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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hatten Revision und hatten eine Sonntagsschicht eingelegt, von neun
bis fünf am Abend.«
    Gerhard machte sich einige Notizen, bat um eine Kopie des
Canna-Bier-Prospekts und stand abrupt auf.
    »Danke für Ihre Kooperation!«, und weg war er. Evi hatte zu tun,
hinterherzustolpern.
    Evi, die sonst immer die kühle Blonde gab, war genervt. »Was soll
der hektische Aufbruch? Und warum hast du ihn nicht konkreter gefragt, wo er so
gegen sechs in der Frühe am Sonntag war?«
    »Denk mal nach! Erstens: Der hat auch Zeitungen gelesen. Er glaubt,
dass der Mordzeitpunkt untertags anzusiedeln ist. Und dafür hat er ein Alibi.
Zweitens: Wieso wurde er so hektisch, als er über sein Alibi für Samstagnacht
sprach? Hat der Gute etwa seit Samstagnacht Dreck am Stecken?«
    Evi schaute ihren Chef an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Mensch,
klar, du hast Recht. Das ist mir gar nicht aufgefallen. Für die Tatzeit hat er
wirklich kein Alibi!«, rief sie triumphierend. »Aber wieso hat er von sich aus
von Samstagnacht geredet?«
    »Tja, bella criminalista, auf gute Fragen brauche ich gute
Antworten. Ich möchte auf jeden Fall, dass du jede Minute im Leben des
Ludwig-H-Punkt in der letzten Woche nachvollziehst. Vor allem Samstagnacht. Wo
war er? Akribisch jede Minute! Fahrten, Fahrzeuge, Bekannte und so weiter.«
    Evi nickte. »Glaubst du wirklich, er hat Adi umgebracht?«
    Gerhard hatte die Lippen verformt, als würde er einen Kaugummi
aufblasen. Plopp!
    »Ich weiß nicht. So dämlich sein Hanfbier auch sein mag, bringt man
deswegen seinen Braumeister um? Ich weiß es wirklich nicht, aber was ich weiß:
Da ist was im Busch! So Bella, und jetzt husch, ab in den Feierabend, und
morgen in der Früh wirst du beginnen, im Leben des feisten Hanfbierkönigs
H-Punkt zu stochern.« Er machte keinerlei Anstalten, ins Auto einzusteigen.
    »Ja, dann los, fahren wir«, meinte Evi.
    »Du fährst, ich hab hier noch was zu tun, ich finde schon einen
Chauffeur. Abflug mit dir!«
    Evi rümpfte die Nase und fuhr. Gerhard sah ihr hinterher. Sie war
eine klasse Polizistin, bloß fehlte es ihr etwas an der Lockerheit. Und er
wusste, dass sein Chaos-Stil die arme Evi oft vor eine harte Prüfung stellte.
Gerhard schlenderte aufs Gebäude zu, und just in dem Moment kam Frau Endrass heraus.
    »Liebe Frau Endrass, ich hätte zwei Bitten: Könnten Sie mich mit
nach Staufen nehmen und mir womöglich auf einen Kuchen im Café Prinzess
Gesellschaft leisten?«, fragte Gerhard.
    »Sie wollen mich mit Kuchen bestechen?« Die Sekretärin stöhnte und
klopfte auf ihre Hüften. »Ich bin in der Hinsicht leider sehr bestechlich.«
    »Ich weiß, Sie teilen mein Laster, überall in den Schubladen
Schokolade zu deponieren.« Gerhard zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Ich muss berufsbedingt die Augen überall haben. Sie sind auch so eine anonyme
Schokoabhängige. Und wissen Sie was? Das ist extrem ungesund: Süßes muss man
lustvoll und in der Öffentlichkeit essen, und deshalb gehen wir jetzt ins Café
Prinzess!«
    Als Gerhard vor der opulenten Vitrine stand, sah er wirklich aus wie
ein glücklicher Junge vor dem Weihnachtsbaum.
    »Schwarzwälder Kirsch, ich sterbe für Schwarzwälder!«
    »Ich auch! Aber ich könnte auch den Apfelkuchen mit Mandelblättchen
nehmen. Oder diese göttliche Eierlikörtorte.« Frau Endrass strahlte.
    Und so standen bald zwei unanständig große Stücke Schwarzwälder und
Eierlikörtorte vor den beiden. Nach einigen schweigenden Bissen des totalen
Genusses, ließ sich Frau Endrass in den Stuhl zurücksinken.
    »Und nun, Herr Weinzirl? So sehr ich die Gesellschaft eines jungen,
attraktiven Schoko-Fanatikers zu schätzen weiß. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sehen Sie, Ihr Chef hat mir nun also von seinen Hanfbier-Plänen
erzählt. Und davon, dass Adi Feneberg davon wenig angetan war. Er hat auch kaum
Zweifel daran gelassen, wie wenig er seinen Braumeister mochte. Aber hat er ihn
deswegen umgebracht?«
    »Na, Sie halten sich mit Vorreden wohl nicht auf. Und ich soll Ihnen
allen Ernstes sagen, ob ich meinen Chef für einen Mörder halte? Herr Weinzirl!«
Frau Endrass schien entrüstet.
    »Frau Endrass!« Gerhards Lausbubenlächeln war entwaffnend, als er
einen Baileys mit Sahne vor ihr abstellte.
    Sie nippte, schloss die Augen, nippte erneut. »Es dürfte Ihnen nicht
entgangen sein, dass meine Sympathien sich in Grenzen halten. Sepp mag ihn auch
nicht besonders. Adi mag ihn, äh mochte ihn auch nicht – Gott ich kann das
alles noch gar

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