Wenn diese Rezeptur wirklich
funktioniert, hast du den Job. Aber …«
    »Ich habe heute noch was gelernt«, unterbrach ihn seine Kollegin in
spe, »über die Brücke gehst du erst, wenn du davor stehst. Das müsste dir doch
liegen. Du bist doch auch so ein Schau-mer-mal-Typ. So wie ich. Tot-Planen,
tausend Bedenken und Ängste äußern und in Agonie verharren, das mögen wir doch
beide nicht. Ich habe heute zum ersten Mal so ein treffendes Bild dafür
gehört.«
    Gerhard grunzte. »Ein Philosoph, dein Sepp! Aber danke! Das ist
endlich mal eine Spur.«
    Beschwingt fuhr Jo ins Büro, nicht ohne Gerhard natürlich mehrfach
zu ermahnen, sie sofort anzurufen, wenn er mit Sepp gesprochen hatte.
    Gerhard hingegen war weniger beschwingt. Wie konnte es sein, dass
dieser philosophische Bierfahrer von seinen Leuten nicht befragt worden war? Er
ging über den Gang in das Büro von Markus und Evi und baute sich vor dem Tisch
von Markus Holzapfel auf.
    »Markus, ich hätte gern die Protokolle der Befragungen im Hündle
Bräu.« Schwupps, ein Griff und schon förderte Markus sie zutage. Langsam war er
ja, schwer von Begriff auch, aber ordentlich in der Ablage.
    Gerhard nahm den Packen mit und blätterte ihn durch: Alles schien zu
stimmen, vier Bierfahrer gab’s bei Hündle. Vier waren befragt worden.
    Mit den Unterlagen ging er zurück in sein Büro, wählte die Hündle
Nummer und hatte die Chef-Sekretärin am Apparat.
    »Frau Endrass, arbeitet bei ihnen ein gewisser Sepp, ein
Bierfahrer?«
    »Sepp Guggemoos, natürlich. Wieso?«, fragte die Büroperle.
    »War Herr Guggemoos da, als meine Leute in Ihrem Betrieb waren?«
    »Ja, natürlich.« Die Dame klang verwirrt.
    »Liebe Frau Endrass, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt etwas
begriffsstutzig wirke, mir liegen hier Protokolle von Befragungen von vier
Fahrern vor: Bechteler, Nägele, Settele, Schmidt. Sie haben genau vier Fahrer,
müsste da Herr Guggemoos nicht auch auftauchen?«
    Kurze Zeit war es still, dann kam ein trockenes Lachen.
    »Wir haben vier Stammfahrer, Schmidt ist eine Aushilfe für die
February-Peak-Season – so nennt der Chef die Faschingszeit. Wir nennen ihn den
Mäschkerle-Schmidt, der halt immer an Fasching aushilft.«
    »Danke, Frau Endrass, und wenn Sepp Guggemoos kommt, bitte sagen Sie
ihm, dass er auf jeden Fall auf mich warten soll.«
    Dieser Holzapfel! Drei wertvolle Tage verloren! Gerhard war nahe
daran, in seine Uli-Stein-Kreaturen zu beißen und im zweiten Impuls Markus
Holzapfel zu erwürgen. Beides unterließ er. Er rief Markus erst nach einer
halben Stunde zu sich. Sein Zorn war einer Eisesstimme und einer Ruhe gewichen,
bei der es unter der Oberfläche noch kräftig brodelte. Als Markus Gerhards Büro
wieder verließ, war der junge Polizeimeister fünffach gefaltet, aber noch am
Leben. Und er war auf unbestimmte Zeit zu Recherche-Aufgaben im Büro
verdonnert. Nach der Herkunft des Rohypnol zu forschen beispielsweise.
    Um drei verließ Gerhard zusammen mit Evi Straßgütl das Präsidium.
Der Schneefall hatte zugenommen. Nach den Schneewirbeln des Vormittags sanken
nun dicke Flocken geradlinig zu Boden. Die ersten Auffahrunfälle kamen über
Funk.
    »Wenn Allgäuer schon nicht im Schnee fahren können, wer dann? Es
geht dahin mit der Welt«, murmelte Gerhard.
    Evi schaute ihren Vorgesetzten vorsichtig von der Seite an. Solch
negative und wenig konkrete Äußerungen waren gar nicht seine Art. Das mit
Markus hatte ihn mitgenommen. Gerhard hasste es, seine Mitarbeiter
reglementieren zu müssen. Schweigend fuhren sie durch den Schnee. Der
Schneefall wurde immer dichter. Immenstadts Fassaden wirkten verwischt, und am
Alpsee hingen die Wolken so tief, dass sie in Hochreute und Trieblings auf den
Häusern aufzusitzen schienen. Bei Hündle Bräu in Knechtenhofen war ein
Schneepflug eifrig am Werk. Hündle Bräu war ein Traditionsunternehmen, 1890
gegründet und

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