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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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gewesen war.
Konzerte, bei denen es einfach immer geregnet hatte. Absolut verlässlich!
    Als Jo nach Hause kam, stöpselte sie erst mal den Stecker für den
Internetzugang ein – da war die ersehnte Mail: »Hi, Allgäuer Mädle. Hier in
Hamburg schüttet es. Schnee hört sich gut an. Bis bald. Jens.«
    War das jetzt gut oder schlecht? Gut: Er hatte sofort geantwortet.
Schlecht: Ein bisschen mehr hätt’s ja doch sein dürfen. Und während Jo diese
Gedanken drehte und wendete, hatten sich auch die Tiger eingefunden. Moebius
lief hurtig über die Tastatur des Laptops, Einstein jagte das Kabel des
Computers und Mümmel schärfte ihre Krallen an Jos Knie. Eindeutige Aufrufe
dreier armer Kreaturen, die schon ein leichtes Hungerödem zeigten.
    »Okay, Essen kommt. Ihr habt ja Recht. Immerhin hat er geantwortet.
Was hätte er auch schreiben sollen. Baby, du warst toll? Das wäre ja wohl
Quatsch.« Das fand Moebius auch und überquerte die Tastatur erneut.

7.
    Gerhard war am nächsten Morgen früh ins Büro gekommen, und da lagen
bereits Stapel von Zeitungen auf seinem Tisch. Die Medien hatten sich voll auf
die Okkultismus-Schiene eingeschossen. Ein Reporter der Münchner Abendzeitung
hatte recherchiert, dass es erst kürzlich in Kempten und Sonthofen Fälle von
schwarzen Messen auf Friedhöfen gegeben hatte. Tierkadaver waren gefunden
worden und viele abgebrannte Kerzen. Nun konstruierte der Mann einen Zusammenhang
und mutmaßte allen Ernstes, dass »dieser Zirkel nun etwas Größeres und
Grausameres geplant hat. Ein Menschenopfer im Höllenfeuer?«
    »Da schmeckt einem ja der Kaffee nicht mehr«, grummelte Gerhard in
Richtung der »Steins.«
    »Dir schmeckt was nicht? Das kommt aber selten vor«, kam es von der
Tür, wo Evi stand und grinste. »Ich hab dir diese Appetitverderber hingelegt.
Sollen wir in der Richtung mal nachforschen?«
    »Ich halte das für einen ausgemachten Schmarrn. Mit Katzenkadavern
schwarze Messen zu feiern ist das eine, aber einen Menschen in den Funken zu
werfen … Noch lebend? Aber wir haben sonst nicht viel. Also schau dir die
Katzenkadaver mal an.«
    Der Uli-Stein-Kater schaute missbilligend, Evi auch.
    »Ja, ich weiß, das sind deine bedauernswerten Verwandten«, sagte
Gerhard in Richtung Computer und zu Evi gewandt: »Du weißt schon, was ich
meine.«
    Nachdem sie gegangen war, wurde Gerhard ständig durch Meetings mit
dem Pressesprecher und dem Staatsanwalt aufgehalten. So konnte er erst um halb
zwölf das Büro verlassen, um zum Grundbuchamt zu fahren. Vage konnte sich
Gerhard an eine Beschreibung von Volker Reiber erinnern, der letztes Jahr in
der Rümmele-Mordsache recherchiert hatte. Er hatte damals mit einer
Mitarbeiterin aus einer Art »Dschungelbuch-Büro« zu tun gehabt.
    Als Gerhard den Raum betrat, war ihm klar, dass das die nämliche
Dame sein musste. Sie wirbelte gerade mit einer Gießkanne durch den Raum und
goss hundertundeinen Weihnachtsstern sowie ins Endlose rankende Wasserlilien.
    Die Dame von imposanter Statur – sie war bestimmt über ein Meter
achtzig groß – schob Gerhard ihren Busen wie einen Panzer entgegen.
    »Sie wünschen?« Sie fragte das in einer Tonlage, die verhieß, sich
besser nichts zu wünschen.
    Auweh, dachte Gerhard, es war Freitag fünf vor zwölf, da macht man
sich auf deutschen Behörden keine Freunde. Er zückte seinen Dienstausweis.
    »Ich ermittele in der Mordsache Adi Feneberg und benötige Einsicht
in die Grundbuchunterlagen der Hündle Bräu.«
    Die Sachbearbeiterin wogte zu ihrem Schreibtisch, fasste in eine
Ablage und hielt Gerhard einen Ordner hin.
    »Junker Mann«, sie betonte das im Von-drieben-rieber-Dialekt,
»junker Mann, ich lese Zeitung und habe mit Ihnen gerechnet. Donnerstag vor
einer Woche war ein Herr Haggenmüller da, und der war angesichts dieser
Unterlagen kurz vor dem Kollaps, so rot war der angelaufen.«
    Sie schaute strafend auf die Uhr, noch strafender auf Gerhard und
wandte sich wieder ihrem Stubendschungel zu. Gerhard las und dann entfuhr ihm
ein »Auweh«.
    Die Blumen-Brünhilde, diese mächtige Patrona Florae zuckte mit der
Schulter.
    »Dumm, wenn man verkaufen will!«
    Gerhard starrte sie an. »Wollte er verkaufen?«
    »Junker Mann, wie ich seiner geschmacklosen Fluchtirade entnehmen
konnte: Ja!«
    Als Gerhard um kurz nach zwölf vor die Tür trat, lehnte Jo an seinem
Bus, den er mal wieder einem Dienstfahrzeug vorgezogen hatte. Jo trug einen
Fleecehut mit Jeansfransen und trotzte wacker dem Flockenwirbel, der auch

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