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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Wintr, so war
des. Heit gits froschtschutzsichre Mörtl, des isch doch verruckt, odr? Warum
hend dia Leit so wenig Zit? Und nochhert wundret ma sich, dass im erschta Johr
alls schimmlet. Und im zweita, do kutts Wasser aus dr Iller, und nochhert
schimmlet alls erscht reacht! Do hon i Kundschafta, dia gend kaputt, vors
Heisle fertig isch.«
    Jo sah ihn an. Ein einfacher Mann, der es schaffte, Wahrheiten auf
den Punkt zu bringen, in einer Klarheit, die sie so oft vermisste in ihren
Werbebroschüren, bei ihren Journalisten, ja in ihren eigenen Gedanken und
Sätzen. »Tja Menschenverstand ist eine vom Aussterben bedrohte Eigenschaft«,
sagte Jo und spürte schon beim Reden, dass sie sich meistens hinter Ironie
versteckte.
    Sepp rührte im Espresso und lächelte. »I hon it amol a Realschual und
englisch ka i au it! Aber i hon allat higluaget und nagloset.«
    Jo nickte. »Na wenigstens sind wir hier am Land, da haben die Leute
vielleicht ihre fünf Sinne besser beieinand?« Sie merkte, dass das wie der
Ausdruck einer Hoffnung klang, weniger wie tiefe Überzeugung.
    Sepp lächelte erneut und wenn das bei einem Bierfahrer nicht
wirklich ein völlig haarsträubender Vergleich gewesen wäre, hätte Jo gesagt:
Geheimnisvoll wie Mona Lisa.
    »Gell, dir sind im Tourismus? Dir leabet dvo, dasses bei is scheene
Baurahef git und Baura, dia no so schaffet, dass es ausluaget wia a heile Welt?
Aber Freilein Jo, des isch doch au längscht vorbi. Do nimmsch jetzt wieder a
Kundschaft vo mir. A Waldbaur, der auf alls schimpft, was ausländisch isch. Der
hot friner d Reps gwählt, der Depp, der! Aber dr selbige hot a riesige
Maschinahalla baut. Und weisch wia? Mit Holz aus Tschechien, weil des gschnitta
agliefret billigr isch, als wennr sein eigana Wald zämet schnidet. S Holz
verkauft er als Brennholz an Kemptner mit dänischa und schwedischa Öfa.
Verstohsch? D Welt isch scho lang verdräht, bei is! Und dia selba Baura ganget
auf a Demo, dass d Kunda bei Ihne kaufa sollet und it beim Aldi. Des isch doch
alls bloß a Geschwätz mit der heila Welt. Dia git’s it.«
    Jo konnte nur verblüfft nicken.
    Sepps blaue Augen glühten, als er fortfuhr: »Und weisch, do kauf i
manch Mol liebr beim Aldi. Du glaubsch gar it, was i alls eassa muaß. Do
schenket mir dia Leit Käs und Wurscht und Eier und Guazla. Do hon i a Frau, des
dätsch it glauba. Dia hot so a schlammpigs Häs a! Und in deam Haus luagets aus
wie im Saustall. Do grausets mir zum Nahocka! Und dia schenkt mir allat an
selbergmachta Presssack. Und was glaubsch? Dean frisst it amol d Hund!«
    Jo lachte heraus und blickte sich leicht betreten in ihrer Küche um.
»Na ja, ich bin auch nicht gerade überaus ordentlich.«
    Er lachte gutmütig. »Mei Freilein Jo, des isch a Krankahauskucha
gega andre.«
    »Zumindest musst du keine Angst haben, das sich dir was zum Essen
mitgebe. Ich bin jetzt nicht gerade eine begnadete Hausfrau.« Jo grinste.
    »Aber d Exschpresso isch so guat wie bei dr Luisa in Lignano. Fascht
besser und do fahr i zwei Mol im Jahr hi!«, beteuerte Sepp und fuhr fort: »Mei,
i find des guat, wenn junge Fraua an Beruf hend, an Ma findscht allat. Und wenn
der nochhert amol abhaut oder verreckt, nochhert hosch no eabbas eigens.«
    Er war erfrischend direkt dieser Sepp!, dachte Jo. Und erfrischend
modern!
    Sein Blick verfinsterte sich. »Mei, do nimmsch jetzt a Wieb wia dia
vom Adi. Dr Ma tot und des a so und d Frau war allat bloß fir ihn do. Und Kind
hot se kuine. Und Verwandtschaft hot se au kuine. D Frau Feneberg isch aus der
Schweiz, Kawenk hot se sich gschrieba und s git bloß no a Schwester in Berlin,
dia au a Witwe isch.«
    Jo stand auf und setzte ihre Kaffee-Maschine nochmals in Gang. Sie
redete mehr zur Maschine als zu Sepp.
    »Ich war in Eckarts beim Funken. Ich hab den Arm gesehen. Es war
grauenhaft. Ich kannte Adi Feneberg nicht, aber was man hört, war er ein ganz
ein netter Kerl.«
    »Der Adi war a Seele von am Ma.«
    »Hattet ihr denn viel miteinander zu tun?«, fragte Jo, die mal
wieder mit der Tür ins Haus fiel.
    Sepp schien das nicht zu bemerken. »Weisch, mir waret ja dia Ältere
beim Hündle. Und dr Adi, der hot mir oft beim Lada gholfa weaga meinr Hüfte.
Der war ja no beianand wia a Jungr. Der isch no Skitoura ganga, der war ja no
narrisch guat! Bilder hot der zeiget von dr Ot Rut in Frankreich, mi leckscht
am Fidla!«
    »Aber so ein Mann liegt doch nicht im Funken?« Jo gab ihrer Stimme
einen entrüsteten Unterton, als sie sich wieder an den Tisch

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